Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
Vom Netzwerk:
„Ist das zu fassen? Ich gehe auf die vierzig zu!“ Raffaello und er brachen in schallendes Gelächter aus und klopften sich gegenseitig auf die Schultern – und Leslie lachte höflich mit, auch wenn sie nicht ganz verstand, was denn jetzt so lustig gewesen sein sollte.
    „Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr oder du würdest ohne Leslie hier auftauchen“, sagte Mario zu Raffaello. Dieser erwiderte etwas auf Italienisch, woraufhin Mario ebenfalls die Sprache wechselte.
    Das Gespräch, das nun folgte, konnte Leslie nicht verstehen, doch sie beschloss, nicht beleidigt zu sein und schaute sich stattdessen nach allen Richtungen um. Nahm den riesigen Raum bis ins kleinste Detail unter die Lupe. Ganz hinten in einer Ecke gab es eine Bar, an der reihenweise Menschen standen, irgendetwas tranken – Leslie wollte gar nicht erst wissen, was – und sich unterhielten. Aber seltsamerweise wirkten sie alle noch ziemlich nüchtern.
    Dann beobachtete sie Mario. Er schien sich ehrlich zu freuen, vielleicht sogar erleichtert zu sein, dass sein bester Freund doch noch gekommen war und wieder einmal bewunderte Leslie, wie gut die beiden befreundet waren. Sie ließ den Blick über Raffaello wandern, über sein ebenmäßiges, gebräuntes Gesicht, das störrische Haar, das er geschickt gegelt hatte, sodass es doch irgendwie ordentlich wirkte, und als er ihren Blick bemerkte, lächelte er ihr zu, beendete sein Gespräch mit Mario und kam auf sie zu.
    „Möchtest du was trinken?“, fragte er sie und nahm einfach zwei Gläser von dem Tablett, das ein vorbeigehender Kellner trug. Leslie nahm eines entgegen und roch daran. Sekt. Igitt. Sie hatte nur einmal welchen an Silvester probiert, mit vierzehn, und der hatte grauenhaft geschmeckt. Aber als sie nun vorsichtig daran nippte, fand sie den Geschmack gar nicht mal so schlecht. Mario gesellte sich zu ihnen.
    „Wie wär’s mit einem Tanz, Leslie?“, fragte er sie.
    „Äh …?“ Sie blickte an ihm hoch und runter und Mario lachte.
    „Jaja, ich bin zu lang, ich weiß“, sagte er, aber dann folgte Leslie ihm doch auf die Tanzfläche. Als sie sich über die Schulter nach Raffaello umsah, stand er noch da, hielt ihr Glas und seines in den Händen und blickte ihnen mit ausdrucksloser Miene nach. Verunsichert winkte sie ihm zu, doch er winkte nicht zurück. Schnell wandte sie den Blick von ihm ab. Mario konnte erstaunlich gut tanzen, aber es war schwer, mit ihm Schritt zu halten, weil er so groß war.
    „Ich bin ein bisschen größer, als der Durchschnittsitaliener“, entschuldigte er sich lächelnd. „Vielleicht solltest du besser mit Raffaello tanzen.“
    Das hätte er gar nicht sagen müssen, denn der stand schon wartend neben ihnen und Mario übergab ihm Leslie und raunte ihm etwas auf Italienisch zu, woraufhin Raffaello irgendetwas knurrte und sich dann Leslie widmete. Ein neues Lied ertönte. Sie kannte es. Die Situation kam ihr plötzlich unendlich vertraut vor. ‚ Release Me ‘.
    Raffaello seufzte. „Das haben wir Mario zu verdanken“, sagte er und lächelte. „Wirst du mir wieder auf die Schuhe treten?“, fragte er leise.
    „Nein, keine Sorge!“ Er lachte.
    „Tritt mich so oft du willst“, sagte er. „Sie stehen dir ganz alleine zur Verfügung.“ Aber Leslie hatte genug damit zu tun, sich auf ihren Schuhen auf den Beinen zu halten, doch Raffaello hielt sie geschickt fest, sodass sie nicht einmal stolperte.
    „Ich erinnere mich gerade an letztes Jahr“, sagte er irgendwann. „Du hast dich verändert seitdem.“ Er lächelte und Leslie schaffte es, seinem Blick Stand zu halten.
    „Hab’ ich das?“, murmelte sie, mehr zu sich selbst, als zu ihm.
    „ Sì “, sagte er. „Wenn ich mich nicht irre, reagierst du nicht mehr so abweisend auf mich. Ich frage mich, woran das liegt …“
    Sie antwortete ihm nicht darauf. Was hätte sie auch sagen sollen? Dass sie sich damit abgefunden hatte, sich wieder in ihn verliebt zu haben? Nein, bloß nicht. Sie ließ sich weiter über die Tanzfläche führen, zwischen so vielen anderen Leuten hindurch. Die Musik rief auch in ihrem Kopf Erinnerungen an Raffaellos Geburtstagsfeier wach und wie unwohl sie sich damals gefühlt hatte. Und sie überlegte sich, dass sie sich hier, in diesem Club voller stinkreicher Leute, in Raffaellos Nähe nicht annähernd so unglücklich fühlte, wie damals. Irgendetwas hatte sich geändert.
    „Ach, Mario hat übrigens gesagt, dass du toll aussiehst“, sagte Raffaello und

Weitere Kostenlose Bücher