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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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Bruder, der offensichtlich etwas ahnte, natürlich nicht in den Kram passte.“
    Gosetti seufzte. „Der Rest ist unwichtig. Francesco war gestern jedenfalls bei seinem Bruder. Ich hatte ihn dorthin gefahren und wartete auf dem Revier auf seinen Anruf – der natürlich ausblieb. Ich rief ihn ein paarmal an und als er nicht an sein Handy ging, wurde mir die Warterei zuviel. Mit zwei Kollegen machte ich mich auf den Weg zu Ruggieros Haus und fand Raffaello im Garten vor. Erstaunlicherweise hatte er nichts dagegen, dass wir uns dort gründlich umsahen, aber natürlich fanden wir nichts.“
    Er lachte trocken auf. „Francesco war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Ich wusste sofort, dass irgendetwas passiert und Ruggiero dafür verantwortlich war – was ich aber nicht wusste, – und ich bin wirklich erschrocken – ist die Tatsache, dass du , Leslie, am Tatort warst. Und wahrscheinlich auch zum Zeitpunkt der Tat, habe ich recht?“
    Er musterte sie scharf über den Rand seiner Brille hinweg. Leslie starrte zurück. Sie vergaß sogar, dass sie wütend auf Gosetti war. Hatte er sie womöglich doch bemerkt oder bluffte er nur? Was jetzt? Lügen? Sich strafbar machen? Es war ein Ding der Unmöglichkeit, einen Mord zu leugnen. Au Backe. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Was sollte sie nur sagen?
    „Du hast den Mord mit angesehen, nicht wahr, Leslie?“, fragte Gosetti lauernd. Sie schluckte. Das konnte nicht sein. Er konnte es nicht wissen, niemals! Er war nicht mal dabei gewesen!
    „Leslie! Verdammt, Leslie, sag’s ihm einfach!“, kreischte Anne entsetzt, die sich die ganze Zeit über stumm im Hintergrund gehalten hatte. „Dein Raffaello ist ein Mörder! Das ist er nicht wert!“ Leslie antwortete nicht. Was vernünftig war oder nicht, war ihr plötzlich schrecklich egal.
    „Ich habe nichts gesehen und nichts gehört“, sagte sie mit fester Stimme. Anne schloss für Sekunden die Augen.
    „Du machst dich strafbar“, sagte Gosetti ernst.
    „Es ist aber so. Wenn Sie mir nicht glauben wollen, nur zu! Finden Sie erst einmal Beweise dafür, dass ich da war! Oder dass er überhaupt tot ist.“ Hatte sie das gerade gesagt?! Hatte sie gerade für Raffaello gelogen? Für einen Mörder? Sie hatte einen Mord geleugnet. Wenn das rauskam, war sie so gut wie tot. Verdammt.
    „Leslie, es bringt nichts zu lügen. Raffaello ist einer der mächtigsten Capi der Cosa Nostra , mit ihm ist nicht zu spaßen. Er hat sich in den letzten Monaten als ernst zu nehmender Gegner entpuppt. Leslie, der Mann ist hochgefährlich! Wenn du dich in seine Angelegenheiten einmischst – egal, wodurch und in was – geht das nicht mehr lange gut!“ Er rüttelte sie an der Schulter. Ganz langsam fing sie an zu begreifen, warum Raffaello ihre Fragen nie beantwortet hatte.
    „Leslie“, sagte Gosetti eindringlich, „du bist Zeugin in einem schwerwiegenden Mordfall! Was glaubst du, wie die Cosa Nostra mit unerwünschten Zeugen umgeht?“
    „Ich sagte, ich habe nichts gesehen!“, knurrte Leslie, aber plötzlich war sie entsetzlich verunsichert. Sie dachte daran, wie sich Raffaello ihr gegenüber benommen hatte, nachdem er seinen Bruder in ihrer Anwesenheit erschossen hatte. Dachte daran, wie er sie geküsst hatte – und was danach passiert war. War das Ganze eine Art Abschied gewesen? Hatte er ihr bloß noch einmal zeigen wollen, dass ihm etwas an ihr lag, bevor er sie … aus dem Weg schaffte? Wie man das mit unerwünschten Zeugen so machte. Plötzlich wusste sie gar nicht mehr, was sie denken sollte. Sie konnte Raffaello nicht mehr einschätzen, vertraute ihm irgendwie nicht mehr, doch Gosetti wollte sie auch nicht glauben. Aber sie wusste genau, wie recht er mit all dem hatte.
    „Ich biete dir einen Vorschlag an, Leslie, und du solltest ihn annehmen, wenn dir dein Leben lieb ist“, sagte Gosetti ernst.
    „Ich habe nichts gesehen“, entgegnete sie mit erstickter Stimme, aber da rollten schon die ersten Tränen auf Raffaellos Hemd. Sie erinnerte sich daran, was Gosetti über die Freundin eines Mafioso erzählt hatte, die man in einem Fass voll Säure gefunden hatte. Sie schauderte.
    „Leslie“, sagte Mr. Gosetti, „ich biete dir an, dich ins Zeugenschutzprogramm aufzunehmen. Wir werden dich beschützen, dir helfen und du müsstest als Kronzeugin vor Gericht gegen Raffaello aussagen.“ Sie starrte ihn entsetzt an.
    „Vergessen Sie’s!“, fuhr sie ihn an, sprang vom Bett auf und drückte sich mit dem Rücken gegen

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