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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Aber Hauptsache meine Klamotten wurden nicht schmutzig und Dad würde nichts davon mitkriegen.
    Wir gingen zur Hintertür hinaus und die Verandastufen hinunter. Was Dad wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass ich etwas so Gefährliches wie Quadfahren machte? Ich wollte mir seine Ängste gar nicht ausmalen. Außerdem wurde mir selbst ziemlich mulmig zumute, als ich sah, wie steil das Gelände hinter dem Haus abfiel.
    Aus einer Dreiergarage holten die Rusakovas ihre Quads und machten sie startklar. Die Luft vibrierte vom Knattern und Brummen der Motoren. Sie sahen anders aus, als ich mir vorgestellt hatte. Ihre Technikteile waren glitzernd verchromt und ihre Karosserien glänzten grün, blau und rot. Sie sahen wie außerirdische Insekten aus.
    » Steig auf! « , rief Catherine. Ich schnallte den Helm zu und setzte mich hinter sie, während sie das Gefährt in Startposition bugsierte, um als Erste den Hügel hinunterzusausen. » Halt dich fest! « , jauchzte sie. Ich schaffte es gerade noch, meine Arme um ihre Hüfte zu legen, da machten wir schon einen Satz und schossen allen anderen voran mit brüllendem Motor den Abhang hinunter.
    Ich hätte das Wort » wendig « nie mit einem Quad in Verbindung gebracht, hätte ich nicht hinter Catherine gesessen. Sie meisterte jede Erhebung und jede Kurve mit einer traumhaften Sicherheit. Bestimmt war sie die Strecke schon tausendmal gefahren, obwohl sie eigentlich erst seit Kurzem in der Stadt wohnten. Sie war waghalsig– aber sie konnte fahren– und wie!
    Am Fuß des Hügels bremste sie schlitternd ab, damit wir die Abfahrt der Jungs beobachten konnten. Sie verringerte das Brüllen des Motors zu einem Schnurren und drehte sich zu mir um. » Warum gehst du eigentlich nicht mit Pietr? «
    Mir war diese Frage so peinlich, dass ich keine vernünftige Antwort herausbrachte. » Er geht mit Sarah! « , rief ich, laut genug, dass sie es über dem Brummen des Motors verstand. Mir war voll und ganz bewusst, wie schnell sich die beiden anderen Fahrzeuge näherten.
    » Er mag dich « , sagte sie in einem Ton, der verriet, dass sie wusste, dass ich es wusste.
    » Ich muss das für Sarah tun « , versuchte ich zu erklären, aber ihr Blick brachte mich zum Verstummen. Er war unheimlich. Sie und Pietr hatten denselben beunruhigenden und unruhigen Blick, mit dem sie mich jetzt festnagelte.
    » Und wann machst du etwas für dich und Pietr? « , fragte Catherine.
    » Ich muss für Sarah alles tun, was in meiner Macht steht. Und wenn das bedeutet, dass sie mit Pietr geht… «
    » Aufopferung ist nur bis zu einem bestimmten Punkt edelmütig « , konstatierte sie. » Irgendwann wird aus Aufopferung eine verpasste Gelegenheit. « Sie rückte ihren Helm zurecht. » Außerdem finde ich, dass Märtyrer gefährliche Freunde sind. Woher weiß man, wann sie mit ihrem Verlangen nach Selbstaufopferung andere in Gefahr bringen? «
    Die anderen beiden Quads bremsten und Pietr rief: » Worauf wartet ihr? «
    Catherine lachte laut auf. » Bestimmt nicht auf dich! « Sie setzte sich den anderen gleich wieder vor die Nase– ein matschiges, holpriges Katz- und Maus-Spiel begann.
    Es war atemberaubend und ich genoss jeden Augenblick. Mein Rückgrat wurde ordentlich durchgeschüttelt, und als Catherine und die Jungs schließlich anhielten, atmete ich erleichtert aus. Ich hatte ihr während der Fahrt über die Schulter geguckt und spielte mit dem Gedanken, sie zu bitten, mich auf dem Rückweg fahren zu lassen.
    Ich folgte Catherines Beispiel und setzte den Helm ab. Pietr sah mich interessiert an, interessierter als bei unserer ersten Begegnung. Ein Schauer fuhr mir über den Rücken, und das lag nicht an dem plötzlich aufkommenden Herbstwind, sondern an seinen Blicken. Vielleicht hatte ich auch Dreck im Gesicht (ich war fast überall verdreckt). Ich wischte mir mit der behandschuhten Hand übers Gesicht.
    Ich spürte, dass meine Stirn wirklich dreckverschmiert war. Ich sah auf meine Handschuhe und merkte, dass ich mich mit dem schmutzigen Daumen selbst verschmiert hatte. Pietr grinste mich schief an, sah aber schnell weg, als ich demonstrativ in seine Richtung schaute.
    » Sollen wir zurück? « , fragte Catherine und sah zum Hang hinüber.
    » Lass uns erst eine Pause einlegen « , meinte Max und zog ein Päckchen aus seiner Tasche. » Ein kleines Würstchen gefällig? «
    Ich bemerkte, dass Amy sich zusammenreißen musste, keinen albernen Witz zu machen.
    Die Rusakovas reagierten auf Max’ Angebot wie

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