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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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hatte, – und Anne, die unter der Dusche laut und falsch ‚ Release Me ‘ sang, – waren die einzigen Geräusche im Zimmer und plötzlich zog es Leslie nach draußen unter freien Himmel an die frische Luft.
    „ Bin kurz spazieren, komme bald wieder. HDGDL, Leslie“ , schrieb sie auf den kleinen Block, der auf dem Schreibtisch neben Melissas Bett lag, riss das Blatt mit dem Logo des Hotels heraus und legte es auf Annes Kopfkissen. Dann schlich sie leise aus der Tür.
    Vielleicht könnte sie dem Kellner, Antonio, von heute Mittag einen Besuch abstatten, überlegte sie, während sie die noch immer recht belebte Straße hinunterschlenderte. Sie entschied, runter zum Hafen zu gehen und nachzuschauen, ob die protzige Jacht noch da war. Hoffentlich war es dort ein wenig ruhiger.
    Der Himmel leuchtete hellblau, die Sonne hing schon tief über dem Horizont und das Licht war weicher geworden, allerdings noch nicht so wunderschön golden, wie Leslie es gerne hatte. Kein Wunder. Es war gerade erst halb sechs. Hier auf Sizilien schien der Tag viel länger zu sein, als bei ihr zu Hause in Schottland und das fand sie recht schön, was sie überraschte, denn normalerweise machten ihr dunkle Regentage nichts aus. Leslie genoss das ruhige Glucksen des Wassers und schaute zu, wie die Containerschiffe schwerfällig auf den Wellen auf und ab und hin und her getragen wurden. Sie spielte mit dem Gedanken, wie es wohl wäre, auf eines der Schiffe zu klettern, allerdings nicht auf die Jacht, die doch tatsächlich noch da draußen auf dem Wasser vor Anker lag. Sie fragte sich, wem das Ding wohl gehörte.
    Eine Möwe landete kreischend neben ihr auf dem splittrigen, von Wind und Sonne gezeichneten Geländer, auf das Leslie sich stützte. Sie bewegte sich nicht, um den Vogel nicht zu erschrecken. Sie mochte Möwen. Sie wirkten irgendwie aufgeweckt und so frei, wie sie es selbst manchmal gern sein würde. In Oban sah sie jeden Tag welche über dem rauen Meer kreisen und sie liebte die hohen Schreie, die die Vögel ausstießen. Es klang, als würden sie lachen.
    „Du kannst dich getrost bewegen“, sagte plötzlich eine fremde Stimme links neben ihr. „Sie sind Menschen gewohnt. Es macht ihnen nichts aus, wenn du nicht wie versteinert dastehst.“
    Zu Tode erschrocken wandte Leslie den Blick von der Möwe ab und blickte geradewegs auf die verspiegelten, schwarzen Gläser einer Sonnenbrille, die der junge Mann, der neben ihr am Geländer lehnte, aufgesetzt hatte. Leslie sah sich selbst, ihr Spiegelbild auf den Gläsern. Er lächelte. Und sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es der Junge war, der ihr ihren Koffer gebracht hatte, mitten in der Nacht, den sie heute Mittag so böse angefunkelt hatte und der sie am Montagabend schon beobachtet hatte.
    Shit , dachte sie aufgeregt, was der bloß will? Sie musterte ihn vorsichtig von oben bis unten. Er trug keinen schwarzen Anzug mehr und auch keine Krawatte, sondern ein dunkelblaues Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt, und das er ein wenig zu weit aufgeknöpft hatte, fand Leslie. Es flatterte im Wind und sie verzichtete verächtlich darauf, einen Blick auf seine olivbraune Haut unter dem Hemd zu werfen. Angeber. Das Hemd war von Armani. Doppelter Angeber. Die beige Hose, die er bei der Hitze seltsamerweise nicht hochgekrempelt hatte, auch. Er schien über eine gesunde Menge Geld zu verfügen. Dass er das so zur Schau stellte, ärgerte sie ein wenig, obwohl sie sich eingestehen musste, dass sie das nur tat, weil sie selbst nicht gerade die Reichste war. Wie ungerecht die Welt doch war.
    Er sah vollkommen so aus, wie ein sizilianischer Macho auszusehen hatte. Jedenfalls nach Leslies Vorstellungen. Lässig lehnte er sich gegen das faserige Holz und Leslie kam sich nackt und präsentiert vor, denn wegen der verdammten Sonnenbrille war es unmöglich, seine Augen zu erkennen. Wahrscheinlich war ihm das nur allzu bewusst. Vielleicht starrte er ihr in den Ausschnitt? Ekelhaft, aber da gab es ohnehin nicht viel zu sehen, worüber sich Leslie schon des Öfteren geärgert hatte. Da plötzlich setzte er seine Sonnenbrille ab und schob sie sich in das pechschwarze Haar. Es hing ihm genauso wirr in das olivbraune Gesicht, wie in der Nacht, in der er ihr ihren Koffer vorbeigebracht hatte, bloß wirkte es dieses Mal, als habe er es kunstvoll mit viel Gel so hergerichtet. Seine dunkelbraunen Augen musterten sie aufmerksam. Er sah verboten gut aus. Leslie hasste sich dafür, dass sie den Blick

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