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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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sie auf ihrer Unterlippe herum.
    „Iss lieber die Pizza“, sagte er lächelnd.
    „Keinen Hunger mehr“, murrte sie. Er seufzte.
    „Das kann ich doch nicht alles alleine essen!“, entrüstete er sich lachend und hielt ihr ein Stück Pizza hin. Sie ergab sich und aß es. Er hatte es doch tatsächlich geschafft, vom Thema abzulenken. Und sie hatte das Gefühl, dass es besser war, gar nicht mehr davon anzufangen. Jedenfalls nicht heute. Aber sie würde die Sache nicht aufgeben, das nahm sie sich fest vor.
    Eine Stunde später schlenderte sie neben ihm die Straße entlang. Und tat, als schmollte sie. Raffaello versuchte immer wieder, sie zum Reden zu bringen, indem er ihr irgendetwas über eine Kirche oder Kathedrale, an der sie vorbeikamen, erzählte, aber sie strafte ihn mit Schweigen. Sollte er doch sehen, wie es war, wenn man keine Antwort bekam. Er nahm sie an der Hand und im nächsten Augenblick hatte er sie ganz dicht zu sich herangezogen. Sie zog den Kopf zurück, bevor er sie küssen konnte.
    „Nichts da“, sagte sie trotzig, aber ihr wurde schwindelig vor Glück. Er seufzte theatralisch, ließ sie aber nicht los.
    „Leslie“, sagte er, „ich will nicht, dass du mich küsst, weil ich es will. Ich will, dass du es tust, weil du es genauso willst.“ Hin und hergerissen sah sie zu ihm auf. Und dann küsste sie ihn einfach auf den Mund und vergaß für einen Moment alle Fragen, die er nicht beantwortet hatte.
    „Recht so?“, fragte sie. Er nickte.
    „Wir sollten uns ein wenig mehr nach rechts stellen“, sagte er leise und grinste. „Dann werden die Fotos besser.“
    „Hast du Gosetti gesichtet?“, fragte sie erschrocken und wollte sich umdrehen, doch er hielt sie zurück. Er nickte.
    „Geben wir ihnen, was sie wollen“, sagte Leslie entschieden, zog ihn weiter nach rechts in die Sonne und küsste ihn erneut – dieses Mal streckte sie den Mittelfinger über die Schulter.
    Raffaello lachte sich schlapp. „Perfekt“, raunte er und grinste. „Ich denke, die haben jetzt genug Fotos. Ich sollte dich zurückbringen.“
    „Keine Lust“, murrte sie, „können wir nicht zu dir?“ Aber er schüttelte den Kopf.
    „Später vielleicht“, sagte er.
    „Was meinst du mit ‚später‘?“
    „Nicht heute, fürchte ich“, sagte er, während er sein Handy aus der Hosentasche zog. „ Merda . Wir müssen uns beeilen. Ich muss dringend zurück.“
    „Wohin?“, fragte sie und beeilte sich, ihm nachzukommen.
    „Ins Haus meines Vaters. Mein Bruder macht Probleme. War zu erwarten, nach denen, die ich ihm schon zu verdanken habe.“
    Scheinbar hatte ihm das irgendjemand per SMS berichtet. Und Leslie fragte sich, ob Gosetti die Wahrheit gesagt hatte, als er ihr versichert hatte, ihre Handys würden nicht überwacht. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ihnen der graue VW, der eben noch auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt hatte, langsam folgte. Zur Hölle mit Gosetti! Konnte er sie nicht einmal in Ruhe lassen?
    „Ich fürchte, ich muss mich nächstens passend für so viele Fotos kleiden“, knurrte sie und Raffaello grinste.
    „Man gewöhnt sich daran, glaub mir“, sagte er.
    „Warum folgen die uns so offensichtlich?“
    „Um mir zu signalisieren, dass sie Bescheid wissen“, sagte er.
    „Über was?“ Er zuckte die Achseln.
    „Was weiß ich. Über alles. Meine Geschäfte – und über dich und mich.“
    „Hm“, machte Leslie. Es hörte sich einfach toll an, wie er das gesagt hatte. Sie konnte ein dämliches Grinsen nicht verhindern.
    „Die geben sich mit Absicht keine Mühe, sich zu verbergen. Als Abschreckung.“ Er lachte trocken auf. „Sie sind bloß verdammt lästig, weißt du?“ Eine Weile schlenderte sie schweigend neben ihm her.
    „Was … macht dein Bruder für Probleme?“, fragte sie schließlich, als sie neben ihm im Auto saß.
    „Weiß ich nicht“, sagte er, aber sie hatte das Gefühl, dass er das ganz genau wusste.
    „Gehört er denn nicht zur – äh – Familie?“, fragte sie vorsichtig. Welche „Familie“ sie meinte, konnte er sich aussuchen. Er hob eine Augenbraue.
    „Nein“, sagte er dann, „nicht zu der, die du meinst.“
    „Warum nicht?“
    „Du fängst schon wieder an, mit deinen ewigen Fragen, Leslie.“
    „Oh. Sorry .“ Herrgott! Konnte er ihr nicht einmal eine einzige unwichtige Frage beantworten?! So schlimm konnte das doch wirklich nicht sein.
    „Warum er nicht mehr dazugehört, solltest du ihn selbst fragen“, sagte Raffaello irgendwann.

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