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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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zu fahren und laut zu hupen, wenn sie feststellen mussten, dass ihnen da noch ein anderes Auto, das eigentlich Vorfahrt hatte, in die Quere kam, zu trotzen.
    „Italiener sind Artisten auf Rädern“, erklärte Anne Leslie leise, während diese gebannt aus dem Fenster blickte, und deutete auf ihren unersetzbaren Reiseführer.
    „ Sì , sì , das stimmt wohl“, brummte Signor Pelliciano, der sie scheinbar gut verstanden hatte, als er den Wagen am Straßenrand vor einem drei Sterne Hotel parkte. Vor dem Eingang des Hotels standen einige wichtig aussehende Männer in schwarzen Anzügen, sogar ein paar Carabinieri in Uniform, die offenbar für die Sicherheit der Teilnehmer des Kongresses verantwortlich waren. Leslie fragte sich, was denn so wichtig und gleichzeitig so unwichtig sein konnte, dass es in einem Hotel mit ‚nur‘ drei Sternen stattfand und zusätzlich von Polizisten bewacht wurde. Sie hatte Gosetti schon immer für einen seltsamen Kauz gehalten, dessen Arbeit wahrscheinlich noch nicht einmal seine eigene Tochter ganz begriff. Was er da wohl machte? Nach Versicherungsangelegenheiten sah das Ganze jedenfalls nicht aus.
    Mr. Gosetti verschwand mit großen Schritten, seinen silbernen Aktenkoffer unter den Arm geklemmt, und mit den Worten „Viel Spaß, ihr Drei!“ im Eingang des Hotels.
    Nun waren sie alleine und Signor Pelliciano setzte sich wieder hinter das Steuer, um sein kurzes Nickerchen fortzusetzen.
    „So, und jetzt?“, fragte Anne und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, während sie sich mit großen Augen umsah. Diese Gegend von Palermo hatten sie bis jetzt noch nicht erkundet. Alles wirkte irgendwie ein wenig neuer, als die Altstadt. Überall eilten Menschen zwischen den Häusern und Autos umher, beladen mit Einkaufstüten, alte Frauen mit riesigen Körben voller Gemüse und Obst, das sie wahrscheinlich auf dem Markt ergattert hatten. Touristen mit Rucksäcken und Fotoapparaten. Italiener fluchten über den morgendlichen Verkehr, der sich allmählich in einen langen Stau zwischen den Häusern verwandelt hatte, manche saßen hinter dem Steuer und genehmigten sich ihr Frühstück, das sie vielleicht in aller Frühe an einer Tankstelle besorgt hatten, weil am Morgen keine Zeit dazu blieb, wenn man rechtzeitig zur Arbeit erscheinen wollte.
    Die Sonne stieg immer höher, der Himmel färbte sich intensiv blau und bald waren es an die 30 Grad im Schatten. Jetzt war Leslie froh darüber, dass sie am Morgen die superkurze Fetzenshorts und das khakifarbene Trägertop angezogen hatte. Normalerweise war es ihr unangenehm, wenn alle Leute ihre viel zu dünnen Beine sehen konnten. Zu oft hatte sie schon mitbekommen, wie einige den Kopf schüttelten, sich etwas zuflüsterten und sie verächtlich ansahen, wie man eben ein essgestörtes Mädchen ansieht. Sie hatte immer versucht, sich nichts aus diesen Blicken zu machen, aber das hatte sie nie geschafft.
    In langen Hosen hätte sie es bei dieser Temperatur allerdings nicht lange ausgehalten. Sie zog sich ihre Jeanskappe tiefer ins Gesicht. Die Sonne blendete sie, aber ihre Sonnenbrille hatte sie im Hotel liegen lassen. Pech.
    Anne und Melissa schlenderten neben ihr her, beladen mit Einkaufstüten. Leslie trug auch zwei. Sie hatte sich neue Kleider und ein T-Shirt mit der Aufschrift: ‚ Bella Italia ‘ gegönnt. Nach Büchern hätte sie auch gerne geschaut, aber die waren leider alle auf Italienisch. Anne fächelte sich mit ihrem Reiseführer Luft zu.
    „Gott, ist das heiß“, stöhnte sie, blieb stehen und kramte in ihrem Rucksack nach ihrer Wasserflasche, die sie in großen Schlucken leerte. Eine Weile standen sie einfach nur da, im Schatten eines Andenkenladens, der von Touristen umgeben war, und erholten sich von dem langen Fußmarsch. Leslie hätte einiges dafür gegeben, so schnell wie möglich zurück in ihr Hotel zu kommen, wo sie sich am Pool hätte ausruhen können, aber leider mussten sie auf Mr. Gosetti warten, der gerade in einem klimatisierten Kongressraum saß und wer weiß was für unwichtigen Geschäftskram über sich ergehen ließ. Wenn er das nicht mal gerne tat und selbst über den langweiligen Kram redete. Er hatte behauptet, spätestens am Nachmittag um drei mit seinem Vortrag fertig zu sein. Jetzt war es erst ein Uhr.
    „Also, ich genehmige mir jetzt eine ordentliche Portion Spaghetti“, sagte Anne und blickte Leslie und Melissa erwartungsvoll an.
    „Was ist? Kommt ihr mit?“ Sie deutete hinüber auf die andere

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