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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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schnell.
    „Ah ja. Interessant …“ Er grinste und schob sich seine Sonnenbrille in das störrische Haar.
    Die Fahrt dauerte nicht sehr lange. Raffaello parkte sein Auto bald am Straßenrand in dem kleinen Kaff von Mondello, von wo aus man schon den öffentlichen Badestrand sehen konnte.
    „Ich hoffe, du erschrickst nicht zu sehr“, sagte er und warf ihr einen verstohlenen Blick zu.
    „Warum sollte ich?“, erwiderte Leslie. Sie hatte seine Dreißig-Meter-Jacht ja schließlich schon gesehen. Aber wahrscheinlich würde sie der Anblick erneut aus der Fassung bringen.
    „Nun ja …“, sagte Raffaello, „sie ist jetzt … etwas größer.“
    „Ah. Größer“, machte Leslie. Warum auch nicht? Sie lachte trocken auf.
    „Wenn ich vor Schreck in Ohnmacht falle, weißt du ja, was du zu tun hast“, entgegnete sie grinsend. Ein seltsames Blitzen trat in seine dunklen Augen. Fast wirkte sein Grinsen unverschämt.
    „Ganz genau …“, sagte er und Leslie fragte sich lieber nicht, woran er dachte.
    Seine Warnung war berechtigt gewesen. Leslie geriet aus der Fassung, als sie die riesige Jacht erblickte, die einige Meter vom überlaufenen Strand zwischen ein paar Sportbooten auf den strahlend blauen Wellen vor Anker lag. Bis jetzt war sie neben Raffaello im Sand hergelaufen, aber nun blieb sie stehen. Und starrte auf das riesige, weiß glänzende Schiff.
    „Oh mein Gott, was ist das?!“, entfuhr es ihr entsetzt. Himmel, wie konnte ein Mensch so reich sein?
    „Manchmal ist das Beste gerade gut genug“, sagte Raffaello fast ein wenig herablassend. Angeber. Alter, reicher, verwöhnter Angeber, dachte Leslie, aber sie musste lächeln.
    „Wie lang ist es denn jetzt?“, fragte sie beiläufig.
    „Die ‚Leslie‘ ?“
    „ Leslie ?!“
Er nickte.
    „Ich dachte mir, wenn ich dich nicht mehr sehe, benenne ich sie wenigstens nach dir.“
    „Oh“, machte sie nur. Ach du Schreck!
    „Genau 49,98 Meter“, sagte er gelassen und schlenderte auf ein Motorboot zu, das im seichten Wasser schaukelte und im Gegensatz zu der ‚Leslie‘ wie das hässliche Entlein aussah. Es war höchstens acht Meter lang. Was auch völlig ausreichte, fand Leslie.
    „50 Meter?!“, rief sie aus. „Geht’s noch?!“
    „49,98“, sagte er.
    „Mann, bist du bescheiden.“ Sie musterte ihn entgeistert, dann kletterte sie in das Boot, das Raffaello gleich darauf ins tiefere Wasser schob. Sie konnte die Blicke einiger neugieriger Badegäste spüren und mit einem Mal fühlte sie sich seltsam fehl am Platz. Raffaello ließ den Motor an und gab Vollgas. Mit einem erschrockenen Aufschrei fiel Leslie hinten über, als sich der Bug aus dem Wasser hob, um nach einigen Metern wieder klatschend auf den Wellen aufzuschlagen, und landete auf dem Hintern. Raffaello blickte sich erschrocken nach ihr um, aber sie hatte sich schon wieder aufgerappelt und wankte zu ihm nach vorne ans Steuer.
    „Hast du dir wehgetan?“, rief er gegen den lauten Motor an. „Du hast letztes Jahr erzählt, du wärst oft Boot gefahren. Ich dachte, du kennst das, tut mir leid.“
    „Ja“, gab Leslie verächtlich zurück. „Auf dem Fischkutter meines Großvaters!“ Raffaello lachte amüsiert auf.
    Schon klar, dachte Leslie, ein Fischerboot hat nicht so viel PS, wie deine Angeberkarre. Sie grinste. Er hatte sein weißes Hemd ausgezogen und stand nun mit nacktem Oberkörper neben ihr. Sie wagte nicht zu ihm hinüberzusehen, aber schließlich tat sie es doch – und sie hätte schwören können, dass er ihren entgeisterten Blick genau bemerkte, als sie sah, dass er durchtrainiert war, wie ein Unterwäschemodel. Und da bemerkte sie das Tattoo, das auf seinem rechten Schulterblatt zu sehen war: ein Adler. Durch das Spiel von Raffaellos Muskeln sah er beinahe so aus, als würde er fliegen. Sie schluckte. Wie konnte ein einziger Mensch so unverschämt gut aussehen? Naja, vielleicht ist er nicht von dieser Welt, dachte sie und grinste. Sie hatte das Gefühl, dass er genau wusste, wie er aussah. Angeber, dachte sie wieder.
    Mit rasender Geschwindigkeit näherten sie sich der ‚Leslie‘ , die strahlend weiß im türkisen Wasser lag und darauf wartete, dass ihre Anker gelichtet wurden.
    „Cool“, flüsterte Leslie, weil sie genau wusste, dass Raffaello sie wegen des Motorenlärms nicht hören konnte. „Was für ein Protzteil.“
    Kurze Zeit später drosselte Raffaello das Tempo und legte seitlich an der Steuerbordseite des Schiffes an. Ein Angestellter eilte herbei, um ihm zu

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