Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
kleines privates Versteck preisgab. Zum Vorschein kam ein alkoholisches Getränk, Biubiu, hergestellt aus einer Baumwurzel, das insbesondere die Männer gerne tranken. Der Alte schlurfte mit dem Biubiu zum Tisch zurück. Jasureas Augen aber lagen noch immer auf dem Versteck in der Wand. Sah sie richtig oder täuschte sie sich? Ging es ihr wirklich so schlecht, dass ihre Fantasie mit ihr durchging? Jasurea kniff fest die Augen zusammen. Er war noch immer dort. Ein großer, schwerer Eisenring mit acht Schlüsseln. Acht Schlüssel. Der Kerker bestand aus acht Untergeschossen… Konnte es sein, dass…. Jasureas Mund wurde trocken. Sie schnappte keuchend nach Luft.
Der Alte deutete dies als Zeichen ihrer Übelkeit und hielt ihr eilig die Flasche unter die Nase.
„Ich bin dir verpflichtet“, murmelte Jasurea zum Dank. Sie setzte die Flasche an ihre Lippen und trank hastig, um den Alten nicht wissen zu lassen, was sie soeben in seinem Versteck entdeckt hatte. Die Kerkerschlüssel. Neseans Schlüssel zur Freiheit.
Jasurea leerte beinahe die halbe Flasche in ihrer Bemühung, sich möglichst unauffällig zu geben und den Alten nur ja nicht wissen zu lassen, was sie soeben gesehen hatte.
Erst als der Alte „stopp, stopp, stopp“ rief, setzte Jasurea die Flasche ab.
„Nicht, dass du noch zu singen beginnst, Minosa.“
Eilig nahm er ihr die Flasche ab, ließ sie in seinem Versteck verschwinden und stellte den Ziegelstein wieder an seinen alten Platz zurück. Verschwörerisch blinzelte er ihr zu. „Kein Wort zu niemandem, ja? Man sieht es nicht gern, wenn auf Arbeit sinnesberauschende Getränke konsumiert werden.“
„Versprochen und Ehrenwort“, murmelte Jasurea automatisch die Worte, mit denen ein Versprechen besiegelt wurde. Der Alte nickte zufrieden.
Plötzlich fiel Jasurea wieder ein, wieso sie sich überhaupt auf ein Gespräch mit dem Alten eingelassen hatte. „Was hast du vorhin angedeutet? Wie war das von wegen Spekulationen an jeder Ecke?“
Der Alte winkte ab. „Ach, nicht so wichtig.“
„Doch, doch, ich will es hören.“
Er schüttelte den Kopf.
„Sag es mir, Paho“, forderte Jasurea den Alten mit der Ansprache für betagte Männer auf. Wieder schüttelte der Alte verneinend den Kopf.
Jasurea verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich im Stuhl zurück. „Ich gehe nicht eher, als dass ich eine Antwort bekomme.“
Als der Alte die Entschlossenheit in Jasureas Augen las, gab er einen tiefen Seufzer von sich.
„Nun, über was spekuliert man wohl?“
Jasurea hob auffordernd die Augenbrauen. Wieder seufzte er Alte.
„Das Volk fragt sich, für welchen Mann du dich am Ende entscheiden wirst.“
***
Eingekeilt zwischen den beiden Soldaten Milo und Nori trat Jasurea den Heimweg in den Palast an. Jetzt, nachdem sie die halbe Flasche Biubiu geleert hatte, fühlte sie sich noch benebelter als zuvor. Sie hatte das Gefühl, der Boden unter ihren Füssen wackle leicht. Sie spürte, wie ihr Milo und Nori schräge Blicke zuwarfen, doch die beiden vermieden es, ihre Gedanken laut auszusprechen.
Die Worte des Alten klangen Jasurea auf dem Weg in den Palast nach, begleiteten sie bis auf ihr Schlafzimmer, wo sie sich erschöpft auf ihr Bett fallen ließ.
Das Volk fragt sich, für welchen Mann du dich am Ende entscheiden wirst.
Das klang nicht nur so, als ob sie eine Wahl hätte, dachte Jasurea schläfrig. Das klang ganz so, als hätte ihre Geschichte eben erst richtig angefangen.
Mit diesem Gedanken fielen Jasurea die Augen zu.
Verlag:
BookRix GmbH & Co. KG
Einsteinstraße 28
81675 München
Deutschland
Texte: Cassia K. McKenzie
Bildmaterialien: Shia Whiteman
Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 11.08.2013
http://www.bookrix.de/-lila.velvet
ISBN: 978-3-7309-4298-7
BookRix-Edition, Impressumanmerkung
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