Zwischen Olivenhainen (German Edition)
the Sea ‘ schlief sie normalerweise immer ein, wenn sie müde war, doch mittlerweile war sie so hellwach, dass sie etwas schnellere Musik brauchte: ‚ Rock DJ ‘.
Lautlos bewegte sie die Lippen zum Text und wäre am liebsten wild im Zimmer herumgetanzt, aber Anne schlief noch tief und fest. Es war gerade erst halb sechs Uhr am Morgen. Und so blieb Leslie still liegen und hörte alle möglichen Songs von Robbie Williams – bis die Musik abrupt endete, mitten im Satz und Leslie nach dem ersten Schrecken feststellte, dass Anne doch wachgeworden war und ihr die Kopfhörer aus den Ohren gezogen hatte. Anne grinste ihr verschlafen zu.
„Morgen“, nuschelte sie und friemelte an ihren verknoteten Haaren herum. Sie gähnte.
„Auch schon wach, ja?“, entgegnete Leslie grinsend und schaltete ihren iPod aus. Anne nickte und rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Sie gähnte erneut.
„Hast du nicht geschlafen, Leslie?“
Leslie schüttelte den Kopf. „Nur ungefähr vier Stunden.“
„Himmel, wie hältst du das aus?!“
„Passt schon.“ Sie schwiegen. Fast dachte Leslie, Anne wäre schon wieder eingeschlafen.
„Gehen wir frühstücken?“, fragte sie dann aber und rappelte sich schon etwas wacher auf.
„Ich hab’ keinen Hunger“, sagte Leslie kleinlaut. Und das stimmte dieses Mal wirklich. Sie spürte, wie Anne sie scharf musterte.
„Du weißt“, begann sie, doch Leslie sagte nur: „Jaja, ich weiß !“ Und dann stand sie auf, um sich anzuziehen. Bis Anne unter der Dusche hervorkam, schmollte sie. Sie war schnell eingeschnappt, das war schon immer so gewesen. Aber sie hasste es einfach, wenn Anne mit dem Thema Essen anfing und sich wer weiß wie viele, unnötige Sorgen machte. Völlig unnötige. Es war lange genug her, sie war stabil und damit basta.
Doch als Anne und sie sich auf dem Weg zum Frühstücksraum machten, konnte sie ihrer besten Freundin einfach nicht mehr länger böse sein. Fröhlich hakte sie sich bei ihr unter und dann fielen sie grinsend in Gleichschritt.
Melissa hatten sie schlafen lassen, damit sich die Arme von dem anstrengenden Tag gestern erholen konnte, aber hauptsächlich deswegen, weil Leslie einfach mal alleine mit Anne sein wollte. Sie kam sich ein wenig gemein gegenüber Melissa vor, aber das legte sich, sobald sie sich an einen der runden Tische im Speisesaal setzten, und Anne loszog, um ihnen vom Buffet das Leckerste, das sie kriegen konnte, zu sichern. Beladen mit Brötchen, einer Schale Müsli, Obstsalat und zwei Gläsern Orangensaft kam sie zu Leslie zurück, die plötzlich merkte, dass sie doch irgendwie hungriger war, als sie gedacht hatte. Zur Hölle damit!
„Und?“, fragte Anne. „Was unternehmen wir heute?“
„Oh, ich hätte da eine Idee!“, sagte plötzlich eine ihnen bekannte Stimme.
Mr. Gosetti setzte sich zu ihnen an den Tisch und sah sie erwartungsvoll an. Leslie und Anne waren sich nicht ganz sicher, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollten, schließlich hatten sie ihren Gastgeber bis jetzt so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Also lächelten sie einfach nur höflich und wünschten ihm einen guten Morgen.
„Ich muss heute in die Stadt auf einen wichtigen Kongress“, sagte er. „Wenn ihr wollt, nehme ich euch mit – sofern meine Meli noch aufwacht.“ Er lächelte. „Ihr könntet ein bisschen shoppen gehen, das machen Mädchen doch gerne, oder? Ich würde Meli meine Kreditkarte überlassen – verratet mir aber bloß nicht, was ihr damit angestellt habt, wenn ihr zurückkommt.“
Einen Augenblick lang sahen Anne und Leslie Mr. Gosetti nur erstaunt an, dann versicherten sie ihm, dass sie zwar sehr gerne wollten, sie aber ihr eigenes Taschengeld hätten, doch Mr. Gosetti bestand darauf, seinen Gästen etwas spendieren zu wollen.
„Macht euch einfach einen schönen Tag“, sagte er, als Melissa, scheinbar noch immer recht verschlafen, an ihrem Tisch auftauchte. Sie stimmte sofort zu und ihre dunklen Augen wurden gleich viel lebhafter, als sie von dem Vorschlag ihres Vaters hörte. Aber Leslie hatte das Gefühl, dass dieser sie bloß beschäftigt haben wollte, damit er in Ruhe seiner Arbeit nachgehen konnte.
Die Hitze war noch recht erträglich am frühen Morgen, als Anne, Leslie, Melissa und ihr Vater aus dem Auto stiegen. Der arme Signor Pelliciano sah noch ziemlich verschlafen aus, aber er schaffte es ohne große Schwierigkeiten mit den seltsamen Angewohnheiten der anderen Autofahrer, etwa bei Rot einfach über die Ampel
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