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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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auf den Boden segeln, wobei ein weiterer Zettel herausrutschte. Sie hob ihn auf.
„Einer meiner Freunde wird dich um sieben abholen“ , stand darauf.
„Wenn du dich entschließt, mir aus dem Weg zu gehen, sag es ihm.
Keiner wird dir böse sein, glaub mir, er versteht das sicher nur zu gut.“
    Sieben Uhr, dachte Leslie entsetzt, ach du Schreck! Das war in genau einer Viertelstunde!
    „ Shit! “, stieß sie hervor. „Mist, Mist, Mist!“
    Sie sprang auf, kletterte umständlich hinter dem Duschvorhang hervor, blieb mitten im Raum stehen. Halt. Wollte sie eigentlich auf seine Feier gehen? Nachdem er sie einfach sitzen gelassen hatte? Eigentlich hätte sie ihn auch versetzen sollen, aber dann dachte sie daran, dass sie ihn irgendwie gerne wiedersehen würde und dann verschwand sie hektisch wieder unter der Dusche und stellte das Wasser so kalt es ging. Sie musste sich beeilen. Verdammt beeilen. Um sich groß zu schminken blieb keine Zeit mehr. Aber was zieht man an?, dachte sie panisch, was zieht man zu einer Party an, zu der wahrscheinlich ein Haufen vornehmer Familienmitglieder und spießige Schulfreunde eingeladen sind, die mindestens genauso viel Geld haben wie Raffaello?
    Sie entschloss sich für einen schlichten blauen Jeansrock und ihr ‚ Bella Italia ‘-T-Shirt. Was konnte sie damit schon falsch machen?
    Anne und Melissa überfielen sie mit tausend aufgeregten Fragen, und während Leslie das Zimmer durchquerte, presste sie die Lippen fest aufeinander und versuchte, so gut es eben ging, nicht auf das wirre Geplapper ihrer Freundinnen zu achten.
    Als sie erleichtert aufatmend vor die Eingangstür des Hotels trat, schaute sie hektisch auf die Uhr: Viertel nach sieben. Der Schreck jagte ihr durch die Glieder. Der ‚Freund‘, der sie abholen würde, war sicher schon längst über alle Berge. Irgendwie fand sie es schade, dass Raffaello sie nicht persönlich abholen kam, doch es war schließlich sein Geburtstag und da hatte er mit Sicherheit andere Dinge im Sinn, als ständig durch die Gegend zu fahren.
    Leslie schaute sich suchend um. Nirgendwo konnte sie jemanden entdecken, der so aussah, als wartete er auf sie. Das war doch klar, dachte sie, ich bin zu spät. Aber sie musste zugeben, dass Raffaello auch nicht ganz unschuldig war, was die Tatsache betraf, dass sie nicht zu seiner Feier würde kommen können. Warum musste er seine blöde Einladung auch in allerletzter Sekunde abgeben? Sie war so in verwirrte Gedanken vertieft, dass sie den Mann gar nicht bemerkte, der hinter ihr aus einem der Hauseingänge getreten war.
    „Leslie McEvans?“, fragte plötzlich jemand hinter ihr und sie fuhr zu Tode erschrocken auf dem Absatz herum. Der Mann, der vor ihr stand, war riesig, mindestens 1,90 Meter. Ziemlich groß für einen Italiener. Er hatte lockiges, pechschwarzes Haar und seltsam dichte Augenbrauen, die fast schon die Lider seiner Augen zu überwuchern schienen. Es ließ seinen Blick düster wirken, aber er lächelte. In seinen Mundwinkeln bildeten sich Grübchen.
    „Leslie McEvans?“, wiederholte er mit ruhiger, tiefer Stimme.
    Leslie nickte vorsichtig. Der Mann streckte ihr die Hand zur Begrüßung hin.
    „Na, dann lerne ich dich endlich mal kennen“, sagte er und Leslie fragte sich, was er wohl damit meinte. „Ich bin Mario Andolini, bester Freund von Raffaello Ruggiero.“ Er grinste so ansteckend, dass Leslie sich ein Lächeln einfach nicht verkneifen konnte.
    Mario Andolini schien um einiges fröhlicher zu sein als Raffaello. Sie schätzte ihn auf Mitte dreißig. Wie konnte er da eigentlich ‚bester Freund von Raffaello‘ sein? Die beiden trennte ein gewaltiger Altersunterschied – in der Schule hatten sie sich wohl kaum kennengelernt. Sie fragte sich, ob er dieser eine Freund war, von dem Raffaello behauptet hatte, er könne ihm vertrauen und sonst keinem. Er war ihr auf Anhieb sympathisch und er wirkte auch nicht so machomäßig, wie Raffaello, sondern locker, fast unbeschwert und fröhlich.
    „Weißt du, Raffaello hat mir tausendmal eingeschärft, so lange auf dich zu warten, bis du auftauchst und mir sagst, ob du mit mir kommen willst oder nicht. Ich schätze, ich hätte auf seinen Befehl hin auch noch die ganze Nacht hier verbracht, falls du nicht gekommen wärst.“ Er lächelte, während er neben Leslie herging.
    „Ihm scheint viel an dir zu liegen, Leslie“, sagte er dann mit sehr ernster Stimme. Leslie antwortete nicht. Sie hätte nicht gewusst, was. Zudem glaubte sie, dass er das

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