Zwischen Olivenhainen (German Edition)
amüsiert dem Geschehen zusah.
„Was bildest du dir eigentlich ein, Mafioso?!?“, kreischte Anne und stieß ihm wütend den Zeigefinger vor die Brust. „Dass du nur deinen Mafiafreunden irgendetwas befehlen brauchst – und schon bleibt Leslie bei dir?! Du-du –“ Eine ganze Reihe schottischer Schimpfwörter entwich ihrem Mund, von denen Leslie noch nicht einmal wusste, was sie eigentlich bedeuteten. Einige der umstehenden Leute hatten sich zu ihnen umgedreht und sahen dem Geschehen neugierig zu. Bei dem Wort „Mafia“ schienen einige aufzuhorchen – und Raffaellos Miene wurde kalt wie Eis. Er fuhr Anne scharf auf Italienisch an, woraufhin diese den Mund aufmachte – und ihn wieder zuklappte, doch dann stieß sie nur wutschnaubend die Luft aus, fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum und drehte sich dann um, um ihren und Leslies Koffer wieder einzusammeln. Raffaello blickte ihr verärgert hinterher, dann wandte er sich an Leslie.
„Wir müssen sie wohl oder übel mitnehmen“, grummelte er.
„Mitnehmen?“, entfuhr es Leslie. „Wohin?“ Doch er zuckte nur mit den Achseln und schlang ihr einen Arm um die Taille.
„Komm mit“, sagte er, „das Auto steht draußen.“
Raffaello steuerte schnurstracks auf einen silbernen Jaguar zu, der am Rande der Straße parkte. Die Vorderräder standen in einem seltsamen Winkel, so als sei er noch im Fahren aus dem Wagen gesprungen. Er hielt ihr die Tür auf, nachdem er ihren und Annes Koffer im Kofferraum verstaut hatte.
„Das ist Marios Auto“, stellte Leslie erstaunt fest und Raffaello nickte.
„ Sì “, sagte er. „Ich musste den Helikopter bei ihm zurücklassen und mir seinen Wagen leihen. Was glaubst du, wäre los gewesen, wenn ich mit dem Teil hier aufgekreuzt wäre?“ Er grinste und Leslie traute ihm sogar zu, dass ihn diese Aufmerksamkeit nicht im Geringsten gestört hätte.
„Jetzt steig schon ein, damit wir deine Freundin bei Federico absetzen können.“ Leslie tat es. Sie kletterte neben ihn auf den Beifahrersitz und schnallte sich hastig an, nachdem Raffaello, noch während er die Tür zuzog, Gas gab und in entsetzlichem Tempo losraste.
Anne sagte die ganze Fahrt über keinen Ton. Im Rückspiegel konnte Leslie sehen, wie sie verbissen aus dem Fenster starrte und ab und zu in einer Kurve hin und hergeworfen wurde. Anscheinend hatte sie es nicht für nötig gehalten sich anzuschnallen.
„Anne?“, sagte Leslie vorsichtig. „Schnall dich besser an …“
„Wieso?!“, kam es patzig vom Rücksitz zurück. „Ich sterbe sowieso, wenn ich noch länger mit dem da zu tun habe!“ Sie warf Raffaello einen finsteren Blick zu, doch der lächelte bloß spöttisch und trat noch fester aufs Gas.
„Und überhaupt, wer sagt, dass ich zu Antonio will, hm?!“, rief sie. „Und woher willst du wissen, dass Leslie bei dir bleiben will? Verflucht, ich will nach Hause!“
„Dann drehe ich wieder um und setze dich am Flughafen ab“, erwiderte Raffaello seelenruhig. „Der nächste Flug geht zwar erst morgen, aber die Nacht kannst du sicher in einem Hotel verbringen.“ Anne stieß wütend die Luft aus.
„Ohne Leslie gehe ich nirgendwo hin!“, fauchte sie patzig. „Dann bleibe ich eben hier!“
„Dachte ich mir …“, seufzte Raffaello. „Und da du so gut mit Federico befreundet bist … Ich könnte dich allerdings auch bei Gosetti absetzen, das ist gleich hier um die Ecke.“
„Vergiss es!“, schnauzte Anne.
„Na also …“, murmelte Raffaello.
Der Ausdruck auf Antonios Gesicht, als er die Haustür öffnete und Anne ihm wutschnaubend entgegengestolpert kam, hätte Leslie beinahe zum Lachen gebracht. Wenn sie imstande gewesen wäre, die ganze Situation überhaupt zu begreifen.
„Möchtest du ihm Guten Tag sagen?“, fragte Raffaello sie, doch noch, während er sprach, fuhr er wieder los und Leslie schüttelte den Kopf.
„Ist wahrscheinlich auch besser so …“, sagte er.
„Hm“, machte Leslie, „er wäre dir an die Gurgel gegangen.“ Aber Raffaello lachte bloß trocken auf und gab Gas. Den Rest der Fahrt schwiegen sie und erst, als Raffaello in die Einfahrt zu seinem Haus einbog und Leslie ein silbernes Motorrad neben Raffaellos Sammlung teurer Autos stehen sah, stieß er einen genervten Seufzer aus.
„Hm“, machte er missbilligend, „ich hatte gehofft, wir wären allein.“ Aber das waren sie nicht. Kaum hatte Raffaello die massive Haustür aufgestoßen und kaum war Leslie dicht hinter ihm ins Wohnzimmer
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