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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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herum. Dann schüttelte sie den Kopf. Anne gab so etwas wie ein trockenes Lachen von sich, bevor sie aufstand, den Duschvorhang beiseite zog und vom Rand der Badewanne sprang.
    „Sich selbst zu belügen geht am Ende meistens ziemlich in die Hose“, sagte sie, hielt Leslie eine Hand hin und lächelte. „Aber tu, was du nicht lassen kannst, Leslie. Pass nur auf, dass du nicht wieder alles in dich reinfrisst und über nichts redest, klar? Du weißt, dass du mir alles sagen kannst.“ Sie zog Leslie vom Rand der Wanne hoch.
    „Gott, Leslie, wie viel wiegst du?! Du bist ja immer noch so leicht!“
    „Was dir ja nicht neu ist“, entgegnete Leslie trocken, als sie neben ihrer Freundin vor dem Spiegel stand. Anne legte ihr einen Arm um die schmalen Schultern.
    „Ich lass uns was zu essen hochbringen“, sagte sie dann.
    „Keinen Hunger“, murrte Leslie. Anne nahm sie an beiden Schultern und blickte ihr fest in die Augen, so fest, dass es gar nicht möglich war, den Blick abzuwenden.
    „Du musst essen, Leslie“, sagte Anne leise, „mir ist aufgefallen, dass es schlechter geworden ist, seit du hier bist. Ich weiß ja nicht, woran das liegt, aber sollte das irgendwie mit deinem Typen da zu tun haben, gehe ich hin und poliere ihm die geldverschmierte Fresse.“ Da musste Leslie lachen, obwohl sie genau wusste, dass Anne es nur zu ernst gemeint hatte.
    „Ich schätze, das würde er sich nicht gefallen lassen“, sagte sie und plötzlich musste Anne grinsen.
    „Wieso? Kann er Karate oder so?“
    „Nein, aber er sieht sehr … sportlich aus.“
    „Oh“, machte Anne spitz. „Sehr sportlich. Wie genau hast du ihn denn unter die Lupe genommen? Hast du vergessen, mir was zu erzählen?“ Aber dann fing sie an zu lachen und knuffte Leslie in die Rippen.
    „Bist du in ihn verknallt?“, fragte sie dann plötzlich und sofort hörte Leslie auf zu lachen. Wahrscheinlich legte Anne es auf den Überraschungseffekt an, aber sie ließ sich nicht reinlegen. Von niemandem.
    „Nein“, presste Leslie knurrend hervor und schob die Augenbrauen zusammen.
    „Dann brauchst du den hier sicher auch nicht“, behauptete Anne und zuckte die Achseln, nachdem sie einen klein gefalteten Zettel aus ihrer Hosentasche gekramt hatte. Sie ließ ihn in Leslies Zahnbecher segeln und wandte sich zur Tür.
    „Gute Nacht noch, Leslie“, sagte sie und zwinkerte ihr noch einmal zu, bevor sie aus dem Bad verschwand und die Tür hinter sich zu zog.
    Einige Sekunden stand Leslie da und rührte sich nicht. Den Zettel hatte sie sofort erkannt. Es war der gewesen, den Raffaello ihr vor fünf Tagen nach ihrem Ausflug zum Kap von Tindari im Auto in die Hand gedrückt hatte. Und mit einem Mal schlug ihr Herz so schnell, dass ihr schwindelig wurde. Dann griff sie zögernd in den Becher und holte den Zettel heraus. Sie faltete ihn auseinander. Er war nicht sehr groß, in der Mitte standen eng aneinander geschriebene Zahlen. Eine Handynummer. Seine Handynummer, schoss es Leslie aufgeregt durch den Kopf. Und dann kramte sie, ohne vorher zu überlegen, wie spät es war, in ihrer Rocktasche nach ihrem Handy. Hastig tippte sie die Nummer ein, ohne sich zu vergewissern, dass jede Ziffer mit denen auf dem Zettel übereinstimmte. Sie hob das Handy ans Ohr.
    Tuuuuut. Tuuuuuut , machte es. Tuuuuut Tuuuuut . Ihr Herz raste.
    „ Pronto ?“, hörte sie Raffaellos Stimme am anderen Ende der Leitung. Er klang müde.
    „Hi“, sagte Leslie, und noch während sie sprach, fragte sie sich, ob sie das nur gedacht hatte, denn Raffaello gab eine ganze Weile keinen Ton von sich.
    „Leslie!“, rief er dann leise aus. Sie hörte es im Hintergrund leise rascheln. Es klang, als habe er sich auf seiner Bettdecke umgedreht oder das Handy in die andere Hand genommen.
    „Schön, dass du anrufst“, sagte er und dann lachte er leise. „Weißt du, wie spät es ist?“ Urplötzlich jagte ihr der Schreck durch die Glieder. Verflucht, es war drei Uhr morgens. Wahrscheinlich hatte sie ihn geweckt. Shit , dachte sie.
    „ Sorry “, murmelte sie leise. „Ich hab’ vergessen, dass –“.
    „Ach was!“, unterbrach er sie. „Ich hab’ sowieso noch nicht geschlafen.“ Aber er klang nicht danach.
    „Das hört sich aber anders an“, sagte sie. „Tut mir leid …“
    „Das täuscht“, entgegnete er und fast klang er wieder so wach wie eh und je. „Ich bin froh, dass du den Zettel nicht weggeworfen hast. Nach meinem Verhalten am Dienstag hatte ich das befürchtet …“
    Ihr Herz

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