Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
Rabmaz Jasurea auf den Boden. Er sagte nichts, doch sie konnte verschiedene Gefühle in seinem Gesicht lesen: Erschöpfung, Zufriedenheit, Sättigung. Und auch leisen Unglauben.
Noch immer keuchend schloss Rabmaz die Knöpfe seiner Hose. Danach verließ er wortlos das Badezimmer.
Kapitel 7
Es war wie verhext, dachte Jasurea. Es war im ganzen Land bekannt, dass der König oft auf Reisen war, sich sogar öfter auf Reisen als im Palast selbst aufhielt. Doch diesmal schien es, als wolle er einfach nicht abreisen. Ausnahmsweise, so schien es, war Rabmaz Zeit im Palast diesmal nicht so begrenzt wie sonst. Ein Monat hielt sich der König nun schon im Palast auf. Das hitzige Liebesspiel im Badezimmer lag bereits drei Wochen zurück. Seither hatte Rabmaz sie mehrmals in ihrem Schlafzimmer aufgesucht. Meistens besuchte er sie abends, wenn sie bereits im Bett lag und kurz vor dem Einschlafen war. Dann legte er sich zu ihr, begann sie zu küssen und sie zu stimulieren, bis sie sich nach Erleichterung sehnte. Bis sie sich nach ihm sehnte.
Nach jedem Liebespiel mit dem König hatte Jasurea Schuldgefühle gegenüber Nesean. Es war nicht richtig, dass sie sich nach dem König sehnte. Ihre Sehnsucht nach Rabmaz war verboten, tabu. Ihr Herz gehörte nun mal Nesean.
Immerhin, versuchte sie sich jeweils zu beruhigen, war es ja nicht so, dass sie sich die Vereinigung mit Rabmaz bewusst herbeiwünschte. Ihr Körper reagierte einfach auf die geschickten Hände des Königs, das war alles. Rabmaz war wirklich geschickt und zudem sehr ausdauernd. Er brachte sie immer zum Höhepunkt, entweder bevor oder nachdem er kam. Das überraschte Jasurea. Es war, als ob Rabmaz es als selbstverständlichen Teil der Abmachung hielt, ihr genauso viel Lust zu schenken, wie er erlebte. Damit hatte Jasurea nicht gerechnet, als sie eingewilligt hatte, seine Geliebte zu werden.
Die Vereinigung mit Rabmaz während der vergangen Nächte war jedoch nie mehr so intensiv gewesen, wie damals im Bad, als sie sich heiß und leidenschaftlich geliebt hatten. Ebenfalls im Gegensatz zum Liebesspiel im Bad stand, dass sie sich an den späten Abenden, an denen Rabmaz sie aufsuchte, kaum miteinander sprachen. Sie tauschten weder Worte der Lust aus noch sprachen sie über Alltäglichkeiten. Wenn Rabmaz ihr Zimmer betrat, war er oft nachdenklich. Jasurea nahm an, er brüte über Politik nach. Er sprach mit ihr jedoch nie über politische Angelegenheiten. Wenn er zu ihr kam, dann um zu vergessen. Sie grüßten sich jeweils, er kroch unter ihre Bettdecke, sie liebten sich und der König verschwand wieder. Manchmal murmelte er ein Abschiedswort, manchmal nicht.
Von Sulfeia war Jasurea das Gerücht zu Ohren gekommen, dass das Volk unruhig wurde, da die Kämpfe am Ru-Fluss nun schon so lange andauerten. Das Volk war enttäuscht, dass mit der Gefangennahme von Nesean kein Ende der Kämpfe erzielt worden war. Wahrscheinlich war es die Angespanntheit des Volkes, die Rabmaz beunruhigte, dachte Jasurea. Doch sie fragte den König nicht nach seinen Gedanken. Nicht, dass es sie übermäßig interessierte hätte, was in ihm vorging. Alles was sie sich wünschte, war seine Abreise. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als den Prinzen zu besuchen, aber sie wusste, dass es sehr verwegen gewesen wäre, dies unter Rabmaz Anwesenheit im Palast zu tun, selbst wenn er ihr nie verboten hatte, Nesean zu treffen. Trotzdem, so schwer es ihr auch fiel, sie würde einen Besuch im Kerker so lange aufschieben, bis Rabmaz wieder auf eine seiner Reisen aufbrach.
Jasurea seufzte leise. Sie saß draußen auf einer Gartenbank im Schatten zweier Eichen. Obwohl es schön schattig war, klebte ihr Kleid an ihrem Körper, als hätte sie gerade Hochleistungssport getrieben. Jasurea gegenüber saß Darim, der Königssohn. Zwischen ihnen stand ein kleiner Tisch mit einem Schachbrett. Darim war überraschend gut im Schachspiel. Jasurea musste sich bei den Partien mehr anstrengen, als sie angenommen hatte.
„Mehr Wind“, befahl Jasurea gereizt. Sie fühlte sich genauso angespannt wie das oyesische Volk. Doch der Grund für ihre Gereiztheit lag nicht bei den Kämpfen am Ru-Fluss. Jasureas Missmut rührte von der Hitze, dem Nichtstun und dem fehlenden Kontakt zum Prinzen.
Sulfeia kam Jasureas Aufforderung nach mehr Wind hastig nach, indem sie den Palmwedel in der Hand heftiger schwenkte. Sulfeia stand neben dem Tisch, als sie für Jasurea und Darim Luft fächelte. Ihre kaffeebraune Haut glänzte vor Schweiß und
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