Zwischen Olivenhainen (German Edition)
mit rauer Stimme. „Ich denke, so ist es das Beste für sie. Und für dich.“
„Hm“, machte Leslie nur und eigentlich wusste sie, dass er recht hatte. Sie wollte es nur nicht vor ihm zugeben. Raffaello drückte sie kurz an sich, dann öffnete er ihr die Beifahrertür.
„Lass uns frühstücken gehen“, sagte er fast schon wieder so unbekümmert, wie eh und je. Als sei nichts gewesen.
Während sie wieder zurück in die Stadt fuhren und Raffaello sein teures Gefährt geschickt und viel zu schnell durch den dichten Verkehr steuerte, versuchte Leslie, sich davon zu überzeugen, dass es wirklich das Beste war, dass sie von nun an ohne Anne auf Sizilien blieb. Trotzig wollte sie den Gedanken an ihre Freundin wenigstens für ein paar Minuten aus ihrem Kopf verbannen, doch es gelang ihr nicht. Stur blickte sie aus dem Fenster, sagte keinen Ton, bis Raffaello den Maserati am Straßenrand parkte, selbstzufrieden grinste, als einige der vorbeigehenden Touristen sein Auto mit großen Augen anstarrten, und Leslie dann die Tür öffnete.
„Ich hoffe, du hast Hunger“, sagte er, als sie neben ihm her auf ein kleines Straßencafé zuging, vor dem ein paar Touristen saßen und sich ihr Frühstück schmecken ließen.
„Ich sterbe vor Hunger. Wenn ich nicht gleich was zwischen die Zähne bekomme, esse ich dich mit Haut und Haaren auf“, sagte er und grinste. Leslie verpasste ihm einen Klaps aufs Hinterteil.
„Quatschkopf“, murmelte sie und folgte ihm an einen der im Schatten stehenden Tische. Raffaello setzte seine Sonnenbrille ab und schob sie sich in das wirre Haar, dann inspizierte er die Speisekarte, doch sein Blick schweifte daran vorbei und blieb an irgendwem hinter Leslies Rücken hängen. Seine Miene verdunkelte sich schlagartig.
„Was ist?“, fragte Leslie ihn verwirrt und wollte sich schon umdrehen, doch er hielt sie am Arm zurück.
„Gosetti“, erwiderte er knapp, „und zwei seiner Gefolgsleute.“ Leslie hob eine Augenbraue.
„Ich nehme an, die sind nicht zufällig hier?“, sagte sie. Raffaello schüttelte den Kopf.
„Seit … der Sache mit Federico –“, er räusperte sich, „lassen die mich so gut wie nie aus den Augen. Echt nervig.“ Er verzog das Gesicht.
„Oh“, machte Leslie und für einige schreckliche Sekunden blitzten die Erinnerungen an Antonios Tod in ihren Gedanken auf, doch sie schaffte es, sie schnell genug zu verscheuchen.
„Meinst du, die haben wieder solche Fotos gemacht?“, fragte sie dann leise. Raffaello lachte trocken auf.
„Klar“, sagte er. „Immer und überall. Außer auf meinem Grundstück, da sind wir sicher. Aber wenigstens knallt er dir die Teile nicht mehr andauernd vor die Nase. Ich glaube, er hat begriffen, dass du allmählich weißt … mit wem du es zu tun hast.“ Seine dunklen Augen blitzten auf. „Obwohl …, ich fand es ganz nett, uns beide zusammen auf einem Foto zu sehen …“ Er grinste spitzbübisch. Leslie kräuselte die Lippen und versuchte, nicht ebenfalls grinsen zu müssen, weil sie nur so dahinschmolz, als er das sagte.
Ein Kellner erschien und sie bestellten zwei Espressi und das Frühstück, für das sich Raffaello entschieden hatte. Leslie konnte Gosettis Blicke im Nacken spüren und auch Raffaello warf hin und wieder einen eiskalten Blick an den Nachbartisch, was die Polizisten jedoch nicht im Mindesten zu beeindrucken schien.
„Nicht beachten“, murmelte Raffaello, „einfach nicht –“ Sein Handy klingelte und nachdem er einen flüchtigen Blick auf das Display geworfen hatte, warf er Leslie ein entschuldigendes Lächeln zu.
„ Sì ?“ sagte er dann und lauschte einige Sekunden lang dem Anrufer. Ganz langsam geriet sein sorgsam errichtetes Pokerface ins Wanken. Seine Miene verhärtete sich.
„ Va bene “, knurrte er dann und noch irgendetwas, wobei er Gosetti bitterböse Blicke zuwarf, dann legte er auf und ließ sein Handy in seiner Hosentasche verschwinden. Eine tiefe Falte war zwischen seinen dichten, schwarzen Brauen erschienen, verärgert verzog er den Mund.
„Wer war das?“, fragte Leslie. „Was ist passiert?“
„Mario“, erwiderte Raffaello nur, „er kommt gleich her.“
„Aha“, machte Leslie, „weswegen?“
„Hat er nicht genau gesagt.“ Aber sie hatte das Gefühl, dass er genau Bescheid wusste. Missmutig schlürfte sie ihren Espresso und ließ Raffaello keine Sekunde aus den Augen.
Keine halbe Stunde später erschien Mario im schwarzen Anzug an ihrem Tisch. Er war zu Fuß vom
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