Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
hatte.
Überhaupt sprachen sie nicht über den König. Sie erwähnten ihn mit keinem Wort. Und obwohl sein Name nicht fiel, so war er in der kleinen Zelle doch so gegenwärtig, als würde er zwischen Jasurea und Nesean sitzen.
Nesean war nicht dumm. Er musste wissen, dass Jasurea ihn während der vergangenen Tagen nur aus einem Grund nicht besucht hatte: Weil der König im Palast gewesen war. Doch er schwieg, hielt seine Gedanken zurück. Jasurea war froh darüber.
Irgendwann, als sie sich endlich alles erzählt hatten, was sie sich schon so lange hatte mitteilen wollen, begannen sie sich unter zärtlichen Küssen gegenseitig zu entkleiden. Wenig später liebte Nesean Jasurea sanft und gefühlvoll. Als Jasurea unter Nesean lag und ihre Hände über seinen Rücken streichelten, kehrten ihre Gedanken unerklärlicherweise zu Rabmaz zurück. Jasurea schloss die Augen, um die Erinnerung an Rabmaz auszublenden, doch es wollte ihr nicht gelingen.
Rabmaz Worte widerhallten in ihrem Kopf. Du bist nass. Wieder sah Jasurea die zufriedene Überraschung auf Rabmaz Gesicht. Du willst mich doch genauso sehr wie ich dich. Du bist mein, Süße. Mein.
Jasurea erinnerte sich an das brennende Verlangen, dass Rabmaz in ihr ausgelöst hatte. Nur um ihr dann zu ihrer Bestrafung ihren Höhepunkt vorzuenthalten.
Jasurea stöhnte leise, aber nicht, wie Nesean annehmen musste, wegen ihrem Liebesspiel mit ihm. Vielmehr grämte sie sich darüber, dass sie jetzt wo der König endlich fort war unaufhörlich an seine Worte denken musste. Und dies ausgerechnet während ihrer Vereinigung mit Nesean. Warum musste sie Rabmaz Stimme hören, wenn sie in Neseans Armen lag? Was trieb Rabmaz da für ein Spiel mit ihr? Stahl er sich absichtlich in ihre Gedanken?
Jasurea zwang sich, ihre Gedanken auf Nesean zu lenken. Nesean, der so ganz anders war als Rabmaz. Nesean war sanft, verständnisvoll und voller Hingabe. Und immer sehr rücksichtsvoll. Nie hätte er sich so auf sie gestürzt wie Rabmaz, wild und ungestüm, mit einem einzigen Gedanken: Paarung.
„Jasu?“, flüsterte Nesean zärtlich, als er sie nach dem Liebesakt eng umschlungen hielt. Rabmaz hielt sie nach dem Sex nie fest. Alles was Rabmaz nach dem Liebesspiel tat, war sich anzukleiden und zu verschwinden.
„Wo bist du?“
„Was?“ Jasurea zuckte bei Neseans Frage zusammen.
„Wo bist du in Gedanken?“
„Hier. Bei dir.“
Nesean lachte leise. „Unsinn. Du bist meilenweit weg.“
Jasurea seufzte leise. Eine Weile war nichts zu hören, außer leises Ein- und Ausatmen. Jasurea ahnte, dass Nesean wusste, um wen ihre Gedanken kreisten, doch sie war nicht bereit, mit ihm darüber zu sprechen. Zu guter Letzt sprach Nesean das Tabu-Thema an.
„Er war hier, nicht wahr?“
Wieder zuckte Jasurea zusammen. „Was? Wer?“, fragte sie überflüssigerweise.
Nesean seufzte tief. „Der König. Darum hast du mich so lange nicht besucht, nicht wahr? Er war im Palast, stimmt’s?“
Jasurea schwieg.
„Antworte mir, Jasurea!“
Als sie nichts sage, gruben sich Neseans Finger in ihre Schultern.
„Antworte mir, verdammt nochmal!“
Erschrocken starrte sie ihn an. Sofort nahm er seine Hand von ihr. Er setzte sich auf der Matratze auf, und drehte ihr den Rücken zu. Er zog die Beine an den Körper, umschlang sie mit den Armen und legte die Stirn auf die Knie.
„Nesean…“ Jasurea streckte eine Hand nach Nesean aus und legte sie ihm zögerlich auf die Schultern. „Ich will nicht darüber sprechen. Ich will nicht über den König sprechen.“
„Du hast mit ihm geschlafen“, sagte Nesean tonlos.
Jasurea zog ihre Hand so schnell zurück, als hätte sie sich an Nesean verbrannt.
„Du hast mit ihm geschlafen!“, wiederholte Nesean, diesmal anklagend.
Wütend sprang Jasurea auf die Füße. „Was soll das? Was willst du hören? Details?“
Zornig sammelte Jasurea ihre Kleider zusammen und stapfte dabei laut auf den Boden auf. Jasureas Wut steckte Nesean an. Nun sprang auch er auf. Wütend packte er Jasurea am Oberarm. „Was glaubst du eigentlich? Dass nur du das Recht besitzt, wütend zu werden? Weißt du eigentlich, was ich hier unten durchgemacht habe? Weißt du, wie ich die Tage an den Händen abgezählt habe, während derer du dich wieder und wieder mit dem König auf Satinlaken gewälzt hast?“
Jasurea sagte nichts. Stattdessen verpasste sie Nesean eine schallende Ohrfeige. Langsam bekam sie Übung im Austeilen.
Doch als sich Neseans Ohr rot färbte, wurde ihr Blick
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