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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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machte einen Hüpfer. Wie konnte er auch wissen, dass sie genau das getan und Anne den Fetzen wahrscheinlich bloß wieder aus dem Müll gefischt hatte? Und auf einmal überkam sie ein Gefühl der Dankbarkeit. Sie würde sich nachher bei Anne bedanken – egal, wie tief sie auch schlafen mochte.
    „Leslie? Bist du noch dran?“ Sie hörte es erneut rascheln.
    „Ja“, sagte sie nur.
    „Dann ist’s ja gut“, sagte Raffaello und scheinbar war er vom Bett aufgestanden, denn sie konnte deutlich eine Diele unter seinen Füßen knarren hören.
    „Wo bist du?“, fragte sie ihn leise.
    „In meinem Zimmer. Ich stehe jetzt auf dem Balkon, von dem ich dir gestern Abend zugewunken habe.“
    „Was siehst du?“, fragte Leslie, obwohl ihr die Frage seltsam vorkam.
    „Die Auffahrt zu unserem Haus“, sagte er. „Die Akazien, erleuchtete Lampen. Mein Auto und das von Mario.“
    „Übernachtet er bei dir?“
    „ Sì , er schläft im Zimmer nebenan.“ Er lachte leise auf. „Ich kann ihn schnarchen hören. Er hat das Fenster geöffnet.“
    „Hast du wirklich noch nicht geschlafen?“, fragte Leslie dann kleinlaut. Sie hörte ihn tief Luft holen.
    „Nein, ich habe Musik gehört.“
    „ Old Before I Die ?“
    „Nein.“
    „Was dann?“
    „ Release Me “, sagte er. „Ich habe mich an unseren Tanz erinnert.“
    „Oh nein …“
    „Doch.“
    „Ich will nicht mehr daran denken“, sagte Leslie.
    „Warum nicht?“
    „Weil ich mich so dämlich angestellt habe.“ Jetzt am Telefon fiel es ihr so leicht, ihm das zu sagen, wo er sie nicht sehen konnte.
    „Ich fand es schön“, sagte er dann.
    „Echt?“
    „Hm“, machte er und fast war ihr, als gähnte er.
    „Du bist müde“, stellte sie fest.
    „Nein“, behauptete er.
    „Wie lange habt ihr noch gefeiert?“
    „Nicht mehr lange. Nach dir sind alle der Reihe nach verschwunden. Gott sei Dank.“
    „Hat es dir nicht gefallen?“
    „Doch. Aber nur ab dem Zeitpunkt, als Mario mit dir aufgekreuzt ist.“
    Leslie wurde flau im Magen. Hastig wechselte sie ihr Handy in die andere Hand. Ihre Rechte war mit einem Mal ganz schwitzig geworden.
    „Bist du noch dran, Leslie?“
    „Jaja.“ Sie konnte hören, wie er die Tür zum Balkon schloss. Dann raschelte es wieder.
    „Wo bist du jetzt?“, fragte sie ihn.
    „Auf meinem Bett.“
    „Wolltest du nicht draußen bleiben?“
    „Nein. Zu viele Augen.“ Sie wusste, dass er die Wachen damit meinte, die wahrscheinlich noch immer zwischen den hohen Bäumen in der Nacht herumstanden. Sie schwieg eine Weile, war sich aber sicher, dass Raffaello bald wieder nachfragen würde, ob sie noch dran sei.
    „Warum hast du angerufen?“, fragte er plötzlich. Was zur Hölle sollte sie nur darauf antworten?
    „Nur so …“, sagte sie.
    „Aha.“
    „Naja, ich wollte ausprobieren, ob die Nummer funktioniert.“ Dass sie angerufen hatte, weil sie seine Stimme hören wollte, verschwieg sie ihm.
    „Sie funktioniert“, sagte er. Sollte sie das Gespräch jetzt beenden? War das ein Wink mit dem Zaunpfahl von ihm? Leslie fühlte sich mit einem Mal etwas unsicher.
    „Was machst du morgen?“, fragte Raffaello sie dann.
    „Weiß nicht. Und du?“
    „Ich fliege nach Rom.“
    Ui. Schick, dachte Leslie. „Warum das?“, fragte sie ihn. Erneut hörte sie seine Bettdecke rascheln und dann die Dielen knarren. Anscheinend war er wieder aufgestanden.
    „Mein Vater hat dort zu tun und ich muss mit.“
    „Oh. Mein Beileid.“
    „Macht nichts. Rom ist ganz schön.“
    „Warst du schon oft dort?“
    „Fünfmal.“
    „Oh“, machte Leslie. Ein seltsames Surren ertönte plötzlich im Hintergrund. „Was war das?“, fragte sie ihn.
    „Der Rollladen am Balkonfenster.“
    „Ach so.“
    „Wo bist du eigentlich gerade?“, fragte er.
    Sie zögerte kurz. Hörte es sich nicht seltsam an, wenn sie es ihm sagte?
    „Im Badezimmer. Im Hotel“, sagte sie dann. „Der einzige Ort, an dem man in Ruhe telefonieren kann. Anne und Meli schlafen schon.“
    „Hast du schon geschlafen?“
    „Nein“, sagte Leslie.
    „Standest du mit Mario im Stau?“
    „Nein. Er musste tanken.“
    „Ja, das hat er erzählt.“ Fast hörte es sich an, als knurrte er.
    „Was ist?“, fragte Leslie.
    „Nichts.“
    „Hm.“ Sie schwiegen.
    „Wann kommst du wieder?“, fragte Leslie ihn dann. Sie hörte ihn Luft holen.
    „In drei Tagen.“ Irgendwie war Leslie plötzlich froh, dass er nicht länger in Rom bleiben würde. Sie versuchte, dieses seltsam fröhliche

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