Zwischen Liebe und Intrige
würde",
erklärte er zerknirscht.
"Aber
du wolltest, dass es passiert?"
"Das
fragst du noch?"
Einige
Stunden später war Leon gerade auf dem Weg von Sadies
Hotelzimmer zu seinem eigenen, da klingelte sein Handy.
"Brad!"
Er lächelte, als er die Stimme seines Patenonkels erkannte, der
ihn sowohl in geschäftlichen als auch in privaten
Angelegenheiten als Anwalt vertrat. "Ich wollte dich sowieso
später anrufen und dich über den neuesten Stand in Sachen
Francine informieren. Ja, ich weiß, es dauert länger als
geplant", räumte er ein, immer noch lächelnd. "Es
gab ein kleines Problem mit einer Anteilseignerin, die beinahe aus
dem Geschäft ausgestiegen wäre."
Er
erklärte seinem Paten kurz, was geschehen war. Sein Lächeln
wich einem Stirnrunzeln, als er Brad besorgt fragen hörte: "Du
sprichst doch nicht etwa von der Frau, die wir auf der Messe gesehen
haben, Leon? Sie wirkte auf mich …" Brad zögerte,
fuhr dann noch beunruhigter fort: "Leon, dein Vater hat damals
wegen einer intriganten, verlogenen Frau beinahe die Firma und sein
letztes Hemd verloren. Du scheinst Gefahr zu laufen, dass dir
dasselbe passiert."
"Brad,
Sadie ist nicht so", widersprach Leon energisch. "Sie ist
keine zweite Miranda."
"Woher
willst du das wissen, Leon? Du hast doch gesagt, sie mache Probleme.
Auf deinen Schultern ruht eine gewaltige Verantwortung, das weißt
du so gut wie ich. Verdammt, Leon, du bist auch nur ein Mann, das
verstehe ich ja. Aber ich brauche dir nicht zu erklären, wie
groß der Schaden für die Firma wäre, wenn du dich
irrst."
"Du
machst dir unnötige Sorgen, Brad", meinte Leon liebevoll,
bevor er das Gespräch beendete, doch die Falten auf seiner Stirn
vertieften sich, als er ans Fenster trat und nachdenklich hinaussah.
Sadie
war nicht wie Miranda Stanton, davon war er überzeugt. Doch wenn
er sich nun irrte? Welche Risiken er auch immer gefühlsmäßig
in Kauf nahm – die finanzielle Sicherheit des Unternehmens
durfte er auf keinen Fall aufs Spiel setzen.
Miranda
Stanton!
Er
war damals vierzehn gewesen und noch in Trauer um seine Großmutter,
als zum allgemeinen Entsetzen der Geschäftspartner seines Vaters
plötzlich an Herzversagen starb. Andy und sein Vater waren
zusammen zur Schule gegangen, und obwohl es seine Geschäftsidee
gewesen war, hatte sein Vater Andy großzügig die
Teilhaberschaft angeboten. Sie hatten bei null angefangen, aber als
Leon dreizehn war, lief die Firma schon recht gut.
Dann
hatte Andy eine erheblich jüngere Frau geheiratet, die niemand
von ihnen gemocht hatte.
"Wenn
ich jemals eine geldgierige Frau gesehen habe, dann Miranda."
Leon erinnerte sich noch gut an die Worte seiner Mutter.
Und
er erinnerte sich daran, wie sein Vater eines Abends beim
Nachhausekommen gesagt hatte, er müsse zur Bank gehen. Andy
befinde sich wegen Mirandas Hang zum Luxus in finanziellen
Schwierigkeiten und habe ihn gebeten, ihn auszuzahlen. Großzügig,
wie sein Vater war, übergab er seinem Freund das Geld, noch
bevor die Verkaufspapiere unterzeichnet waren. Eine Woche später,
während eines Urlaubs mit Miranda, erlag Andy einem Herzanfall.
Daraufhin verlangte Miranda die Auszahlung von Andys Firmenanteil.
Alle
Einwände von Leons Vater, dass er das Geld bereits bezahlt habe,
waren sinnlos gewesen. Miranda hatte ihn ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass er keinerlei Dokumente besaß, um es zu
belegen. Er hatte verbittert um sein Recht gekämpft, aber auch
vor Gericht keine Chance gehabt. Um Miranda auszuzahlen und die
Gerichtskosten zu begleichen, hatte er die Firma mit einer immensen
Hypothek belasten und das Wohnhaus verkaufen müssen. Die Familie
war von einem Tag auf den anderen von einem bequemen Leben in die
Armut abgerutscht. Das Lächeln auf den Gesichtern seiner Eltern
war einem gequälten Ausdruck gewichen.
Leon
hatte Miranda gehasst für das, was sie seiner Familie angetan
hatte. Damals hatte er sich geschworen, dass ihm so etwas niemals
passieren würde. Und nun hegte Brad den Verdacht, Sadie könnte
eine zweite Miranda sein!
Es
ist nicht wahr, beruhigte er sich – sie ist nur aus
Selbstschutz so hartnäckig gewesen, nicht aus Berechnung. Doch
eine warnende innere Stimme rief ihm ins Gedächtnis, wie sie ihr
Interesse an dem Haus in Grasse zur Sprache gebracht hatte. Und das
Aufheben, das sie um die Rezeptur für Myrrh und die Herstellung
des neuen Parfüms gemacht hatte. Er hatte sie für ehrlich
gehalten, wenn auch für idealistisch und blauäugig. Was,
wenn er sich
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