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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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Kopf.
    „Ich hab’ mich langsam daran gewöhnt, dass ich nicht kapiere, was in deinem Leben vorgeht.“ Ihr war klar, wie ironisch das klang. Einen winzigen Augenblick lang sah er verletzt aus, dann drehte er sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Wohnzimmer und schließlich aus der Tür.
    Leslie saß da, alleine mit Mario und konnte sich nicht entscheiden, ob sie wütend oder enttäuscht sein sollte. Vielleicht beides. Sie hörte, wie Raffaello seinen Maserati startete, dann entfernte sich das Geräusch mit rasender Geschwindigkeit. Eine Weile lang sagte Mario kein Wort.
    „Tut mir leid“, sagte er dann. „Es wirkt wahrscheinlich unmöglich auf dich, dass er dich sitzen lässt, aber in diesem Fall ist es extrem wichtig. Er kann Probleme nicht ausstehen.“
    „Er lässt uns sitzen“, erwiderte Leslie. Sie verzichtete darauf nachzufragen, um was es überhaupt ging.
    „Irgendwie schon …“, murmelte Mario. „Aber ich schätze, er kommt bald wieder. Genauso schnell, wie Probleme auftauchen, hat er sie meistens auch wieder gelöst, glaub mir. Was hältst du in der Zwischenzeit von einem Kochkurs?“ Ein Kochkurs. Super Idee, dachte Leslie ironisch. Das würde sie bestimmt auf andere Gedanken bringen. Aber sie nickte.
    „Na gut“, seufzte sie und dann zeigte Mario ihr mindestens tausend verschiedene Arten, wie man Pizza, Pasta & Co. zubereiten konnte. Es machte ihr sogar ein kleines bisschen Spaß.

24
    Der Tag neigte sich allmählich seinem Ende zu – und noch immer hatten sie nichts von Raffaello gehört. Mario schlug vor, Leslie nach Hause zu fahren, wenn Raffaello nicht bald auftauchte, aber sie entschied sich zu warten. Und Mario schien das nicht zu stören. Sie räumten seine Küche auf, hörten dabei Radio, obwohl Leslie kein Wort verstand, und schließlich legte Mario seine Schürze ab.
    „Willst du wirklich auf ihn warten?“, fragte er. „Ich meine, … er hat mir zwar versichert, dass er anruft, wenn er kommt, aber wer weiß, wie lange er zu tun hat.“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Es ist halb neun, Leslie. Wenn du müde bist, kannst du dich ruhig ein wenig auf die Couch im Wohnzimmer legen.“ Aber Leslie war nicht müde. Nicht im Geringsten.
    „Was hältst du dann von einer Runde DVD schauen, bis der werte Herr erscheint?“, schlug Mario vor. „Ich hab’ einen ganzen Schrank voll. Komm mit und such dir einen Film aus – ich würde sogar irgendwelche Titanic-Schnulzen ansehen, wenn du willst.“ Er grinste.
    „Ich mag keine Schnulzen“, sagte Leslie. „Die sind nur dramatisch und schwer zu ertragen.“ Sie folgte Mario ins Wohnzimmer und staunte nicht schlecht, als sie seine umfangreiche DVD-Sammlung erblickte. Von Oscar prämierten Blockbustern wie ‚ Der Pate‘ , bis Disneys ‚ König der Löwen ‘ war alles dabei. Mario zuckte grinsend die Schultern, als sie ‚ 101 Dalmatiner ‘ aus dem Regal zog.
    „Ich sammle Filme, seit ich sechs bin“, sagte er. Leslie ließ den Blick langsam über alle Filmtitel wandern. Viele kannte sie, von anderen dagegen hatte sie noch nie etwas gehört. Dann zog sie mit einem Lächeln auf den Lippen den ‚ Paten ‘ aus dem Regal. Mario staunte nicht schlecht.
    „ Den willst du dir ansehen?“, fragte er und lachte trocken. „Du weißt schon, dass da Pferdeköpfe rollen und so?“ Doch Leslie nickte.
    „Ich weiß“, sagte sie. Sie fand die Filme großartig, vor allem Marlon Brando und Al Pacino.
    „ Va bene  …“, murmelte Mario und legte die DVD ein, dann ließ er sich neben Leslie auf dem langen, schwarzen Ledersofa nieder. Der Film begann. Den Anfang kannte Leslie auswendig. Sie hatte den ersten Teil zu oft mit Anne angesehen. Ihre Gedanken schweiften ab. Obwohl sie sich grässlich dabei vorkam, suchte sie nach Parallelen im Film zu Raffaello und dessen Familie. Es gab einige; viel Geld, Einfluss, aber trotz allem schienen ihr Annes Vorwürfe nicht gerechtfertigt.
    „War er wirklich mal in eine Schießerei verwickelt?“, fragte sie irgendwann. Seltsamerweise traute sie sich, Mario diese Frage zu stellen. Bei Raffaello hätte sie gleich Angst vor einem Wutausbruch oder verbittertem Schweigen gehabt. Aber Mario war anders. Einen Moment lang sah er so aus, als wisse er nicht, ob er ihre Frage dem Film oder seinem besten Freund zuordnen sollte, aber dann nickte er. Warum war sie nicht überrascht? Hatte sie Anne entgegen ihrer Überzeugung doch geglaubt?
    „ Sì “, seufzte Mario, „mit

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