Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
spürte in sie leise zittern. Er keuchte, als würde ihn jede Bewegung unheimliche Anstrengung kosten. Dann verharrte er einfach in ihr. Schon spürte sie seine flüssige Wärme, die sich mit ihrer Hitze mischte. Er sackte auf sie, gönnte sich auf ihr einige Minuten Erholung, ehe er abrupt aufstand, seine Sachen anzog und ohne ein weiteres Wort ihr Zimmer verliess.
Kapitel 8
Nach dem Liebesspiel, das auf Jasureas Wutausbruch gefolgt war, sah sie den König nicht wieder. Zwei Tage später wurde sie von Sulfeia über Rabmaz Abreise informiert.
Jasurea hatte sich bei ihrer Dienerin einmal mehr nach dem König erkundigt. Sulfeia hatte sie nur aus großen Augen angestarrt. „Aber… weißt du es denn nicht? Der König ist heute Morgen in aller Früh aufgebrochen!“
Jasurea hätte unendlich erleichtert sein und vor Freude hüpfen sollen. Doch seltsamerweise nahm sie die Neuigkeiten eher gedämpft auf. Natürlich war sie froh, dass Rabmaz fort war und sie endlich wieder Zeit für Nesean hatte. Doch was ihr nicht aus dem Kopf wollte, war die Frage, wieso Rabmaz seine Abreise ihr gegenüber mit keinem Wort erwähnt hatte. Wieso hatte er sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich von ihr zu verabschieden? Doch noch mehr als diese Frage beschäftigte Jasurea der Gedanke, warum sie sich überhaupt wünschte, dass sich der König von ihr verabschiedet hätte. Rabmaz konnte ihr schließlich gestohlen bleiben, oder etwa nicht?
Jasurea zwang sich, sämtliche Gedanken an Rabmaz beiseite zu schieben. Jetzt, wo er endlich fort war, sollte sie ihre Freiheit genießen. Jasurea nahm eine Dusche, ehe sie sich auf den Weg in den Kerker machte.
Den Kerker hatte Jasurea ganz bestimmt nicht vermisst. Mit klopfendem Herzen folgte Jasurea der Wache durch den engen Korridor, der zu Neseans Zelle führte. Nachdem sie Nesean vier Wochen nicht mehr besucht hatte, empfand sie beinahe dieselbe Angst und Beklemmung wie bei ihrem ersten Besuch im Kerker. Unwillkürlich wünschte sie sich in den sicheren Palast zurück. Hier unten, viele Meter unter der Erde, wirkte alles beängstigend und bedrohlich.
Als Jasurea Neseans Zelle betrat, sah der Prinz kaum auf. Wahrscheinlich hatte er nur mit einer Wache gerechnet, die auf ihrem Routinegang sicherstellen wollte, dass sich Nesean noch in seiner Zelle befand.
Der Prinz saß in einer Ecke, an die Steinmauer gelehnt, die Knie angewinkelt. Er hatte die Arme auf die Knie gestützt und den Kopf in die Arme gebettet. Er saß im schwachen Licht einer Gasleuchte, die Jasurea einst in den Kerker geschmuggelt hatte. Nun hob er den Kopf kaum merklich, nicht daran interessiert, eine der Wache zu sehen. Als Nesean jedoch Jasurea erkannte, weiteten sich seine Augen vor Überraschung und Freude. Eine Sekunde saß er ganz still, ehe er mit einem Freudenschrei auf die Füße sprang. „Jasurea!“, rief er so laut, dass ihr Name von den kalten Steinwänden widerhallte. Jasurea lachte. „Hallo, Prinz.“
Nesean eilte mit ausgestreckten Armen zu ihr. Sie schlossen sich in die Arme, hielten sich ganz fest, als wollten sie sich nie wieder loslassen. Lange standen sie ganz still und hielten sich fest umschlungen. Jasurea war froh, dass Nesean nichts sagte und sie einfach nur in den Armen hielt. Kerker hin oder her, in seinen Armen fühlte sie sich sicher und geborgen. Sie spürte eine Woge der Freude und Erleichterung, Freude über das Wiedersehen mit dem Prinzen und Erleichterung über die Abreise des Königs.
Nesean zog Jasurea schließlich mit sich auf die Matratze. Er schlang die Arme um sie und begann zu erzählen, sprach über den Monat ohne sie, was ihm alles durch den Kopf gegangen war, wie sehr er sie vermisst hatte. Als er geendet hatte begann Jasurea zu erzählen. Sie erzählte aus ihrem Leben im Palast über ihr Schachspiel mit dem Königssohn, über ihre treu ergebene Dienerin, darüber und über die Königin. „Ich habe sie noch nie zu Gesicht bekommen“, sagte Jasurea nachdenklich, „ich wundere mich, wo sie sich die ganze Zeit über aufhält. Wahrscheinlich verbringt sie die Tage außerhalb des Palastes mit ihrem Liebhaber.“ Jasurea hatte Nesean einmal davon erzählt, dass sie die Königin mit einem Mann beim Liebesspiel beobachtet hatte.
Von der Königin wechselte Jasurea zu ihrer Tante und erzählte Nesean von Anaisas Besuch im Palast. Sie verlor jedoch kein Wort über Anaisas Warnung vor Rabmaz, ebenso wenig wie sie erwähnte, dass der König Besuche ihrer Tante im Palast untersagt
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