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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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würde gar nicht antworten. Als er schließlich sprach, mied er ihren Blick.
    „Ich frage mich, ob du dich vielleicht erinnerst … Hat dein Vater dir je von mir erzählt, als du ein Kind warst?“
    „Ja, natürlich. Er hatte eine Miniatur von Ihnen, die er mir oft zeigte. Er hat mir Geschichten aus Ihrer Kindheit erzählt. Er liebte Cranbourne House.“ Das war das Hauptanwesen des Earls, fünfundzwanzig Meilen von dem kleinen Gut entfernt, auf dem Sophie aufgewachsen war. Sie hatte es nie gesehen.
    Lautes Gelächter in der Nähe lenkte sie beide von ihren düsteren Gedanken ab. Schließlich waren sie hier auf einem Fest, und das Leben ging weiter, trotz alter Kränkungen.
    „Nun, dann …“ Ihr Onkel winkte jemanden zu ihnen. „Du erinnerst dich an Mr. Huxley, nicht wahr?“ Der Herr erreichte sie und machte eine Verbeugung. Natürlich erinnerte sie sich – ihr Onkel hatte bei Mrs. Dawson keine Mühen gescheut, ihn ihr vorzustellen. Sophie hatte sich gewundert, da die beiden von Grund auf verschieden waren. Mr. Huxley, ein etwas verschrobener, aber liebenswürdiger Gentleman, hatte ausführlich über seine Landkartensammlung gesprochen.
    „Ein Vergnügen, Sie wiederzutreffen, Sir.“
    „Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Miss Westby. Würden Sie gerne ein wenig mit mir durch den Raum schlendern?“
    „Ja, geht ihr jungen Leute nur“, stimmte ihr Onkel zu. „Dort drüben findet eine Diskussion über die Getreidegesetze statt, die meiner kenntnisreichen Kommentare bedarf.“ Unvermittelt traf Sophie die Erkenntnis, dass ihr Onkel sie möglicherweise verkuppeln wollte. Trotzdem legte sie Mr. Huxley eine Hand auf den Arm und gestattete ihm, sie wegzuführen.
    Charles erschien erst, nachdem die meisten Gäste eingetroffen waren und kurz vor Beginn des Dinners. Zuerst ging er zu seiner Mutter, um sich für seine Verspätung zu entschuldigen, und fand sie im Gespräch mit Miss Ashford.
    Seine Mutter schalt und umarmte ihn gleichzeitig. Miss Ashford begrüßte ihn mit ihrem üblichen kühlen Knicks. Er sollte wohl dankbar sein, dass sie ihn überhaupt zur Kenntnis nahm, wenn man den sich ausweitenden Skandal, der seinen Namen umgab, bedachte. Du solltest tatsächlich dankbar sein, ermahnte er sich streng. Er bemerkte, dass einige der anderen jungen Damen, die seine Mutter um seinetwillen eingeladen hatte, wohl nicht erschienen waren. Schon Miss Ashfords Anwesenheit zeugte von ihrer Loyalität und ihrem Charakter. Er beschloss, sich ihr den ganzen Abend vollständig zu widmen. Zunächst bat ihn jedoch der Vater der jungen Dame um ein Gespräch. Der Baron nahm ihn beiseite und deutete in den großen Raum voller illustrer Gäste.
    „Ein netter Abend. Perfekte Mischung aus Geschäft und Vergnügen.“
    „Danke, Sir. Ich hoffe, Sie und Ihre Familie werden sich gut amüsieren.“
    „Bestimmt. Die Damenwelt ist wegen der Planung dieses Balls ganz aus dem Häuschen.“
    Charles nickte mitfühlend. Miss Ashford hatte es sich tatsächlich in den Kopf gesetzt, einen Wohltätigkeitsball zu veranstalten, und zeigte mehr Enthusiasmus dafür, als er von ihr erwartet hätte. „Es ist sehr schön von Ihrer Tochter, sich für derlei zu engagieren.“
    Lord Ashford lächelte nachsichtig. „Sie ist ein gutes Kind, Dayle. Eine echte Dame.“
    „Da bin ich voll und ganz Ihrer Meinung“, sagte Charles leichthin.
    „Tja, das ist genau das Thema, über das ich mit Ihnen sprechen wollte. Ich dachte, wir hätten eine Übereinkunft, was Ihre Absichten betrifft, aber nun bin ich mir nicht mehr sicher.“
    Verblüfft hob Charles eine Braue. „Sir?“
    „Gerüchte sind eine Sache, Dayle. Ein Mann kann nichts dagegen tun, was die Schmutzblätter über ihn schreiben, besonders wenn er eine durchwachsene Vergangenheit wie die Ihre hat. Sie haben in letzter Zeit einiges durchgemacht, und ich fand, dass Sie gut damit umgehen. Eine gute Schule für Sie. Was uns nicht umbringt, macht uns hart, lautet ein Sprichwort.“
    „Ich muss ehrlich sagen, in diesem Licht habe ich es noch nie betrachtet.“
    „Aber diese Sache in der Tageszeitung ist etwas anderes. Hebt es auf eine andere Ebene sozusagen. Ich kann nicht zulassen, dass mein Mädchen in so etwas verwickelt wird.“
    „Sicherlich glauben Sie diesen Unsinn nicht, Lord Ashford?“ Charles war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.
    „Es kommt nicht darauf an, was ich glaube, sondern was der Rest der Welt glaubt. Ich verfüge über nicht wenig politisches Gewicht. Wollte das

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