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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einen Schmortopf ihrer Mutter als Vergleich heranziehen konnte, musste ich zugeben, dass sie schon mit 15 die bessere Köchin war. Henry und ich warfen lediglich Steaks in eine Pfanne auf dem Herd; sie dagegen verstand es, gewöhnliches, ein bisschen zähes Fleisch so zu würzen, dass es köstlich schmeckte. In ihrer Umhängetasche brachte sie auch frisches Gemüse mit - nicht nur Erbsen und Karotten, sondern (für uns) exotische Sorten wie Spargel und dicke grüne Bohnen, die sie mit Schinken und Perlzwiebeln kochte. Es gab sogar Nachspeisen. Noch heute kann ich in diesem schäbigen Hotelzimmer die Augen schließen und die Backdüfte riechen. Ich kann sie am Küchentisch stehen sehen, wie ihr Hintern wippt, während sie Eier oder Schlagsahne schlägt.
    Üppig war das Wort für Shannon: Hüften, Busen, Herz, alles üppig. Zu Harry war sie überaus sanft, und sie hatte ihn gern. Deshalb hatte auch ich sie gern … aber das ist zu schwach ausgedrückt, lieber Leser. Ich liebte sie, und wir beide liebten Henry. Nach jenen Abendessen am Dienstag und am Donnerstag bestand ich jeweils darauf, das Geschirr zu spülen, und schickte die beiden auf die Veranda hinaus. Manchmal hörte ich sie miteinander tuscheln; wenn ich dann kurz hinausspähte, sah ich sie nebeneinander in den Schaukelstühlen sitzen, übers Westfeld hinausblicken und wie ein altes Ehepaar Händchen halten. Bei anderen Gelegenheiten beobachtete ich heimlich, wie sie sich küssten,
und das hatte ganz und gar nichts von einem alten Ehepaar an sich. In diesen Küssen lag ein liebenswürdiges Drängen, das nur den sehr Jungen gehört, und ich stahl mich mit wundem Herzen von ihnen fort.
    An einem heißen Donnerstagnachmittag kam sie früher als sonst. Ihr Vater war mit seinem Mähdrescher auf unserem Nordfeld, Henry fuhr bei ihm mit, eine kleine Kolonne Indianer aus der Schoschonen-Reservation in Lyme Biska klaubte hinter ihnen auf … und hinter allen anderen fuhr Old Pie den Sammelwagen. Shannon bat um einen Schöpflöffel kaltes Wasser, den ich ihr gern gab. Auf der schattigen Seite des Hauses wirkte sie in ihrem weiten Kleid, das sie fast wie ein Quäkergewand von der Kehle bis zu den Schienbeinen, von den Schultern bis zu den Handgelenken bedeckte, unglaublich kühl. Ihr Benehmen war ernst, vielleicht sogar ängstlich, und ich war einen Augenblick lang selbst ängstlich. Er hat’s ihr gesagt, dachte ich. Was sich als Irrtum erweisen sollte. Nur dass es eigentlich doch keiner war.
    »Mr. James, ist Henry krank?«
    »Krank? Nein, nein. Kerngesund, würde ich sagen. Und er isst wie ein Scheunendrescher, wie du ja selbst weißt. Obwohl ich glaube, dass selbst ein Kranker Mühe hätte, sich deinen Kochkünsten zu verweigern, Shannon.«
    Das brachte mir ein Lächeln ein, aber eines von der geistesabwesenden Art. »In diesem Sommer ist er anders. Ich hab immer gewusst, was er denkt, aber jetzt nicht mehr. Er brütet .«
    »Tut er das?«, fragte ich (zu herzlich).
    »Sie haben nichts gemerkt?«
    »Nein, Ma’am.« (Ich hatte es gemerkt.) »Er kommt mir vor wie immer. Aber er hat dich schrecklich gern, Shan. Was dir als Brüten erscheint, kommt ihm vielleicht wie liebeskrank vor.«

    Ich dachte, das würde mir ein richtiges Lächeln einbringen, aber nein. Sogar das kleine, das sie sich zuvor abgerungen hatte, verschwand. Sie berührte mich am Handgelenk. Vom Schöpferstiel war die Hand noch ganz kühl. »Das hab ich mir auch schon überlegt, aber …« Der Rest brach aus ihr heraus. »Mr. James, wenn er in eine andere verschossen wäre - in eines der Mädchen aus der Schule -, würden Sie’s mir doch sagen, oder? Sie würden nicht versuchen, meine … meine Gefühle zu schonen …?«
    Als ich darüber lachen musste, konnte ich sehen, wie ihr unscheinbares, aber freundliches Gesicht sich erleichtert aufhellte. »Shan, hör mir zu. Weil ich wirklich dein Freund bin. Im Sommer gibt es immer viel Arbeit, und seit Arlette fort ist, haben Hank und ich mehr geschuftet als einarmige Tapezierer. Wenn wir abends reinkommen, essen wir - sehr gut sogar, wenn du gerade da bist - und lesen danach noch eine Stunde. Das heißt, wenn wir die Augen offen halten können. Dann gehen wir zu Bett, und am nächsten Tag stehen wir auf, und alles geht von vorn los. Er hat also kaum Zeit, dir den Hof zu machen - von anderen Mädchen ganz zu schweigen.«
    »Mir hat er den Hof gemacht, das stimmt«, sagte Shannon und sah zum Mähdrescher hinüber, mit dem ihr Vater und Henry am Horizont

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