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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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das eine
Sache. Stand in ihnen jedoch auch Angst von der Art, die der Gedanke Wieso bist du hier statt in einem rostigen Durchlass unter der Stagg Road ausgelöst haben konnte … nun, dann …
    »Das wäre etwas anderes, Fritzy? Oder nicht?«
    Fritzy betrachtete sie mit cleveren grünen Augen und putzte sich weiter die Pfote. Sie sah harmlos aus, diese Pfote, aber sie besaß verborgene Krallen. Tess hatte sie nicht nur gesehen, sondern manchmal auch gespürt.
    Sie hat herausbekommen, wo ich wohne; mal sehen, ob ich mich revanchieren kann.
    Tess wandte sich wieder ihrem Computer zu und suchte diesmal die Website der Books & Brown Baggers. Sie war sich sicher, dass sie eine finden würde - heutzutage hatte jeder eine Website, es gab zu »lebenslänglich« verurteilte Häftlinge, die eine Website hatten -, und wurde nicht enttäuscht. Die Brown Baggers stellten Buchbesprechungen, interessante Nachrichten über ihre Mitglieder und lockere Zusammenfassungen - nicht ganz Protokolle - ihrer Treffen ins Netz. Tess entschied sich für Letztere und begann zu scrollen. Sie brauchte nicht lange, um herauszubekommen, dass das Treffen am 10. Juni in Ramona Norvilles Haus in Brewster stattgefunden hatte. Tess war noch nie dort gewesen, aber sie wusste, wo diese Kleinstadt lag, und war erst gestern auf der Fahrt zu ihrem Gig an einem grünen Turnpike-Wegweiser mit der Aufschrift »Brewster« vorbeigefahren. Es lag nur zwei oder drei Ausfahrten südlich von Chicopee.
    Als Nächstes rief sie die Steuerunterlagen der Brewster Township auf und scrollte nach unten, bis sie Ramonas Namen fand. Sie hatte im Vorjahr für ihr Grundstück 75 Lacemaker Lane eine Grundsteuer von 913,06 Dollar gezahlt.
    »Hab dich, Schätzchen«, murmelte Tess.

    »Du musst überlegen, wie du diese Sache anfangen willst«, sagte Fritzy. »Und wie weit du zu gehen bereit bist.«
    »Wenn ich recht habe«, sagte Tess, »vielleicht ziemlich weit.«
    Als sie den Computer herunterfahren wollte, fiel ihr noch etwas ein, das sich zu überprüfen lohnte, obwohl vermutlich nichts dabei herauskommen würde. Sie rief die Homepage des Weekly Reminder auf und klickte NACHRUFE an. Dort gab es ein Feld, in das man den Namen schreiben konnte, der einen interessierte, und Tess gab STREHLKE ein. Der einzige Treffer war ein gewisser Roscoe Strehlke. In dem Nachruf aus dem Jahr 1999 hieß es, er sei 48-jährig ganz plötzlich zu Hause verstorben. Die trauernden Hinterbliebenen waren seine Frau Ramona und zwei Söhne: Alvin (23) und Lester (17). Für eine Krimiautorin, selbst wenn sie nur unblutige Romane für alte Ladys schrieb, die man gern »Häkel-Krimis« nannte, war plötzlich verstorben eine rote Flagge. Sie durchsuchte die allgemeine Datenbank des Reminder , ohne jedoch mehr zu finden.
    Sie blieb einen Augenblick sitzen und trommelte mit den Fingern auf ihre Sessellehne, wie sie das immer tat, wenn ihr bei der Arbeit ein Wort, ein Satz oder ein treffender Ausdruck fehlte. Dann suchte sie eine Aufstellung von Zeitungen im Westen und Süden von Massachusetts und fand den Springfield Republican . Als sie den Namen von Ramona Norvilles Ehemann eingab, war die dazugehörige Schlagzeile knapp und prägnant: GESCHÄFTSMANN AUS CHICOPEE VERÜBT SELBSTMORD.
    Strehlke war in seiner Garage an einem Dachbalken hängend aufgefunden worden. Er hatte keinen Abschiedsbrief hinterlassen, und Ramona wurde nicht zitiert, aber ein Nachbar sagte, Mr. Strehlke sei wegen »irgendwelcher Schwierigkeiten, die sein Ältester hatte«, sehr beunruhigt gewesen.

    »Was für Schwierigkeiten hatte Al, die dir so zugesetzt haben?«, fragte Tess den Bildschirm. »Irgendwas mit einem Mädchen? Vielleicht Körperverletzung? Sexueller Missbrauch? Hat er sich schon damals auf Größeres vorbereitet? Wenn du dich deswegen aufgehängt hast, warst du als Vater eine schöne Niete.«
    »Vielleicht hatte Roscoe Hilfe«, sagte Fritzy. »Von Ramona. Eine große, starke Frau, weißt du. Das müsstest du wissen; du hast sie gesehen.«
    Auch das klang wieder nicht wie die Stimme, mit der sie im Prinzip Selbstgespräche führte. Sie starrte Fritzy verblüfft an. Fritzy erwiderte ihren Blick mit ruhigen grünen Augen, die zu fragen schienen: Wer, ich?
    Was Tess tun wollte: mit ihrem Revolver in der Handtasche direkt zur Lacemaker Lane fahren. Was sie hätte tun sollen: das Detektivspielen bleibenlassen und die Polizei anrufen. Das hätte die Alte Tess getan, aber diese Frau war sie nicht mehr. Diese Frau erschien ihr jetzt

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