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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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Wein. Uh, war das eklig. Raffaello seufzte.
    „Eigentlich hatte ich vor, mich mit dir über Dinge zu unterhalten, die belangloser sind“, sagte er.
    „Du durftest mich küssen. Jetzt musst du meine Fragen beantworten.“
    „Hätte ich dich nicht küssen sollen? Hättest du es nicht gewollt, wenn ich dir keine Fragen beantworten würde?“, fragte er. Sie schüttelte den Kopf, erschrocken über sich selbst.
    „Nein“, sagte sie schnell, „ich … wollte dich küssen.“ Er lächelte.
    „Dann ist’s ja gut.“
    Nachdem sie ihr Essen bestellt hatten, eine riesige Pizza, die sie sich teilten, und die – wie Leslie gestehen musste – viel besser schmeckte, als Antonios Pizza, sagte er: „Die Spaventos sind schuld am Tod meines Vaters. Genau konnte ich ihnen das bis jetzt noch nicht nachweisen, aber alles, was ich seitdem erfahren habe, deutet darauf hin.“ Seine Miene glich einer Maske. Einen Moment lang konnte Leslie keinen Ton über die Lippen bringen.
    „Gosetti hat so etwas gesagt, wie … naja, dass er glaubt, du hättest was mit dem Tod deines –“.
    „Wem glaubst du, Leslie?“, fragte er und seine Stimme war so kalt, dass sie schauderte. „Gosetti oder mir?“ Sie versuchte, nicht nachzudenken, nicht zu zögern.
    „Dir natürlich!“, entrüstete sie sich. Aber es klang etwas halbherzig. Er lächelte verbissen und nahm einen Schluck Wein. Gerade überlegte sie, wie sie ihre nächste Frage so vorsichtig formulieren konnte, ohne ihn aufzuregen, da hielt er ihr seine Gabel entgegen, auf der er eine Tomate aufgespießt hatte.
    „Magst du die?“, fragte er unschuldig und Leslie nahm sie vorsichtig mit den Lippen, um ihm seinen Spaß zu lassen.
    „Hm“, machte sie und öffnete gerade den Mund, um ihre nächste Frage zu stellen, da fiel er ihr ins Wort.
    „Mario macht das besser, mit den Tomaten, finde ich“, sagte er. Sie schluckte. Was sollte das werden? Ein Ablenkungsmanöver? Das konnte er sich in die Haare schmieren.
    „Aha“, machte sie schnell, um ihm zu antworten, dann rückte sie mit ihrer Frage heraus. „Stimmt es denn?“ Er sah sie an.
    „Was?“
    „Das mit dem … Krieg?“, murmelte sie vorsichtig. Seine Miene verhärtete sich. Ups. Er blickte ihr so fest in die Augen, als wolle er sie hypnotisieren. Eine stumme Warnung.
    „Ich werde den Kellner bitten, einen neuen Wein zu bringen“, sagte er ohne jede Gefühlsregung in der Stimme. „Der hier schmeckt korkig, findest du nicht?“
    „Äh …“, machte Leslie. „Schon, aber –“ Sie wusste gar nicht, wie ‚korkig‘ schmeckte. Doch Raffaello winkte schon dem Kellner zu, besprach etwas mit ihm, dann wandte er sich ihr wieder zu.
    „Stimmt es?“, wiederholte sie.
    „Was?“, entgegnete er.
    „Du hast genau gehört, was ich gesagt habe!“ Er seufzte, schielte zu Don Michele herüber, der sie noch immer beäugte, und nahm dann ihre Hand in seine. Sie stierte ihn wütend an, zog ihre Finger aber nicht weg.
    „Leslie“, sagte er eindringlich, „hör bitte auf, mich nach diesen Dingen zu fragen. Ich kann nicht mit dir darüber reden, verstehst du?“ Sie nahm das als ein: „Ja, es stimmt.“
    „Kannst oder willst du nicht?“, fragte sie. Er spielte mit ihren Fingern. Jetzt entzog sie ihm ihre Hand.
    „Ich habe gesagt, dass ich dich da raushalten werde. Das ist besser so, glaub mir.“ Trotzig schob sie die Unterlippe vor.
    „Ich will dich nur besser kennenlernen“, murrte sie. „Mir ist, als kenne ich nur eine Hälfte von dir. Und das ist beschissen!“, fügte sie hinzu. Er holte tief Luft und sah sie einen Moment lang wehmütig an. Dann erschien wieder das Pokerface auf seinem Gesicht.
    „Die andere Seite willst du nicht kennenlernen“, sagte er dann ernst.
    „Doch!“ Er schloss für einen kurzen Augenblick die Augen.
    „Wenn du Gosetti aufmerksam zugehört hast, weißt du, was ich mache. Würdest du diesem Raffaello vertrauen?“ Sie zögerte. Dann nickte sie entschlossen.
    „Ja“, entgegnete sie trotzig.
    „Du bist so … naiv“, murmelte er leise. Nein, dachte sie, nur verliebt. Und vielleicht war gerade das der Fehler.
    „Ich fürchte, du wirst auf weitere Treffen mit Gosetti nicht verzichten können, wenn du mehr über mich erfahren willst“, sagte er trocken.
    „Das heißt, du antwortest mir nicht auf meine Fragen?“, sagte sie.
    „Genau.“
    „Aber du hast es versprochen!“
    „Ich habe dich geküsst.“
    Herrgott, der Kerl war zum aus der Haut fahren. Hin und hergerissen kaute

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