Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
zweimal, Darim dreimal gewonnen. Der Königssohn mochte zwar trotz seiner achtzehn Jahre wie ein Kind denken, doch er war äußerst sportlich. Für Jasurea, selbst auch nicht untrainiert, stellten die Wettrennen mit Darim eine Herausforderung dar.
Diesmal wollte sie gewinnen. Sie gab alles, sprintete über die Wiese, vorbei an Büschen, die ihr Kleid und ihre Beine zerkratzten, zwischen Bäumen hindurch und durch schlammige Pfützen. Der Weg ins Ziel war voller Hindernisse, doch gerade deshalb hatten Darim und Jasurea ihn als Rennstrecke ausgewählt. Sie rannten beide barfuß, was das Rennen noch erschwerte. Jasurea strahlte, als die gläserne Verandatür näher rückte und sie erkannte, dass sie in Führung lag. Diesmal würde sie gewinnen.
„Gewonnen!“, rief sie triumphierend, als sie durch die Glastür in den kühlen Palast sprintete. Ihre Beine waren zerkratzt, ihr schwarzes Haar zerzaust, ihre Kleider klebten an ihrem Körper und ihre Füße hinterließen eine schlammig braune Spur auf dem weißen Steinboden des Palastes.
„Gratuliere!“
Er war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Plötzlich stand er vor ihr. Jasurea japste erschrocken auf. Sie hatte Rabmaz zu spät gesehen und konnte ihm nicht mehr ausweichen. Mit vollem Tempo prallte Jasurea gegen den König. Seine Arme schlossen sich hart um ihren schweißnassen Körper, umfingen sie wie eine Zange und drückten sie dicht an seine Brust.
Jasureas Brust hob und senkte sich keuchend an seiner. Langsam hob sie den Blick. Überraschung und Entsetzen spiegelten sich in ihren Augen. Seit wann war der König zurück? Konnte es sein, dass seit Rabmaz Abreise bereits vier Wochen verstrichen waren? War etwa heute der Tag seiner planmäßigen Rückkehr? Jasurea hatte den König ob ihren Besuchen bei Nesean und ihren Spielen mit Darim völlig vergessen.
Sie musterte ihn stumm. Schweiß perlte auf seiner Stirn, seine Kleidung wies Flecken auf und er schien erschöpft. Er musste eben erst im Palast eingetroffen sein.
„Na? Erfreut mich zu sehen?“
Seine tiefe, distanzierte Stimme perlte über ihren Rücken wie kühle Wassertropfen. Jasurea zwang sich zu einem hastigen Nicken. Rabmaz kommentierte dies nur mit einem spöttischen Lächeln. Da taumelte Darim ins Ziel. Auch er hinterließ eine Schlammspur auf dem makellosen Palastboden. Abrupt ließ Rabmaz Jasurea los, um sich seinem Sohn zuzuwenden.
„Papa!“, jubelte Darim fröhlich. Die Heimkehr seines Vaters ließ ihn seine Niederlage fürs Erste vergessen.
„Hallo, Sohn. Schön dich zu sehen.“
Jasurea wollte die Begrüßung zwischen Vater und Sohn nutzen, um sich unauffällig davon zu stehlen. Doch weit kam sie nicht. Rabmaz packte ihren Oberarm und wirbelte sie zu sich herum. „Wo glaubst du, dass du hingehst?“
Jasurea blinzelte überrascht. „Aber ich…“
„Nichts da. Du bleibst hier.“
Der König hielt Jasurea eisern fest. An Darim gewandt meinte er: „Ich hab dir was mitgebracht, Sohn. Aber zuerst muss ich eine Dusche nehmen.“
„Mitgebracht!“ Darim klatschte begeistert in die Hände.
Rabmaz senkte den Mund an Jasureas Ohr. „Ich sehe, Darim und du, ihr hattet euren Spaß. Aber jetzt spielst du ein bisschen mit mir, ja?“
Die Augen des Königs blitzten. Es gab keinen Zweifel daran, an was für ein Spiel er dachte. Jasurea schluckte. Sie hatte den Gedanken an Intimität mit dem König stets unterdrückt. Doch nun ließ sich das Unvermeidliche wohl nicht länger hinauszögern. Trotzdem versuchte sie es.
„Ich bin ganz verschwitzt. Ich brauche eine Dusche.“ Sie wollte sich Rabmaz Griff entziehen, doch er umklammerte sie nur noch fester.
Er warf ihr einen herausfordernden Seitenblick zu. „Das trifft sich gut, Süße. Denn ich brauche ebenfalls eine Dusche.“
Jasurea errötete. Ihr Versuch, Rabmaz zu entkommen, war eindeutig fehlgeschlagen.
Rabmaz lachte rau, als er ihren Hintergedanken erkannte. „Weißt du, wie lange ich auf dich gewartet habe? Vier Wochen können eine Ewigkeit sein. So schnell entkommst du mir nicht.“
Mit diesen Worten führte er sie zu seinem Schlafgemach, ohne sich um die Schlammspur zu kümmern, die Jasureas Füße hinterließen. Der König hatte genug Angestellte, die damit beauftragt waren, im Palast für Sauberkeit zu sorgen. Er selbst musste sich nicht darum kümmern. Rabmaz verschloss die Schlafzimmertür hinter sich und ließ den Schlüssel in die Hosentasche gleiten, ganz so, als wolle er Jasurea jedes Fluchtwegs berauben. Dann zog er sie
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