Zwischen Liebe und Intrige
Zungenspitze über die Lippen. Wie
gern hätte sie ihm gesagt, dass es nichts gab, was sie lieber
hören würde – ausgenommen jede noch so kleine
Einzelheit über Leon selbst. Worüber er lachte, was er gern
aß, auf welcher Seite des Bettes er schlief … wo er sich
am liebsten streicheln und küssen ließ …
"Und?"
hörte sie ihn leise fragen.
Sie
bekam glühend rote Wangen, weil sie einen Moment lang dachte, er
hätte ihre Gedanken erraten. Dann wurde ihr klar, dass er eine
Antwort auf seine Einladung erwartete. Vernünftigerweise hätte
sie aus reinem Selbstschutz ablehnen sollen. Stattdessen hörte
sie sich zaghaft sagen: "Ja, danke. Ich komme gern mit."
"Gut!"
Sein
Blick weckte gefährliche Gefühle in ihr. Vergeblich
versuchte sie, ihr erregtes Zittern zu unterdrücken.
Leon
lächelte sie so unwiderstehlich an, dass sie ihm am liebsten um
den Hals gefallen wäre und jeden Millimeter dieses einladend
warmen Männermundes geküsst hätte.
Rasch
wandte sie den Blick von seinen Lippen ab und richtete ihn auf einen
imaginären Punkt irgendwo hinter seiner linken Schulter. Doch
sie war sich seiner Gegenwart qualvoll bewusst, ebenso ihrer
Sehnsucht nach ihm. Woher kam dieses wilde, schmerzliche Verlangen,
das sie so plötzlich erfasst hatte und sie so süchtig nach
seiner Nähe machte?
Wann
immer sie sich in der Vergangenheit ausgemalt hatte, wie es wohl sein
mochte, verliebt zu sein, waren ihre Fantasien weit zurückgeblieben
hinter dem, was sie jetzt erlebte.
Und
ein Mann wie Leon war darin erst recht nicht vorgekommen!
"Du
meine Güte, Sadie, sieh mich bitte nicht so an!" bat Leon
rau. "Denn sonst muss ich dich küssen, und ich warne dich,
diesmal wird es nicht beim Küssen bleiben …"
Sadie,
rot vor Verlegenheit, fragte rasch: "Wann treffen wir uns morgen
früh?" Sie war sich nicht sicher, ob sie wollte, dass er
weiterhin so erotische Dinge zu ihr sagte.
"Nun,
am einfachsten wäre es, wir würden zusammen frühstücken",
meinte er.
"Frühstücken?"
wiederholte sie mit einem Anflug von Panik in der Stimme.
"Ich
meine natürlich im Speisesaal", sagte er beruhigend. "Es
sei denn …"
"Ach,
im Speisesaal. Ja, natürlich … Um wie viel Uhr?"
Als
sie sich selbst so verlegen daherreden hörte, fragte sie sich,
ob er ahnte, was in ihr vorging. Wusste er, wie sehr sie sich danach
sehnte, die Arme um seinen Nacken zu legen? Sich an ihn zu schmiegen
und ihn so leidenschaftlich zu küssen, dass er keinen Zweifel
mehr daran haben musste, wo sie am liebsten mit ihm frühstücken
würde?
Bevor
er ihre Gedanken erraten konnte, begann sie, in ihrer Handtasche nach
dem Zimmerschlüssel zu suchen.
Zehn
Minuten später, allein und sicher in ihrem Zimmer, redete sie
sich ein, erleichtert zu sein. Erleichtert, dass Leon sie nicht
bedrängt hatte – und nicht etwa enttäuscht.
Immerhin
würde sie ihn am nächsten Morgen wiedersehen. Der Gedanke
machte sie glücklich, und sie verlor sich in romantischen
Träumen von einem wundervollen Frühlingstag mit einem noch
wundervolleren Mann.
5.
Kapitel
"Das
sehe ich gern – eine Frau, die ihr Essen genießt."
Sadie
bewegte unter dem Tisch die Zehen in den Sandalen, als Leon sie
voller Wärme und Anerkennung ansah.
Um
sieben Uhr, als sie unter der Dusche stand, hatte er angerufen und
gefragt, ob sie schon wach sei.
"Natürlich
bin ich schon wach, ich komme gerade aus der Dusche!" hatte sie
empört geantwortet.
Nach
kurzem Schweigen war seine Stimme verführerisch aus dem Hörer
gekommen: "Das hättest du mir jetzt lieber nicht sagen
sollen, Sadie."
Mehr
hatte er nicht gesagt, aber Sadie war klar gewesen, dass er sie in
diesem Moment nackt vor sich gesehen hatte. Auch in ihrer Fantasie
hatten sich aufregende Szenen zwischen ihnen beiden abgespielt …
Allein die Vorstellung, wie Leon nackt unter der Dusche stand, ließ
ihre Haut vor Erregung prickeln.
Sie
hatte sich in Windeseile angezogen – ein weißes T-Shirt,
beigefarbene Bermuda-Shorts und bequeme helle Leinenschuhe. Eine
Umhängetasche aus naturfarbenem Bast, mit weißen Blumen
bestickt, und ihre Sonnenbrille vervollständigten ihre
Ausstattung.
Leon
hatte im Foyer des Hotels auf sie gewartet. Er war ebenso leger
gekleidet wie sie, trug ein kurzärmeliges T-Shirt, das seine
tief gebräunten, muskulösen Arme sehen ließ.
"Sehr
gut", hatte er sie lächelnd begrüßt, "ich
sehe, du hast bequeme Sachen an. Das Haus ist recht abgelegen. Es hat
zwar einen eigenen Swimmingpool und Meerblick, aber ich habe
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