Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
vorgestellt.
Den ganzen Abend, nachdem Rabmaz zu seiner Konferenz aufgebrochen war, hatte Jasurea mit Schuldgefühlen gekämpft. Es ließ sich nicht leugnen, dass die geschickten Liebkosungen des Königs ihr Haut zum Prickeln gebracht hatte und ein sanftes Ziehen in ihrem Unterleib ausgelöst hatte. Viel verräterischer als diese Zeichen die Erregung, die sie auch hätte ignorieren können, war die Feuchte zwischen ihren Schenkeln gewesen. Dabei hatte es sich nicht bloß um einen zarten Tau der Erregung gehandelt, sondern um Wellen der Lust, die ihr ihre Bereitschaft signalisiert hatten, den König in sich aufzunehmen. Und nicht nur ihr. Natürlich war dem König ihre Nässe auch nicht entgangen. Du bist nass für zwei, hörte Jasurea die Stimme des Königs. Die Erinnerung an seine Worte brachten ihre Wangen jetzt noch zum Glühen. Sie presste die Hände an ihre heißen Wangen, als wolle sie sie abkühlen. Eines wusste sie genau: Sie würde Nesean niemals von ihrer körperlichen Reaktion auf Rabmaz erzählen. Das würde Nesean, der jetzt schon von Eifersucht geplagt wurde, über die Klippen des Neides stürzen lassen.
Jasurea legte sich wieder in ihre Kissen zurück und schloss die Augen. Sie schloss ihre Augen und glitt wenig später ins Reich der Träume.
Am nächsten Tag erhielt sie Besuch von ihrer Tante. Es war ein Tage wie alle andern Sommertage, drückend heiß und schwül. Jasurea hatte sich ein azurblaues Kleid für den Tag ausgesucht, nach dem ihr Blicke lange über die Reihen an Kleider gefahren war, die ihr zur Verfügung standen. Sie alle waren nach Jasureas Ankunft im Palast in Windeseile angefertigt worden. Sulfeia, ihre Dienerin, hatte Jasurea nach Rabmaz überstürzter Abreise die Masse genommen und schon am nächsten Tage hingen die ersten Kleider in Jasureas Schrank. Sie war mit den sieben neuen Kleidern sehr zufrieden gewesen. Als sich ihre Zahl von Woche zu Woche verdoppelt hatte, war Jasurea unruhig geworden. Sie hatte Sulfeia darauf angesprochen, doch diese meinte nur, der König hätte befohlen, eine neue Garderobe für Jasurea anzufertigen. „Wie viele Kleider… umfasst denn eine neue Garderobe?“, hatte Jasurea Sulfeia kritisch gefragt. Ihre Dienerin hatte nur mit den Schultern gezuckt. „Für den König, die Königin und den Königssohn, sowie für Leute, die der Königsfamilie nahe stehen – so viele Kleider wie möglich eben.“
Inzwischen hatte Jasurea mehr Kleider, als sie zählen konnte. Das azurblaue Kleid das sie heute trug, war am Rücken V-förmig ausgeschnitten, ließ also einen Großteil ihres Rückens entblößt.
Jasurea saß im Garten unter der Schatte einer Eiche, wo sie mit Darim und Sulfeia Karten spielte. Es ging bereits gegen Mittag zu. Den König hatte Jasurea den ganzen Morgen über nicht gesehen. Als sie sich bei Sulfeia nach Rabmaz erkundigt hatte, hatte ihre Dienerin ihr geantwortet, der König sei früh aufgebrochen, um seinen Bruder zu besuchen. Jasurea fragte sich, woher Sulfeia stets so gut über die Angelegenheiten des Königs informiert war, doch sie fragte ihre Dienerin nicht danach.
Schweigend spielten sie Karten, froh um jeden Windstoß, der ihnen etwas Abkühlung brachte. Als endlich ein lang ersehnter Luftzug durch die Bäume strich, schloss Jasurea die Augen und atmete tief ein. Obwohl sie sich nicht bewegte, standen ihr Schweißperlen auf der Stirn. Sie gab sich ganz dem Luftzug hin, genoss es, wie der Saum ihres Kleides um ihre Knie spielte.
Als sie sich nähernde Schritte hörte, schlug sie die Augen wieder auf. Ein Diener trat zu ihnen, um Jasurea über die Ankunft ihrer Tante zu informieren.
„Führ sie herein“, befahl Jasurea dem Diener, überrascht, wie leicht ihr inzwischen das Befehlen fiel. Befehle erteilen war etwas, woran man sich schnell gewöhnte. Jasurea befahl Sulfeia, eisgekühlte Getränke und einen Imbiss für ihre Tante zu servieren und erklärte dem Königssohn, dass sie ihr Kartenspiel später fortsetzten würden. Sulfeia und Darim verschwanden im Palast, als ihre Tante den königlichen Garten betrat. Der Diener, mit dem Jasurea zuvor gesprochen hatte, führte Anaisa zum kleinen Tisch unter der Eiche. Jasurea erhob sich, um ihre Tante zu umarmen. Der Diener verschwand wieder.
„Jasurea, wie geht’s dir?“, fragte Anaisa, als sie sich Jasurea gegenüber setzte.
„Gut, Tante, gut. Und dir?“
Ihre Tante nickte. „Ich kann nicht klagen.“
Es war das erste Mal, das Anaisa Jasurea im Palast besuchte. Nun blickte
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