Zwischen Liebe und Intrige
Euro
reicher sein wirst, siehst du nicht gerade sehr glücklich aus."
"Francine
bedeutet mir mehr als Geld, Raoul", flüsterte Sadie ihm
ärgerlich zu. "Das weißt du genau. Wenn es nicht …"
Ein
energisches "Ruhe, bitte!" von einem der PR-Agenten brachte
Sadie, die vor Verlegenheit rot wurde, zum Schweigen.
Während
sie sich anhörte, was Leon der versammelten Presse mitzuteilen
hatte, versuchte sie, nicht über ihn nachzudenken und nicht in
Erinnerungen zu schwelgen. Doch stärker noch als ihre Wut auf
ihn war ihre Liebe zu ihm, und während das Publikum aufmerksam
seinen Worten lauschte, hielt sie den Blick voller Sehnsucht auf
seinen Rücken in der eleganten schwarzen Anzugjacke gerichtet.
Ihn
nur anzusehen weckte erneut das Verlangen nach ihm.
Leon
war am Ende seiner kurzen Rede angekommen, in der er die
Firmenübernahme bestätigte.
Jemand
aus dem Publikum rief: "Werden Sie den Firmennamen beibehalten?"
"Natürlich",
erwiderte Leon.
"Und
die Parfüms der Marke Francine?" wollte ein anderer wissen.
"Was ist damit?"
"Meiner
Ansicht nach gibt es nur ein bedeutendes Parfüm von Francine",
erklärte Leon kühl, "und das ist Myrrh. Ich habe das
Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, dass die Ururenkelin des
Firmengründers für uns arbeiten wird. Sie wird nicht nur
Myrrh dem heutigen Geschmack anpassen, sondern auch einen neuen Duft
unter dem Markennamen Francine komponieren. Wie Ihnen bekannt sein
dürfte, hat sich Sadie Roberts bereits einen Namen mit der
Komposition exklusiver Düfte gemacht, und ich freue mich, sie
Ihnen als neue Kreativdirektorin der Firma vorstellen zu dürfen."
Als
Leon sich zu ihr umdrehte, stand Sadie wie auf Kommando auf und ging
auf ihn zu. Sie wusste, dass er sie dem Publikum präsentieren
wollte.
Er
streckte ihr in einer Geste, die Wertschätzung und Herzlichkeit
ausdrücken sollte, die Hand entgegen, doch Sadie blieb
absichtlich kurz vor ihm stehen. Der Blick, den sie von Leon erntete,
brachte ihre stolze Fassade beinahe zum Einsturz.
So
leise, dass nur sie ihn hören konnte, sagte er: "Es geht
hier ums Geschäft, Sadie, nicht um unsere
Privatangelegenheiten."
Ebenso
leise erwiderte sie: "Zwischen uns gibt es keine
Privatangelegenheiten mehr."
Während
sie einander noch feindselig fixierten, rief einer der Reporter:
"Mademoiselle Roberts ist bekannt für ihre Parfüms aus
natürlichen Rohstoffen. Heißt das, die neuen
Francine-Düfte werden traditionell hergestellt?"
Sadie
atmete tief durch und bereitete sich darauf vor, den Kompromiss
darzulegen, auf den sie sich mit Leon geeinigt hatte –
offiziell im Interesse der Firma, insgeheim aber im Gedenken an ihre
Großmutter. Bevor sie jedoch Gelegenheit hatte, etwas zu sagen,
hatte Leon nach dem Mikrofon gegriffen.
"Nein,
die neuen Francine-Parfüms soll sich jede Frau leisten können,
daher werden sie, wie in modernen Parfümhäusern heutzutage
üblich, unter Verzicht auf teure und oft unzuverlässige
natürliche Rohstoffe produziert werden."
Starr
vor Entsetzen hielt Sadie den Atem an. Das Publikum war vergessen,
als sie sich, blass vor Wut, an Leon wandte und hervorstieß:
"Wie kannst du so etwas sagen? Du weißt genau, dass ich niemals ein rein synthetisches Parfüm herstellen würde!"
Die
Pressekonferenz war beendet, die neugierigen Zuhörer waren von
den Mitarbeitern der PR-Agentur eilig verabschiedet worden. Sadie und
Leon standen einander in Raouls Arbeitszimmer gegenüber, in dem
ihre erste offizielle Begegnung stattgefunden hatte.
"Wie
konntest du das tun?" fragte Sadie verbittert. "Warum hast
du gelogen?"
"Gelogen?"
Leons Stimme klang bedrohlich ruhig. "Ich habe nicht gelogen,
Sadie. Du hast Raoul gesagt, du seist mit meinen Plänen
einverstanden. Du hast bestätigt, dass die Rezeptur für
Myrrh zur Firma gehört, und dich bereit erklärt, den Duft
auf synthetischer Basis zu überarbeiten."
Sadie
hatte nie schöner und begehrenswerter ausgesehen als in diesem
Moment, und Leon verspürte ein geradezu schmerzhaftes Verlangen
nach ihr.
"Ich
habe nichts dergleichen zu Raoul gesagt!" beharrte sie. Sie
konnte kaum sprechen vor Wut und Empörung. Ihr war klar, dass
sie betrogen und hintergangen worden war, und das nicht nur von ihrem
Cousin.
"Du
musst doch gewusst haben, dass ich mich nie im Leben auf so etwas
einlassen würde!" rief sie aufgebracht. "Du kennst
meine Einstellung zu rein synthetischen Düften …"
Leon
konnte nicht glauben, was er da hörte. Sein schlimmster Albtraum
war wahr geworden. Eine
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