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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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Verteufelt wenig, um damit etwas anzufangen. Obwohl er sich das Gehirn zermarterte, fiel ihm niemand ein, der ihn so hassen könnte. Die einzigen Menschen, denen er jemals wirklich Übles getan hatte, waren tot. Und nun musste er feststellen, dass sein Feind ihn schon seit Jahren beobachtete? Es ergab keinen Sinn, und es erfüllte ihn mit Unbehagen.
    Vielleicht war Jack weitergekommen. Mit etwas Glück würde er seinen Bruder in seinen Räumlichkeiten finden, und sie konnten sich vor der Feier privat unterhalten. Spontan wendete er seinen Zweispänner.
    Er passierte gerade Humphrey’s, die renommierte Druckerei, wo die übliche Menschenmenge versammelt war, um neue Drucksachen im Schaufenster zu betrachten, als das Geschrei losbrach.
    „Er ist es!“
    „Hey, Dayle! Kann ich eine Einladung zu Ihrer nächsten Orgie bekommen?“
    Kälte legte sich über Charles, während er die Pferde zügelte. Auf der Straße zog eine ältere Frau eine junge Dame fort. „Sieh ihn nicht an, Liebes“, sagte sie naserümpfend. Er warf seinem Burschen die Zügel zu, sprang aus der Kutsche und ging zum Fenster, schon jetzt sicher, was er dort sehen würde. Es war schlimmer, als er gedacht hatte. Brennender Zorn stieg in ihm auf und brach in einer Reihe besonders erfindungsreicher Flüche aus ihm hervor. Er marschierte nach drinnen, riss eines der beleidigenden Blätter herunter und herrschte den ersten Lehrling, den er fand, an: „Wo ist deine Herrin?“
    „O…oben“, stammelte der Junge.
    „Führ mich hin!“
    „Oje.“ Jack ließ die Zeitung sinken, die sein Bruder ihm gereicht hatte.
    „Ist das alles, was du zu sagen hast?“, knurrte Charles. Er versuchte, in Jacks vollgestopftem Junggesellenquartier auf und ab zu gehen, ohne einen der vielen Türme aus Büchern und Papieren umzustoßen.
    „Nein. Ich muss sagen, es kränkt mich, dass du mich nie zu einer deiner Orgien eingeladen hast.“
    Gegen seinen Willen lachte Charles. „Verdammte Karikaturisten. Ja, sie sind schlau, allerdings ist es nicht so lustig, wenn man selbst das Ziel ihres Spotts ist.“
    „Ja, aber trotzdem, Cruikshank! Niemand hat einen wirklich schlechten Ruf, bis Cruikshank ihn aufs Korn nimmt.“ Jack beugte sich vor, um die Zeichnung näher zu untersuchen. „Also, alter Junge, tut mir leid, das zu sagen, aber er ist schon raffiniert. Dich abzubilden, wie du in einem Raum die feine Gesellschaft bewirtest, während hinter halb geschlossenen Türen eine wilde Orgie stattfindet! Und die Details sind hervorragend.“
    „Und niederschmetternd.“
    „Schau – die Hälfte der Patronessen von Almack’s ist auf der einen Seite, während auf der anderen …“
    „Dir entgeht das Wichtigste, Jack.“
    „Wichtiger als die entblößte Brust dieser Dame hier?“
    „Sieh dir an, was die halbnackten Zecher lesen.“
    „Hm, ja, dieser glückliche Kerl hat eine Zeitung, nicht wahr? ‚The Radical Review‘? Und schau nur da, auf dem Boden neben diesen fröhlichen Fräuleins, ‚Die Wahren Rechte des Menschen‘. Schlechter Stil, mein Junge, Vergnügen und Politik zu vermischen.“
    „Aber darum geht es ja, genau wie beim letzten Mal. Ein Angriff auf meine Moral und meine Politik in einem Atemzug.“
    „Dann denkst du, es steckt dieselbe Person dahinter?“
    „Ich denke, es muss so sein. Aber wer? Und warum?“ Charles blieb stehen und sah seinen Bruder an. „Vielleicht ist das der Plan. Vielleicht soll ich zurücktreten, den Kopf einziehen und mich verstecken, aber wovor?“
    „Vielleicht ist die Karikatur auch nur ein Ergebnis der ganzen anderen Berichte, kein neuer Angriff.“
    „Ach, ich habe dir noch nicht alles erzählt.“ Charles berichtete seinem Bruder, was er vom Herausgeber des „Augur“ erfahren hatte. „Und als ich das gefunden habe …“, er deutete auf die Zeichnung, „… habe ich Cruikshank aufgesucht. Er zeigte keinerlei Reue, aber er hat mir etwas sehr Interessantes gesagt.“
    Jack hob fragend eine Augenbraue.
    „Er sagte, er wäre nie auf die Idee zu diesem Ding gekommen, wenn er nicht einen neuen Gast in seinem Lieblings-Kaffeehaus getroffen hätte.“
    „Einen kleinen, dunkelhaarigen Mann?“
    „Der eine politische Diskussion mit ihm anfing und ihn zum Abendessen einlud, damit sie ihre interessante Debatte weiterführen konnten.“
    „Und du wurdest zusammen mit dem Gehackten serviert, nehme ich an.“
    „So ungefähr.“ Charles schwieg.
    Jack rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf. „Damit sind wir immer noch nicht

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