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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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geschwängert, dass ich mit zugehaltener Nase zurücksank. Das Bedürfnis, zu schreien, wurde durch das Bedürfnis erstickt, mich zu übergeben. Am anderen Ende des Rohrs konnte ich nämlich deutlich Arlette sehen, deren sich verflüssigendes Fleisch jetzt von Käfern und Maden wimmelte; ich konnte sehen, wie ihr Gesicht vom Schädel zu tropfen begann, wie das Grinsen ihrer Lippen dem länger andauernden Knochengrinsen darunter wich.
    Ich kroch auf allen vieren rückwärts von diesem schrecklichen Rohr fort, versprühte Erbrochenes erst nach links, dann nach rechts, und nachdem ich mein ganzes Abendessen von mir gegeben hatte, würgte ich noch lange Stränge Gallenflüssigkeit hoch. Mit wässrigen Augen sah ich, dass Achelois in ihre Box zurückgegangen war. Das war gut. Wenigstens würde ich sie nicht durch den Mais verfolgen, ihr ein Halfter anlegen und sie in den Stall zurückführen müssen.

    Als Erstes wollte ich das Rohr verstopfen - das wollte ich als Allererstes tun -, aber als mein Magen sich beruhigt hatte, konnte ich wieder klarer denken. Achelois hatte Vorrang. Sie war eine gute Milchkuh. Und vor allem war ich für sie verantwortlich. In dem kleinen Nebenraum, wo ich die Bücher führte, hing ein Medizinschränkchen, in dem ich eine große Büchse Rawleigh Antiseptic Salve fand. In einer Ecke lag ein kleiner Stapel Putztücher. Mit der Salbe und den meisten Putzlappen ging ich zu Achelois’ Box zurück, wo ich sofort die Tür schloss, um die Gefahr zu verringern, getreten zu werden (ohne sie natürlich ganz ausschalten zu können). Dann erst setzte ich mich auf den Melkschemel. Ich glaube, dass ich damals irgendwie fand, ich hätte es verdient , getreten zu werden. Aber die gute alte Achelois beruhigte sich, als ich ihr die Flanke tätschelte und »braves Mädchen, brav, so ist’s brav« flüsterte. Obwohl sie zitterte, als ich ihr verletztes Euter mit der Salbe bestrich, hielt sie still.
    Nachdem ich alles mir Mögliche getan hatte, um eine Infektion zu verhindern, machte ich mich mit den Putzlumpen daran, das Erbrochene aufzuwischen. Gute Arbeit zu leisten war wichtig, denn wie jeder Farmer bestätigen kann, wird Raubwild von Erbrochenem ebenso stark angezogen wie von einer unsorgfältig abgedeckten Müllgrube. Waschbären und Waldmurmeltiere, versteht sich, aber vor allem Ratten. Ratten haben eine Vorliebe für das, was Menschen von sich geben.
    Ich hatte ein paar Putzlappen übrig, aber diese ehemaligen Geschirrtücher aus Arlettes Küche waren für mein nächstes Vorhaben zu klein. Ich nahm die Sichel von ihrem Haken, ging mit der Lampe zum Holzstapel hinaus und hackte ein ausgefranstes Quadrat aus dem schweren Segeltuch, mit dem er abgedeckt war. Im Stall bückte ich mich und hielt die Lampe dicht an die Rohröffnung, weil ich sichergehen
wollte, dass die Ratte (oder eine andere, denn wo es eine gab, gab es bestimmt mehrere) nicht dort lauerte, um notfalls ihr Revier zu verteidigen. Aber das Rohr war leer, so weit ich sehen konnte, was ungefähr anderthalb Meter war. Rattenkot war keiner zu sehen, was mich aber nicht überraschte. Dieser Durchgang war in Betrieb - inzwischen ihr einziger Durchgang -, und sie würden ihn so lange sauber halten, wie sie ihr Geschäft noch draußen erledigen konnten.
    Ich stopfte das Segeltuch ins Rohr. Es war so steif und sperrig, dass ich zuletzt den Besenstiel benutzen musste, um es ganz hineinzustopfen, aber ich schaffte es. »Da!«, sagte ich. »Mal sehen, wie euch das gefällt. Erstickt daran!«
    Ich ging zurück, um noch einmal nach Achelois zu sehen. Sie stand still da, und als ich ihre Flanke tätschelte, bedachte sie mich mit einem milden Blick über die Schulter. Ich wusste damals wie heute, dass sie bloß eine Kuh war - Farmer hegen nur wenige romantische Vorstellungen von der Natur, werden Sie feststellen -, aber trotzdem ließ dieser Blick mir die Tränen in die Augen steigen, und ich musste ein Schluchzen unterdrücken. Ich weiß, dass du dein Bestes getan hast, besagte der Blick. Ich weiß, dass das alles nicht deine Schuld ist.
    Aber es war meine.
    Ich ging ins Haus zurück und schlich auf Zehenspitzen den Flur entlang. Hinter seiner geschlossenen Tür konnte ich Henry schnarchen hören. Ich rechnete damit, lange nicht einschlafen zu können, und wenn ich endlich schlief, würde ich von der Ratte träumen, die mit der rosigen Zitze in der Schnauze durchs Heu auf dem Stallboden zu ihrem Notausgang flitzte, aber ich schlief fast augenblicklich ein,

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