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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ich denke, wird er wissen, dass er Ihre Frau in seinem Büro erwarten kann - und das eher früher als später. Leute tauchen meist ziemlich schnell wieder auf, wenn ihnen das Kleingeld ausgeht, nicht wahr?«
    »Das ist auch meine Erfahrung«, sagte ich. »Wenn wir hier fertig sind, Sheriff, sollten mein Junge und ich uns wieder an die Arbeit machen. Wir haben da so einen nutzlosen
Brunnen, der schon vor drei Jahren hätte aufgefüllt werden sollen. Eine alte Kuh von mir…«
    »Elpis.« Henry sprach wie im Traum. »Sie hat Elpis geheißen.«
    »Elpis«, bestätigte ich. »Sie hat sich im Stall losgerissen, um einen Hofspaziergang zu machen, und ist auf die Abdeckung geraten, die prompt unter ihr nachgegeben hat. Hatte nicht mal so viel Anstand, von selbst zu verenden. Ich hab sie erschießen müssen. Wenn Sie mit mir hinter den Stall kommen, zeige ich Ihnen den Lohn der Faulheit, wie er seine verdammten Beine in die Luft streckt. Wir werden sie begraben, wo sie liegt, und zukünftig heißt dieser alte Brunnen bei mir Wilfreds Narretei.«
    »Na, das täte ich gern, nicht wahr? Weil das bestimmt sehenswert ist. Aber ich muss diesen übellaunigen alten Richter ruhigstellen. Also ein andermal.« Er wuchtete sich ächzend in den Wagen. »Danke für die Limonade und dass Sie so umgänglich waren. Wenn man bedenkt, wer mich hergeschickt hat, hätten Sie viel unfreundlicher sein können.«
    »Schon in Ordnung«, sagte ich. »Wir haben alle unsere Arbeit zu tun.«
    »Und unser Kreuz zu tragen.« Sein scharfer Blick war wieder auf Henry gerichtet. »Sohn, Mr. Lester hat mir erzählt, dass du etwas verheimlichst. Er war sich seiner Sache ziemlich sicher. Und das hast du auch getan, nicht wahr?«
    »Ja, Sir«, sagte Henry mit seiner tonlosen und irgendwie schrecklichen Stimme. Als ob alle seine Gefühlsregungen weggeflogen wären - wie die Dinge aus der geöffneten Büchse der Pandora. Für Henry und mich gab es jedoch keine Elpis; unsere Elpis lag tot im Brunnen.
    »Wenn er mich darauf anspricht, sage ich ihm, dass er sich da getäuscht hat«, sagte Sheriff Jones. »Ein Firmenanwalt braucht nicht zu wissen, dass die Mutter eines Jungen
ihn, als sie betrunken war, geschlagen hat.« Er griff unter seinen Sitz, brachte eine lange S-förmige Eisenstange zum Vorschein, die ich gut kannte, und hielt sie Henry hin. »Würdest du einem alten Mann helfen, Schulter und Rücken zu schonen, Sohn?«
    »Ja, Sir, sehr gern.« Henry nahm die Kurbel und ging damit zum Kühler des Maxwells.
    »Pass auf dein Handgelenk auf!«, rief Jones nach vorn. »Die Kurbel schlägt aus wie ein Pferd.« Dann wandte er sich mir zu. Das forschende Glitzern war aus seinen Augen verschwunden. Auch das Grün. Sie waren glanzlos und grau und hart und erinnerten an das Wasser eines Sees unter bewölktem Himmel. Es war das Gesicht eines Mannes, der einen Landstreicher, der mit Güterzügen unterwegs war, halb totschlagen konnte, ohne deshalb auch nur eine Minute schlecht zu schlafen. »Mr. James«, sagte er. »Ich muss Sie etwas fragen. Unter uns Männern.«
    »Nur zu«, sagte ich und bereitete mich auf die Frage vor, die bestimmt kommen würde: Liegt in Ihrem Brunnen eine weitere Kuh? Eine namens Arlette? Aber ich hatte mich getäuscht.
    »Ich kann ihren Namen und ihre Personenbeschreibung telegrafisch verbreiten, wenn Sie wollen. Sie ist bestimmt nicht weiter als bis nach Omaha gekommen, nicht wahr? Nicht mit nur hundertachtzig Scheinchen. Und eine Frau, die zeitlebens nur Hausfrau war, hat keine Ahnung, wie man sich versteckt. Sie ist wahrscheinlich in einer Pension im Osten der Stadt, wo sie billig sind. Ich könnte sie zurückholen lassen. An den Haaren zurückzerren lassen, wenn Sie wollen.«
    »Das ist ein großzügiges Angebot, aber …«
    Die glanzlosen Augen musterten mich. »Denken Sie darüber nach, bevor Sie Ja oder Nein sagen. Manchmal braucht ein Mädel handfesten Zuspruch, wenn Sie wissen, was ich
meine, und danach ist wieder alles in Ordnung. Eine tüchtige Abreibung hat schon manches Mädel zur Vernunft gebracht. Denken Sie darüber nach.«
    »Das tue ich.«
    Der Motor des Maxwells sprang knatternd an. Ich streckte die Hand aus - die rechte, mit der ich ihr die Kehle durchgeschnitten hatte -, aber Sheriff Jones sah sie nicht. Er war damit beschäftigt, die Zündung zurückzustellen und das Handgas zu regulieren.
    Zwei Minuten später war er nur noch eine Staubwolke auf der Landstraße.
    »Er hat nicht mal reinschauen wollen«, stellte Henry

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