Zwischen Liebe und Intrige
geirrt hatte? Es wäre nicht das erste Mal, dass
eine habgierige Frau Sex als Mittel einsetzte, um zu bekommen, was
sie wollte.
Aber
doch Sadie nicht!
Seine
Vertrautheit mit ihr trübte nicht nur sein Urteilsvermögen,
sie konnte auch den Geschäftsabschluss und sein weiteres Leben
gefährden, wie er sich grimmig eingestand.
"Finde
dich damit ab", sagte er sich. "Du hast dich viel zu tief
eingelassen."
Entschieden
zu tief! Das Beste, was er tun konnte, war, sich vorläufig von
Sadie zurückzuziehen, so schwer es ihm auch fallen mochte. Wenn
der Vertrag morgen unterschrieben war, würde die Sache schon
ganz anders aussehen.
Auf
der Rückfahrt vom Landhaus hatte er kurz mit Sadie über die
Firmenübernahme gesprochen.
"Die
rechtliche Seite ist so gut wie geklärt", hatte er gesagt.
"Du, Raoul und ich werden die Papiere morgen unterzeichnen.
Vorher habe ich eine Pressekonferenz anberaumt, um die Übernahme
bekannt zu geben und den Gerüchten ein Ende zu setzen. Ich
möchte natürlich, dass du daran teilnimmst, denn du spielst
eine entscheidende Rolle. Ich werde verkünden, dass du einen
neuen Duft für Francine kreierst und wir eine moderne Version
von Myrrh auf den Markt bringen. Leider muss ich gleich nach der
Konferenz zu einer Besprechung mit unserem neuen Chefdesigner nach
Australien fliegen."
Der
Gedanke, Sadie verlassen zu müssen, hatte ihn traurig gestimmt.
Jetzt versuchte er sich einzureden, dass er darüber erleichtert
sei.
Sadie
saß allein in ihrem Hotelzimmer und hoffte auf einen Anruf von
Leon. Er hatte zwar gesagt, er habe Geschäftliches zu erledigen,
und dafür hatte sie natürlich Verständnis. Doch nach
ihrer gemeinsamen Nacht würde er doch sicher so viel Zeit wie
möglich mit ihr verbringen wollen, bevor sie sich voneinander
trennen mussten, oder?
Kurz
entschlossen stand sie auf und ging hinaus.
Stirnrunzelnd
öffnete Leon auf Sadies Klopfen hin die Tür.
Lächelnd
sagte Sadie: "Ich weiß, du hast zu tun, aber ich dachte,
ich könnte dir wenigstens Gesellschaft leisten, und danach …"
Sie
verstummte, als sie Leons finstere Miene sah.
"Leon?"
fragte sie unsicher.
Was
war aus dem leidenschaftlichen, zärtlichen Mann geworden, dem
sie im Landhaus so nahe gekommen war? Der Leon, der ihr jetzt
ablehnend gegenüberstand, hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr
mit ihm.
Ängstlich
und verwirrt versuchte Sadie zu verstehen, was vor sich ging.
"Wenn
es dir jetzt nicht passt …" Hilflos sah sie ihn an,
bemüht, ihre Gefühle zu verbergen.
Als
er Sadie ansah, war sein erster Impuls, sie in die Arme zu nehmen,
aber er hielt sich zurück. Brads Warnung hatte einige sehr
schmerzhafte Erinnerungen in ihm wachgerufen. Sadie mochte nicht wie
Miranda sein, aber es galt, komplizierte Angelegenheiten zwischen
ihnen zu regeln, und er durfte sich jetzt nicht von seinen Gefühlen
leiten lassen.
"Ich
habe wichtige geschäftliche Dinge zu erledigen, Sadie",
sagte er und wandte sich beim Sprechen kurz ab, um ihr nicht in die
Augen sehen zu müssen.
Er
dachte an seine Verantwortung für die Firma und atmete tief
durch.
"Was
im Landhaus zwischen uns passiert ist …"
Sadie
ließ ihn nicht aussprechen. Schmerz und Enttäuschung
überwältigten sie, sie war wütend und fassungslos
zugleich. Weil sie wusste, dass ihr eine schreckliche Demütigung
bevorstand, wenn sie bliebe, brachte sie Leon mit einem eisigen Blick
zum Schweigen.
"Du
brauchst nichts weiter zu sagen, Leon. Ich verstehe sehr gut, was du
meinst."
Sie
machte auf dem Absatz kehrt und ging.
Die
Zurückweisung verletzte sie so tief, dass ihr abwechselnd heiß
und kalt wurde und ihr die Beine zu versagen drohten. Sie war hin
und hergerissen zwischen widerstreitenden Gefühlen –
einerseits hasste sie Leon, andererseits wurde ihr jetzt erst so
recht bewusst, wie sehr sie ihn liebte.
Finster
blickte Leon auf die Stelle, wo Sadie eben noch gestanden hatte. Er
sagte sich, dass er froh sein könne, dass sie gegangen war. Wäre
sie geblieben … Zögernd trat er einen Schritt vor und
atmete ihren zarten Duft ein, der noch in der Luft hing.
Sie
war eine leidenschaftliche, eigensinnige Frau, die das Talent hatte,
sein Leben um einiges komplizierter zu machen, als er es haben
wollte! Aber auch um einiges vergnüglicher. Viel reicher an
Liebe und an all den Dingen, die er sich in den Jahren, in denen er
nur für die Firma da gewesen war, versagt hatte.
Leons
Miene verfinsterte sich noch mehr. Er hatte jetzt keine Zeit für
solche Überlegungen. Er
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