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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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Gefühl unter Kontrolle zu bekommen, das in ihrem Magen herumzuhüpfen schien, aber so ganz gelang ihr das nicht. Sie hörte Raffaello gähnen.
    „Du bist müde“, sagte sie grinsend.
    „Geht schon“, erwiderte er.
    „Vielleicht sollte ich … Naja, also ich werde dann mal auflegen …“, sagte Leslie.
    „Echt? Schade, ich könnte noch stundenlang so telefonieren“, behauptete er leichthin.
    „Bist du sicher?“
    „ Sì . Sorry : Ja.“
    „So viel Italienisch verstehe ich auch noch“, sagte sie lachend.
    „ Molto bene “, sagte Raffaello und erneut hörte sie seine Decke rascheln. „Du kommst doch aus Schottland?“, fragte er.
    „Ja …“
    „Sprichst du schottisch?“
    „Etwas …“
    „Sag mal was!“
    „Lieber nicht.“ Aber dann tat sie es doch.
    „ Non capisco “, nuschelte Raffaello und gähnte erneut. Scheinbar war er so müde, dass er nicht einmal mehr daran dachte, Englisch mit ihr zu reden. Er tat ihr leid.
    „Du … ich halte dich doch nur vom Schlafen ab“, sagte sie. Er grummelte irgendetwas, das Leslie nicht verstand. „Also, ich lege jetzt wirklich auf“, sagte sie.
    „ Va bene .“
    „Äh, wie sagt man auf Italienisch …?“
    „ Arrivederci ?“
    „Ähm … ja!“
    „ Arrivederci , Leslie“, sagte er leise lachend. Dann legte er auf. Leslie stand da und starrte ihr Handy an, versuchte, nicht auf das ungewohnt fröhliche Gefühl zu achten, das sich in ihrem Magen tummelte, und zwirbelte eine ihrer schokobraunen Haarsträhnen um den Finger. In der Rechten knetete sie ihr Handy, dann fischte sie Raffaellos Zettel aus dem Waschbecken, in das sie ihn hatte segeln lassen, nachdem sie in aller Eile seine Nummer gewählt hatte, und ließ den Fetzen in ihre Rocktasche gleiten.
    Anne schlief, als Leslie zu ihr unter die Decke kroch, jedenfalls tat sie so, denn kaum hatte Leslie sich hingelegt und die Bettdecke zurecht gezogen, schlug sie die Augen auf. Anne hatte noch nie einen sehr leichten Schlaf gehabt. Wenn sie einmal eingeschlafen war, dann tief und fest, und da ihre Nachttischlampe noch immer hell leuchtete, war es absolut entgegen Annes Natur, dass sie schon schlief.
    „Anne, ich weiß, dass du nur auf mich gewartet hast“, sagte Leslie leise. Anne drehte sich zu ihr herum. Sie grinste.
    „Hast du ihn angerufen?“, fragte sie. Leslie nickte und blickte hinauf zur Decke, um ihrer Freundin nicht in die Augen sehen zu müssen, die scheinbar alles und jeden durchschauen konnte.
    „Ja, hab’ ich“, sagte sie dann.
    „Und?!“, kam es aufgeregt von Anne zurück.
    „Wir haben nur geredet“, verteidigte sich Leslie. Es war fast halb vier. Sie wollte nur noch schlafen – da kam ihr eine hellwache Anne äußerst ungelegen.
    „Anne, ich bin müde“, sagte sie und drehte ihrer Freundin den Rücken zu.
    „Hm, na gut“, murmelte Anne leise zurück. Ihre Decke raschelte, dann tippte sie Leslie von hinten auf die Schulter.
    „Du … ich find’s schön, dass du endlich wieder an etwas anderes denken kannst, als an … naja, du weißt ja“, sagte sie.
    Leslie antwortete ihr nicht. Sie tat, als schliefe sie, obwohl ihr nur allzu bewusst war, dass Anne darauf nicht hereinfallen würde, denn dass Schlafende atmeten und nicht die Luft anhielten, war klar, aber Anne schaltete trotzdem die Lampe auf dem Nachttisch aus. Es wurde stockfinster im Raum.
    „Danke“, nuschelte Leslie schließlich.
    „Wofür?“, kam es aus der Dunkelheit von Anne zurück.
    „Dafür, dass du den Zettel aus dem Müll …“
    „Nicht der Rede wert.“ Anne klang hundemüde. Sie gähnte. „Gute Nacht, Anne.“
    „Hm.“

13
    Am Samstag erwachte Leslie erst um halb zwei am Mittag. Anne war scheinbar schon früh auf den Beinen, denn sie eilte geschäftig auf Zehenspitzen gehend im Zimmer umher. Sie trug ihre Sportsachen.
    „Morgen“, nuschelte Leslie und setzte sich auf. In der Nacht hatte sie es nicht mehr geschafft, ihr langes Haar zu einem Zopf zu flechten und nun stand es ihr wirr vom Kopf ab. Anne drehte sich überrascht zu ihr um.
    „Hey, Schlafmütze“, sagte sie und grinste, dann huschte sie hinüber zu Melissa und kam gleich darauf mit einem Tablett voller Brötchen, Marmelade und Orangensaft zurück, Melissa im Schlepptau, und stellte es neben Leslie aufs Bett.
    „Meli und ich waren unten und haben dir was vom Frühstück gerettet“, sagte sie und ließ sich neben Leslie und dem Tablett im Schneidersitz nieder. Sie zappelte mit dem linken Fuß. Der Saft in Leslies Glas

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