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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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überrascht mich nicht weiter. Sie waren schwer krank, Wilf. Ich war mir ziemlich sicher, dass Sie sterben würden, und dachte, ich würde Sie nicht mehr lebend in die Stadt bringen. Aber anscheinend ist Gott noch nicht mit Ihnen fertig, nicht wahr?«
    Irgendetwas war noch nicht mit mir fertig, aber ich bezweifelte, dass es Gott war.
    »War es Henry? Sind Sie rausgekommen, um mir von Henry zu erzählen?«
    »Nein«, sagte er, »ich war wegen Arlette bei Ihnen. Eine schlimme Nachricht, die schlimmste, aber Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen. Schließlich haben Sie sie nicht aus dem Haus geprügelt.« Er beugte sich vor. »Sie denken vielleicht, dass ich Sie nicht mag, Wilf, aber das stimmt nicht. In unserer Gegend gibt es welche, die das tun - und wir wissen, wer sie sind, nicht wahr? -, aber Sie dürfen mich nicht mit ihnen zusammenwerfen, nur weil ich ihre Interessen berücksichtigen muss. Sie haben mich ab und zu verärgert, und ich glaube, Sie könnten weiter mit Harl Cotterie befreundet sein, wenn Sie Ihren Jungen straffer im Zaum gehalten hätten, aber ich habe Sie immer respektiert.«
    Das bezweifelte ich, hielt aber den Mund.
    »Was Arlette betrifft, will ich es wiederholen, weil es eine Wiederholung wert ist: Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen.«

    Ich durfte nicht? Ich fand, selbst für einen Gesetzeshüter, der nie mit Sherlock Holmes verwechselt werden würde, war das eine seltsame Schlussfolgerung.
    »Henry ist in Schwierigkeiten, wenn auch nur einige der Berichte, die ich bekomme, wahr sind«, sagte er mit schwerer Stimme, »und er hat Shannon Cotterie mit ins heiße Wasser reingezogen. Darin werden sie vermutlich kochen. Das bringt Ihnen Kummer genug, ohne dass Sie auch noch behaupten, für den Tod Ihrer Frau verantwortlich zu sein. Sie brauchen nicht …«
    »Erzählen Sie’s mir einfach«, sagte ich.
    Zwei Tage vor seinem Besuch - vielleicht an dem Tag, an dem die Ratte mich biss, vielleicht auch nicht, aber um diese Zeit herum - hatte ein Farmer, der eine letzte Ladung Gemüse nach Lyme Biska brachte, drei Kojoten beobachtet, die sich ungefähr zwanzig Schritte nördlich der Straße um etwas balgten. Er wäre wohl weitergefahren, hätte er nicht im Straßengraben einen abgewetzten Damenschuh aus Lackleder und einen rosa Schlüpfer entdeckt. Er hielt an, gab einen Schuss aus seinem Gewehr ab, um die Kojoten zu vertreiben, und ging auf das Feld, um zu sehen, worum sie sich gebalgt hatten. Was er fand, war das Skelett einer Frau, an dem in den Überresten eines Kleides noch einige Fleischfetzen hafteten. Was von ihrem Haar übrig war, war mattbraun - eine Farbe, die Arlettes rötlich braunes Haar nach Monaten in Wind und Wetter angenommen haben konnte.
    »Zwei Backenzähne haben gefehlt«, sagte Jones. »Haben Arlette ein paar Backenzähne gefehlt?«
    »Ja«, log ich. »Die hat sie wegen einer Zahnfleischentzündung verloren.«
    »Als ich damals bei Ihnen war, kurz nachdem sie abgehauen war, hat Ihr Junge gesagt, dass sie ihren guten Schmuck mitgenommen hat.«

    »Ja.« Der Schmuck, der jetzt in dem Brunnen lag.
    »Als ich gefragt habe, ob sie vielleicht Geld mitgenommen hat, haben Sie 200 Dollar erwähnt. Richtig?«
    Ah, ganz recht. Die fiktiven 200 Dollar, die Arlette angeblich aus meiner Kommode genommen hatte. »Ja, das stimmt.«
    Jones nickte. »Nun, da haben wir’s, da haben wir’s. Etwas Schmuck und etwas Geld. Das erklärt alles, nicht wahr?«
    »Ich verstehe nicht, was …«
    »Weil Sie die Sache nicht aus dem Blickwinkel eines Polizeibeamten betrachten. Sie ist auf der Straße ausgeraubt worden, das ist alles. Irgendein Schuft hat eine Frau gesehen, die zwischen Hemingford und Lyme Biska als Anhalterin unterwegs war, sie ermordet, ihr das Geld und den Schmuck geraubt und die Leiche dann aufs nächste Feld geschleppt, damit sie von der Straße aus nicht zu sehen sein würde.« Sein langes Gesicht zeigte, dass er glaubte, sie sei wahrscheinlich nicht nur beraubt, sondern auch vergewaltigt worden, und es sei vermutlich ein Glück, dass nicht genug von ihr übrig war, um diesen Verdacht zu bestätigen.
    »So dürfte es gewesen sein«, sagte ich und schaffte es irgendwie, ernst zu bleiben, bis er gegangen war. Dann wälzte ich mich auf die Seite, und obwohl ich mir dabei den Armstumpf schmerzhaft anstieß, lachte ich los. Ich vergrub das Gesicht im Kopfkissen, aber nicht einmal das konnte das Geräusch wirklich dämpfen. Als die Krankenschwester - ein hässlicher alter Drachen -

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