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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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sie zusammen, als sie sich die Schüsse in Erinnerung rief. Dann tapste sie barfuß durch die Wohnung – ihre Sandalen standen immer noch bei Raffaello auf der Terrasse – in das Zimmer, das sie nicht benutzten. Schmiss sich dort auf das Bett am Fenster, zog sich Raffaellos Hemd über den Kopf und heulte hemmungslos hinein.
    Es war bereits spät am Nachmittag, als es an der Tür klopfte. Leslie hielt sich die Ohren zu. Sie wollte nicht wissen, wer das war. Und wenn es Raffaello war. Ihn wollte sie jetzt ganz bestimmt nicht sehen.
    „Leslie“, raunte Anne leise, als sie die Tür zum Schlafzimmer geöffnet hatte, „Mr. Gosetti möchte dich sprechen.“ Wütend unterdrückte Leslie einen Schrei in ihrem Kissen, schmiss es gegen die Wand und setzte sich auf.
    „Was will er?“, raunzte sie. Anne zuckte die Schultern.
    „Was weiß ich. Er sagte nur, es sei wichtig.“ Leslie stöhnte genervt auf. Konnte Gosetti ihr nicht ihre Ruhe lassen? Was hatte er davon, wenn er sie in seine blöden Ermittlungen hineinzog?
    „Ich will aber nicht!“, sagte sie bissig. „Richte ihm das aus!“
    „Es tut mir leid, dass ich störe“, sagte Mr. Gosetti, der plötzlich im Türrahmen aufgetaucht war. Leslie funkelte ihn wütend an. Und zog sich schnell Raffaellos Hemd über.
    „Schießen Sie los!“, pflaumte sie. Sie konnte sich denken, um was es ging. Er war ja schließlich gestern an Ort und Stelle gewesen.
    Gosetti trat ins Zimmer. Er griff in seine Jackentasche. Oh mein Gott, dachte Leslie entsetzt. Was, wenn er auch Fotos von ihrer Nacht mit Raffaello hatte? Oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott. Mr. Gosetti zog tatsächlich ein Foto hervor. Als Leslie es in die Hand nahm, hätte sie beinahe erleichtert aufgeatmet. Das todernste Gesicht Francescos blickte ihr entgegen.
    „Francesco Ruggiero“, sagte Gosetti. „Raffaellos Bruder. Sechs Jahre älter.“ Sie ahnte, was nun kommen würde. Entgegen jeglicher Vernunft beschloss Leslie, die Unwissende zu spielen.
    „Was ist mit ihm?“, fragte sie, nun nicht mehr ganz so trotzig. Gosetti holte tief Luft.
    „Er ist verschwunden.“
    „Aha.“ Scheiße. „Was hab’ ich mit ihm zu tun?“
    „Eine Menge würde ich sagen“, entgegnete Gosetti. Großer Gott! Wusste er es? Dass sie alles gesehen hatte?
    „Ach?“, machte sie einfach nur.
    „Francesco Ruggiero war einer von uns, Leslie. Ein ehrenwerter, gewissenhafter Polizist, der vor ein paar Jahren als Kronzeuge ausgesagt hat. Er hatte es sich als Ziel gesetzt, die Macht seiner Familie zu zerstören, der Cosa Nostra einen weiteren Schlag zu versetzen. Er entschied sich nach dem Schulabschluss gegen die Geschäfte seines Vaters und zog nach Manhattan. Dann nach Miami, wo er beschloss, Cop zu werden. Ich weiß nicht, wie er auf die Idee gekommen ist, gegen die Cosa Nostra zu ermitteln, zumal er genau wusste, dass seine eigene Familie dazugehört. Vielleicht tat er es gerade deshalb.“
    Gosetti zuckte die Achseln und fuhr fort: „Jedenfalls habe ich ihn in Manhattan getroffen, wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ihm, warum ich dort war. Ich erfuhr, dass er aus Sizilien war, erfuhr nach und nach alles über seine Familie. Am Ende des Jahres kehrte ich mit ihm zurück nach Italien, vollkommen überzeugt, einen wertvollen Kronzeugen gefunden zu haben, was sich mit der Zeit auch bewies. Einige Monate während unserer Ermittlungen gegen Salvatore Massimo Ruggiero schlugen sie zurück – ich bekam eine Morddrohung nach der anderen, konnte nicht mehr ohne Leibwächter aus dem Haus gehen. Ich beschloss, dem Ganzen ein Ende zu setzen, und ging nach Schottland zu meiner Familie, wo ich einige Zeit untertauchen konnte. Die Ermittlungen führte ich von dort aus weiter.“
    Leslie erinnerte sich daran, dass Anne bei Melissa gewesen war, um zu ‚schnüffeln‘. Dass sie von einer verschlossenen Tür gesprochen hatte – und von dem sehr wütenden Mr. Gosetti, als er sie erwischt hatte.
    „Nun, wie dem auch sei. Ich kehrte zurück nach Sizilien, mit dir, Leslie, deiner Freundin und meiner Tochter. Die Dienstreise war eine Tarnung. Ich konnte es nicht fassen, als du plötzlich aus heiterem Himmel Kontakt mit Raffaello Ruggiero hattest – ich hatte keine Ahnung, wie du dazu gekommen warst. Von da an ließ ich Francesco freie Hand. Er verhalf uns zu sehr wichtigen Informationen – und nach diesem einen Jahr hattest du plötzlich erneut Kontakt zu Ruggiero. Francesco plante eine ziemlich riskante Undercoveraktion, die seinem

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