Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
Vom Netzwerk:
an – und verzichtete darauf, sich im Spiegel zu betrachten. Nur die langen Haare bürstete sie sich noch gründlich. Dann stakste sie unsicher nach draußen.
    Anne stand noch immer im Türrahmen und ließ Raffaello keine Sekunde aus den Augen, ganz so, als befürchte sie, er könne jederzeit eine Pistole aus der Tasche ziehen und sie niederschießen. Die Arme.
    „Ach du heilige Scheiße!!“, entfuhr es Anne, als sie Leslie erblickte. „Was hast du da an …?!“ Raffaello blickte auf und seine Miene hellte sich schlagartig auf.
    „ Belissima “, sagte er, er hauchte es beinahe und blickte an ihr herunter, fast ein wenig stolz, weil vermutlich er alles ausgesucht hatte.
    „ Bella Leslie.“ Er grinste und seine dunklen Augen blitzten. Dann hielt er ihr die Wagentür auf und Leslie stieg hinein, ganz vorsichtig, um auf den hohen Absätzen nicht hinzufallen. Das wäre auch zu peinlich. Sie blickte durch das geöffnete Fenster nach draußen. Anne war ein paar Schritte näher gekommen und hatte eine trotzige Miene aufgesetzt.
    „Bilde dir ja nicht ein, sie gehöre dir und du könntest sie mitnehmen, wann immer es dir in den Kram passt, hörst du?!“, rief sie wütend, doch Raffaello erwiderte nur kühl: „ Buona notte “, dann zog er die Autotür zu und startete den Motor.
    „Echt zum Fürchten, deine Freundin“, brummte er, während er die Auffahrt hinunter steuerte. Leslie sagte nichts. Sie saß nur verunsichert und hin und hergerissen neben ihm. Sollte sie sich jetzt freuen, dass er aufgetaucht war oder besser beunruhigt sein? Sie entschloss sich für Letzteres.
    „Wo fahren wir hin?“, fragte sie schließlich. „Und warum zur Hölle muss ich das hier tragen?“
    „Gefällt es dir nicht?“, fragte Raffaello fast ein wenig erschrocken.
    „Doch … schon, aber –“
    „Kein Aber. Es gehört dir und es steht dir perfekt.“
    „Es gehört mir?!“
    „ Sì .“
    „Aber –“
    „Kein Aber!“, sagte er entschieden und starrte auf die nächtliche Straße. Fast schien es, als unterdrückte er ein amüsiertes Grinsen. „Wir sind zu Marios Geburtstag eingeladen“, sagte er dann. Hätte er das nicht früher sagen können?
    „Oh, ganz super“, sagte sie sarkastisch. „Ich hab’ kein Geschenk für ihn!“ Wieso um alles in der Welt musste Raffaello immer so spontan sein?! Er zuckte die Schultern.
    „Macht nichts. Er mag keine Geschenke.“
    „Wie alt wird er denn?“, fragte sie.
    „Einunddreißig.“
    „So jung? Irgendwie sieht er älter aus …“
    Raffaello lachte. „Sag ihm das bloß nicht!“
    „Nein“, verteidigte sich Leslie, „ich meinte nur, dass er so ernst aussieht, obwohl er immer so gut gelaunt ist.“ Raffaello nickte verständnisvoll.
    „Wo wart ihr eigentlich?“, fragte er nach einer Weile.
    „Unten in der Bucht“, sagte Leslie. „Wieso? Äh – wie lange hast du denn da oben auf mich gewartet …?“ Er legte die Stirn in Falten.
    „Bestimmt zwei Stunden“, sagte er.
    „Oh“, machte Leslie, „wenn ich gewusst hätte, dass –“
    „Schon gut“, entgegnete er. „Es wurde nur verflucht warm in dem Teil.“ Er zupfte an seinem Jackett herum. „Ich habe geklopft – an die tausendmal – aber es hat niemand geöffnet. Und ich wollte nicht so unhöflich sein und einfach in euren Garten spazieren.“ Entweder schleimte er oder er hatte einfach nur gute Manieren.
    „Hättest du ruhig machen können …“, murmelte sie leise.
    Sie sprachen kein Wort über den Kuss, den Leslie ihm vergangene Woche auf die Wange gedrückt hatte, aber sie hatte das unangenehme Gefühl, dass sie beide daran dachten. Und plötzlich fand sie das Schweigen, das seit ein paar Minuten herrschte, unerträglich. Stur blickte sie aus dem Fenster.
    Nach einer Weile fiel ihr auf, dass sie in die völlig falsche Richtung fuhren. Auf dieser Straße ging es ganz bestimmt nicht zu Marios Haus.
    „Äh … wo fahren wir hin?“, fragte sie.
    „In die Stadt rein“, erwiderte Raffaello. „Wir haben da einen Club. Ich habe Mario dazu überredet, dort zu feiern.“
    Wir haben da einen Club, hallte es in Leslies Gedanken nach. Wir … Wer war „Wir“?
    „Oh“, machte sie. Einen Club. Ach herrje, das roch gewaltig nach vielen reichen Leuten, Cocktailkleidern, Champagner, lauter Musik und – illegalen Spielen und anderem fragwürdigen Kram, wie in Filmen, fügte sie im Stillen hinzu. Gnade ihm Gott, wenn er sie in einen Nachtclub schleppte. Aber das tat er nicht. Er parkte den Maserati

Weitere Kostenlose Bücher