Zwischen Mond und Versprechen
«
Kleinlaut gehorchte er. Ich setzte mich vor ihn auf die Maschine und warf den Motor an.
» Ich fahre mit Sarah hinter dir her « , willigte Catherine ein. Sie wollte mich wohl nicht zum Rasen verführen. Sarah sah mich finster an, wütender denn je.
Max fuhr voran. Ich schlingerte ein paar Mal auf dem Quad, bis ich ein Gefühl dafür entwickelt hatte. Ein Arm legte sich um meine Hüfte, dann noch einer von der anderen Seite. Pietr hielt sich an mir fest, sein warmer Oberkörper presste sich eng an meinen Rücken. Ein Karussell aus Gefühlen kreiselte durch meinen Bauch, als wir auf Pietrs leuchtend rotem Quad den Hang zum Haus hinauffuhren.
Als wir die Anhöhe erreichten, sah ich, wie Max sein Quad abrupt zum Stehen brachte, mit einem Satz absprang und buchstäblich zur Haustür hechtete. Dort stand im fahlen Licht des Spätnachmittags ein breitschultriger Mann und stritt sich mit Alexi. Der Mann war ungefähr Mitte vierzig. Sein kantiges Gesicht war von kurzen grau melierten Haaren umrahmt. Früher mochte er vielleicht gut ausgesehen haben, aber das scharfe Kinn, die hervorstehenden Wangenknochen und die römische Nase, die vielleicht einmal Blicke auf sich gezogen hatten, gaben ihm nun ein hungriges, gemeines– nein, ein grausames– Aussehen. Er streckte sein Kinn hervor und runzelte drohend seine Brauen.
Alexi ballte und öffnete fast ruckartig seine herabhängenden Fäuste.
Max stand im Nu neben seinem Bruder, und ich hätte schwören können, dass er– mehr Tier als Mensch– vor Wut schäumte. Ich machte den Motor aus und zog den Helm ab, damit ich etwas hören konnte.
Ich spürte Pietrs Anspannung in meinem Rücken. Ich lauschte auf die Auseinandersetzung an der Haustür und passte gleichzeitig auf, dass Pietr nicht seinem Bruder folgte.
» Zurück, du Welpe, wir sind alle Gezeichnete « , knurrte der Fremde.
» Max, bleib ruhig « , warnte Alexi.
Aber Max preschte vor. » Warum? Ist das der Kerl, mit dem du zu tun hast? O. P. S. ? Die Russenmafia? Bezahlen die… «
» Halt– die– Klappe! « Alexi spuckte jedes einzelne Wort wie Gift aus sich heraus.
» Vorlautes Bürschchen. Temperamentvoll. Vielleicht seid ihr schon zu lang in Amerika « , meinte der Fremde, dessen Akzent seine Blasiertheit noch unterstrich.
Die Rusakovas waren zwar Russen, aber sie waren auch Bürger der Vereinigten Staaten. Die Verachtung, mit der der Mann Amerika gesagt hatte, ließ mich daran zweifeln, dass er einer war.
» Unsere Herzen sind russisch « , sagte Alexi wieder ruhig. » Unsere Geduld ist groß. «
Ich gab den Mädchen zu verstehen, dass sie nicht von Pietrs Seite weichen sollten. Es war besser, wenn uns die Männer nicht bemerkten. Catherine und Sarah verstanden, aber Amy sah ständig zu Max hinüber, besorgt undgleichzeitig fasziniert. Ich konnte sie gut verstehen. Wenn ich mit Marvin gegangen wäre, hätte ich Max auch anziehender gefunden. Marvin fehlte einfach das gewisse Etwas.
» Catherine, was ist O. P. S .? « , flüsterte ich.
Hinter mir gab Pietr die Antwort. » Ein Firmenname, unter dem sich die Mafia in Russland zum Spaß angemeldet hat. «
Ich hörte, wie der Mann lachte. » Gut Alexi. Und nun ruf deinen Köter zurück, sonst reiße ich ihm noch mit meinen eigenen Zähnen den Säbel aus der Schulter. « Wieder lachte er.
Pietr saß auf seinem Quad und zitterte vor Wut, aber ich packte ihn am Handgelenk und Sarah nahm seine andere Hand und unisono sagten wir: » Nein, bleib hier. «
Ich sah sie an. In diesem Augenblick stimmten wir völlig überein.
» Das könnte die Sache nur verschlimmern « , fügte ich hinzu.
» Du könntest verletzt werden « , ergänzte Sarah.
Pietr sah finster vor sich hin.
» Und außerdem bist du nicht in der Verfassung. « Catherine sah ihn nur flüchtig an. » Er weiß, dass wir recht haben. «
» Erledige einfach, was wir vereinbart haben, Alexi. Du lieferst die Ware, sobald sie verkäuflich ist. Dann könnt ihr von mir aus glücklich bis ans Ende eurer Tage weiterleben. «
Ich drehte mich halb um und schielte zu dem Trio.
Der Mann lächelte und entblößte dabei sämtliche Zähne. » Aber wenn du uns reinlegst, Alexi… « Er krümmte seine Finger, sodass nur noch Zeigefinger und Daumen hervorstanden. Wie eine Pistole. Er stieß seinen Zeigefinger in Alexis Schläfe und machte » Peng! Wui ponjematju minje? «
Ich musste Alexi zugute halten, dass er nicht einmal mit der Wimper zuckte. » Da. Ja ponjemju. «
» Das solltest du auch endlich
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