Zwischen Liebe und Intrige
hat. Das heißt, die Kundin kann sich darauf
verlassen, immer exakt denselben Duft zu bekommen, und das zu einem
vernünftigen Preis."
Sadie
runzelte irritiert die Stirn. Wenn man Leon so reden hörte,
konnte man den Eindruck gewinnen, er habe seine Einstellung zu dem
neuen Parfüm gar nicht geändert. Oder wollte er sie nur
provozieren?
Als
sie gerade zu einer Erwiderung ansetzen wollte, schüttelte er
den Kopf und sah sie bedeutungsvoll an.
"Denk
an unser Abkommen", sagte er warnend.
Sie
lachte, aber insgeheim wünschte sie sich, die Freude und
Begeisterung über ihre zukünftige Arbeit an dem neuen
Parfüm mit ihm teilen zu können. Ihrem gemeinsamen neuen Parfüm. Außerdem konnte sie es nicht erwarten, den
altmodischen Herrenduft von Francine zu überarbeiten, einen
modernen, ausgesprochen männlichen Duft daraus zu machen, den
sie für immer und alle Zeit mit dem Mann in Verbindung bringen
würde, der sie so unwiderstehlich anzog. Leons Duft …
Versonnen
ließ sie ihre Fantasie spielen. 'Leon' würde sie den Duft
nennen, zumindest in Gedanken, wenn nicht offiziell. Er würde
eine dunkle, geheimnisvolle Note bekommen, etwas Löwenartiges,
aber zugleich diskret und sinnlich sein. Warm und erdig sollte dieser
Duft wirken, mit einem Anflug kühler Arroganz darin, wie das
helle, klare Grün von Leons Augen. Leon, Leon … Den
Flakon stellte sie sich groß und rund vor, griffig genug für
die Hände eines Mannes …
"Ich
fürchte, diese Schrottkiste von einem Auto wird unsere Fahrzeit
erheblich verlängern", verkündete Leon, als sie auf
die Hauptstraße abbogen. "Und wer weiß, ob wir damit
die Berge hinaufkommen."
Sadie
sah ihn schuldbewusst an. Obwohl er sich beklagte, wirkte er nicht
übellaunig, sondern eher gelassen.
Tatsächlich
fühlte sie sich so wohl in seiner Gesellschaft, dass sie
glücklich war, einfach nur neben ihm im Auto zu sitzen. Auch
wenn das ihrer Vorstellung von einer modernen, intelligenten Frau wie
ihr eigentlich widersprach.
Wie
Leon vorausgesagt hatte, quälte sich der kleine Wagen nur mühsam
die steile Bergstraße hinauf, aber Sadie war viel zu entzückt
von ihrer Umgebung, um sich daran zu stören. Aus dem
Reiseführer, der im Wagen gelegen hatte, wusste sie, dass das
Lavagestein der Berge die unterschiedlichsten Schattierungen aufwies.
Die Farben reichten von Tiefrot in Cap Roux über Blautöne
in Agay, wo die Sockel der Römerstatuen in der Provence
entstanden waren, bis hin zu Grün, Gelb, Lila und Grau. Als
Sadie diese prächtigen Farben jetzt durch das satte Grün
der Bäume hindurch erblickte, machte sie, atemlos vor Staunen,
Leon darauf aufmerksam.
"Beeindruckend",
stimmte er zu, um dann neckend hinzuzufügen: "Es sei denn,
man hat Ayers Rock gesehen."
"Ach,
du …" Gespielt empört schnitt sie ein Gesicht,
lächelte dann still vor sich hin, als ihr klar wurde, wie
vertraut sie schon mit Leon war. Als würde sie ihn seit Jahren
kennen …
Seelenverwandte,
dachte sie unwillkürlich. War es nicht das, wonach im Grunde
jeder suchte? Nach seinem wahren Seelenverwandten, diesem einen ganz
speziellen Menschen, der Schicksal und Bestimmung war?
Ein
kaum merklicher Schauer durchlief sie.
"Ist
dir kalt?" Leon griff nach dem Schalter für die
Klimaanlage.
Sadie
schüttelte den Kopf, freute sich aber insgeheim darüber,
dass Leon sie noch einmal fragend ansah, bevor er sich mit ihrer
Antwort zufrieden gab. Vielleicht war es lächerlich –
schließlich hatte sie lange genug auf sich selbst aufgepasst –,
aber es gefiel ihr, dass er so besorgt um sie war.
"Wie
sieht es aus, ist es noch weit von hier?" erkundigte er sich
stirnrunzelnd, als der Wagen eine weitere Steigung hinaufkroch.
"Es
sind noch zwanzig Meilen bis zu dem Dorf, von dem du gesprochen
hast", erwiderte Sadie mit einem Blick auf die Karte.
"Dann
sollten wir jetzt besser irgendwo anhalten und zu Mittag essen.
Kommen wir an einem Restaurant vorbei?"
"Ja,
es heißt Auberge des Adrets und soll einst der Schlupfwinkel
eines Straßenräubers namens Gaspard de Besse gewesen
sein." Sadie studierte erneut den Reiseführer. "Aber
lass uns doch im nächsten Ort etwas einkaufen und dann später
im Landhaus essen."
Als
er sie erstaunt ansah, machte sie einen kleinen Rückzieher. "Du
sagtest, es sei unbewohnt, also dachte ich … Aber wenn du
lieber im Restaurant essen willst …"
"Nein,
wir können gern einkaufen gehen. Ich finde, das ist eine gute
Idee", versicherte er.
Während
Sadie eifrig den Weg auf der Karte
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