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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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weiter. Und auch wenn wir den richtigen Mann fänden, was könnten wir tun – ihn der üblen Nachrede anklagen?“
    „Ich würde herausfinden, für wen er arbeitet, bei Gott, und dem würde ich das Leben so zur Hölle machen wie er mir.“
    „Das würde den entstandenen Schaden auch nicht beheben“, philosophierte Jack. „Vielleicht hattest du von vornherein recht. Ignoriere die Gerüchte. Wenn es dir sichtbar nichts ausmacht, wird er vielleicht das Interesse verlieren und seine Spielchen mit jemand anderem treiben.“
    „Dafür ist es zu spät.“
    „Nein, ist es nicht. Konzentrier dich auf deine Arbeit und deine Brautschau. Wenn alle darüber sprechen, welche Dame du jetzt umwirbst, werden sie nicht darüber reden, was du letztes Jahr mit wem getrieben hast.“
    „Ich bin nicht sicher, ob das reicht, um mich zu retten. Das hier …“, er deutete auf die Karikatur, „… könnte den gesellschaftlichen Todesstoß für mich bedeuten.“
    Jack erhob sich mit einem seltsamen Leuchten in den Augen. „Es waren ein paar harte Jahre, Charles, für uns alle. Ich beneide dich nicht um die Last, die du trägst. Aber du hast deine Sache wirklich gut gemacht.“ Er trat näher und ergriff Charles’ Schultern. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für dich, einen Schritt zurückzutreten. Sieh dich um. Entscheide dich ein für alle Mal, was genau du willst. Was du willst. Und ich werde tun, was immer ich kann, um dir zu helfen, es zu bekommen.“ Jack grinste. „Aber nun solltest du besser schnell heimgehen und dich für Mutters Fest umkleiden. Sie wird uns beide erschießen, wenn wir zu spät kommen.“
    Charles erhob sich, um seinem Bruder die Hand zu schütteln. Er hielt sie länger als nötig fest, um seine Dankbarkeit und so viel mehr auszudrücken.
    Während der Heimfahrt hallten die Worte seines Bruders in seinem Kopf wider. Entscheide dich, was du willst.

9. KAPITEL
        
    Sophie betrat Charles’ Haus, bereit zum Kampf. Wenigstens würde sie ihn sehen, und dieses endlose Warten wäre vorbei. Sie war nicht gut im Warten, hatte es nicht gut gekonnt, seit sie acht Jahre alt war und beschlossen hatte, dass ein Jahr lang genug war, um auf einen Onkel zu warten, der niemals kam. An diesem schicksalhaften Tag hatte sie ihr Kleinmädchen-Ich zusammen mit ihrem Kinderkleidchen abgelegt, war auf die größte Eiche im Wald geklettert und hatte an ihrer Spitze in einem Jungen mit zerzaustem Haar eine verwandte Seele gefunden.
    Sie fand, es sei nur gerecht, dass Charles etwas von dem ernten sollte, was er zu säen geholfen hatte. An der Seite von Lady Dayle betrat sie den Salon, überzeugt davon, dass Charles, wie auch immer es ausgehen würde, sie nicht mehr würde ignorieren können.
    Ihre Gelassenheit geriet etwas ins Wanken, als sie ihren Onkel erblickte. Sie zog eine Augenbraue hoch und sah die Viscountess an, die nur schmunzelte und sie dann drängte, ihn zu begrüßen. Ihre Gastgeberpflichten zwangen sie bald, sie zu verlassen, und Sophie blieb mit ihrem Onkel allein zurück. Sie hatte ihn seit ihrem quälenden letzten Treffen nur einmal bei Mrs. Dawsons musikalischer Soiree gesehen. Sie war erleichtert gewesen, dass es sich um einen öffentlichen Anlass ohne Gelegenheit zu Privatgesprächen handelte. Jetzt fragte er sie, ob sie sich zu ihm setzen wollte.
    „Ich habe darauf gehofft, dich einen Augenblick zu sprechen, Nichte.“
    Sophie stimmte zu. Er sah müde aus, seine ehemals angenehmen Züge wirkten verkniffen, als hätte er Schmerzen. Flüchtig fragte sie sich, ob ihr Vater ihm im Alter geähnelt hätte.
    Er verschwendete keine Zeit. „Hast du über unser letztes Gespräch nachgedacht?“
    „Sehr viel, Onkel.“
    „Und?“
    Sophie atmete tief durch. Kühn nahm sie seine Hand – sie war kalt und mager. „Es gab eine Zeit, Sir, da ich alles gegeben hätte, um solches Interesse bei Ihnen zu wecken. Aber ich musste zu lange meinen eigenen Weg gehen, um mich nun damit zu begnügen, dass andere meine Zukunft planen.“
    „Starrsinniges Mädchen! Du könntest wählen …“
    „Nein, Sir“, unterbrach sie. „Ich fürchte, wir sind beide zu eigensinnig, um so miteinander auszukommen, wie Sie es vorschlagen.“
    Er entzog ihr seine Hand. „Ich habe nichts anderes erwartet.“ Sein Blick sollte wohl Bedauern ausdrücken. „Aber ich hatte gehofft, mich zu irren.“
    „Ich würde mich freuen, wenn wir zu irgendeiner Art von Beziehung kommen könnten.“
    Er schwieg so lange, dass sie schon dachte, er

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