Zwischen Liebe und Intrige
musste die Übernahme von Francine
absichern, oder sein Vorstand würde ihn in der Luft zerreißen.
Wenn er jetzt seinen Gefühlen für Sadie nachgab, wie sollte
er sich dann jemals auf seine Geschäfte konzentrieren? Doch wenn
er es nicht tat …
Irgendwo
tief in seinem Innern fragte eine zaghafte Stimme, ob er wirklich den
Rest seines Lebens der Firma widmen wolle … ob ihm eine
glückliche Beziehung nicht wichtiger sei als ein dickes
Bankkonto. Doch er wollte sie nicht hören.
Sadie
sah sich mit starrem Blick in ihrem Zimmer um, ohne etwas
wahrzunehmen. Leon hatte sie abgewiesen! Ihre Wangen brannten bei der
Erinnerung daran, wie unverblümt er seine Ablehnung zum Ausdruck
gebracht hatte. Er hat mich benutzt und fallen gelassen, sagte sie
sich wütend. Doch ganz überzeugt war sie nicht. Wenn Leon
nur auf ein schnelles Abenteuer aus gewesen wäre, hätte er
sicher eine geeignetere Partnerin finden können als sie.
Ratlos
fragte sie sich, warum er sie dann zurückgewiesen hatte. Aus
ihrer Enttäuschung wurde Wut. Warum suchte sie nach
Entschuldigungen für ihn? Er hätte nicht deutlicher zeigen
können, dass er sie nicht wollte.
Auch
wenn es eine schmerzliche Begegnung gewesen war, so hatte Sadie doch
mit den Augen einer verliebten Frau jede winzige Kleinigkeit an Leon
registriert. Auch die abwehrende Handbewegung, als er vor ihr
zurückgewichen war. Waren das wirklich dieselben Hände
gewesen, die sie so zärtlich gestreichelt hatten? Seine schroffe
Stimme – dieselbe Stimme, die so sanft und rau an ihrem Ohr
geklungen hatte? Sadie schauderte, als sie an die Kälte in
seinen Augen dachte. Den Augen, in denen sie kurz zuvor noch einen
warmen Glanz und dann brennendes Verlangen gesehen hatte …
Was
war passiert? Warum hatte er sich plötzlich so verändert?
Sie wusste, es war sinnlos, ihn danach zu fragen. Seine Körpersprache
hatte keinen Zweifel daran gelassen, was er von ihr wollte – so
viel Abstand wie möglich!
Ihr
verletzter Stolz machte sich bitter bemerkbar. Also gut, dachte sie,
das kann er haben!
Traurig
machte sie sich klar, dass ihre Gefühle völlig
durcheinander geraten waren. Sie hatte geglaubt, sie seien ineinander
verliebt, und nun wollte Leon nichts mehr von ihr wissen, hatte seine
Meinung geändert und gar nicht die Absicht, eine Beziehung zu
ihr einzugehen. Trotzdem schien er nach wie vor davon auszugehen,
dass ihre Geschäftsverbindung zu Stande kam.
Als
Frau, deren Liebe und Vertrauen so bitter enttäuscht worden
waren, hätte sie eigentlich dafür sorgen müssen, dass
sie niemals wieder etwas mit Leon zu tun haben würde. Doch Sadie
war immer stolz auf ihre professionelle Einstellung gewesen. In ihren
Augen war es unakzeptabel, jetzt aus den Verhandlungen auszusteigen,
nur weil Leon ihre Gefühle verletzt hatte.
Sie
hatte die Wahl zwischen zwei Übeln, und beide verursachten ihr
quälendes Unbehagen.
Vielleicht
würde sie viel zu beschäftigt sein, um über Leon
nachzudenken, wenn der Vertrag erst unterschrieben war und sie sich
in ihre Rolle eingelebt hatte. Vielleicht würde die Arbeit sie
so in Anspruch nehmen, dass sie gar keine Zeit mehr fand, auch nur
einen Gedanken an ihn zu verschwenden und daran, wie weh er ihr getan
hatte. So wird es sein, sagte sie sich energisch. Es kam gar nicht
infrage, dass sie sich jetzt mit gebrochenem Herzen zurückzog.
9.
Kapitel
Mit
leichter Verspätung und äußerst nervös erschien
Sadie am nächsten Morgen zur Pressekonferenz, und an beidem war
einzig und allein Leon schuld.
Wäre
ihre Anwesenheit nicht zwingend notwendig gewesen, hätte nichts
auf der Welt sie dazu bringen können, hierher zu kommen, wo Leon
war. Sie hatte hart gegen ihre Vorbehalte ankämpfen müssen,
daher die Verspätung. Nun war sie nervös, weil sie
befürchtete, bei Leons Anblick den Kopf zu verlieren. Sie
wusste, dass sie ihn noch immer liebte. Am Ende würde sie sich
zu etwas hinreißen lassen, was ihr noch schlimmere Demütigungen
einbrachte!
Eine
der Promoterinnen, die Leon offenbar für diesen Anlass engagiert
hatte, kam zielstrebig auf sie zu.
"Ja,
ich bin Sadie Roberts", bestätigte Sadie auf ihre Nachfrage
hin. "Ist mein Cousin Raoul schon da?"
"Ich
glaube, ja. Würden Sie bitte mit mir kommen?"
Die
Pressekonferenz, die Leons PR-Abteilung organisiert hatte, entpuppte
sich als eine sehr viel größere Veranstaltung, als Sadie
erwartet hatte. Sie fand in dem Haus in Grasse statt, das mit der
Vertragsunterzeichnung in Leons Besitz übergehen
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