Zwischen Pflicht und Sehnsucht
Moment, da sein Mund den ihren berührte, war Sophie verloren. Sie hatte es gewusst, als er sie das erste Mal küsste, aber sie hatte sich vor der Gewissheit versteckt. Hier gehörte sie hin: in seine Arme. Die einsame Waise in ihr wusste es und frohlockte, doch es gab immer noch einen kalten, vernünftigen Teil von ihr, der sie warnte. Pass auf!
Sie ignorierte ihn und ließ sich von der Hitze des Augenblicks davontragen. Sein Mund war heiß und fordernd, und sie öffnete die Lippen. Charles stöhnte, und seine eigene Selbstbeherrschung schwand unter dem Ansturm seiner Begierde. Sie hielt ihn fest, bat wortlos um mehr. Er gab ihr, was sie wollte, schmiegte das Gesicht an ihren weichen Hals und ließ seine Hand nach oben gleiten, um die Form ihrer Brust zu umschließen.
Oh ja, dachte sie. Oder hatte sie es laut ausgesprochen? Sie war sich nicht sicher; sie wusste nur, dass ihr Rücken mit einem Mal gegen die Wand gedrückt wurde. Sie war gefangen zwischen den kalten, harten Ziegeln und der pulsierenden Hitze von Charles’ Körper, und sie wollte nie wieder irgendwo anders sein.
Irgendwie hatte sich der Gürtel ihres Morgenmantels gelöst, und scheinbar mühelos öffnete Charles die winzigen Knöpfe ihres Nachthemds. Seine heißen, feuchten Lippen hinterließen eine Spur aus Feuer auf der Haut ihrer Schulter. Ihre Hitze vertrieb die morgendliche Kühle und ließ die Ungehörigkeit dessen, was sie taten und wo sie es taten, belanglos erscheinen. Seine Hand schwebte einen Moment lang über ihrer Brust. Sophie verzehrte sich nach seiner Liebkosung. Erwartungsvoll hielt sie den Atem an.
Schließlich gab er ihr, was sie wollte. Mit plötzlicher Ungeduld schob er ihr das Nachthemd über die Schultern und entblößte ihren Oberkörper im dämmrigen Morgenlicht. Seine Finger berührten sie behutsam kreisend und strichen dann, endlich, über die aufgerichtete, empfindsame Spitze.
Sophie stieß einen leisen, befriedigten Seufzer aus, der sich schnell in ein Stöhnen verwandelte, als Charles sich herunterbeugte und die harte Knospe in den Mund nahm. Seine Zunge wirkte wie Magie. Er schickte Ströme der Wonne, des reinen Verlangens hinunter zu der Stelle, wo sie vor Begierde nach ihm pulsierte, und in die Tiefen ihrer Seele.
Und doch versuchte eine leise, warnende Stimme in ihr sich Gehör zu verschaffen. Sophie dachte nicht daran, ihr zuzuhören. Endlich hielt Charles sie in den Armen und schenkte ihr ihren ersten flüchtigen Blick auf die Leidenschaft. Es war eine Art Sieg. Er hatte sie nicht begehren wollen, aber jetzt sprachen seine Hitze und sein Verlangen eine deutliche Sprache.
Einen Moment später vergaß sie ihre Triumphgefühle. Sie vergaß alles, als er den Saum ihres Nachthemds anhob. Kühn streifte er die nackte Haut ihrer Schenkel, und ein prickelndes Gefühl drang bis in ihr tiefstes Inneres. Dann berührte er sie, wo niemand sonst sie je berührt hatte. Seine Finger glitten durch ihr Haar und fuhren über ihre empfindsamste Stelle. Er brachte sie dazu, sich nach ihm zu verzehren, und sie keuchte auf, als seine Finger in sie eindrangen.
Dem süßen Erschrecken folgte ein weniger angenehmes, als sich jemand wiederholt laut räusperte.
„Nell“, keuchte Sophie. „Charles, wir müssen aufhören.“
Er zog die Hand zurück und lehnte schwer atmend seine Stirn an ihre.
„Miss! Wir müssen wieder reingehen! Die Mädchen kommen raus, um die Vordertreppe zu kehren.“
„Wir können zusammen sein, Sophie. Ich weiß, wir können es schaffen.“ Charles’ Stimme klang ebenso eindringlich wie Nells. Er wich ein Stück zurück und sah Sophie ernst in die Augen. „Wo bist du heute Abend? Wir müssen uns treffen, ich muss dir alles erzählen.“
Sie ließ die Schultern hängen. „Das geht nicht. Ich fahre heute mit deiner Mutter nach Sevenoaks. Wir kommen nicht vor Samstag zurück, zu Miss Ashfords Ball.“
Er ergriff ihre Hände. „Dann am Samstag. Ich habe eine Idee. Einen Plan vielleicht.“ Er lächelte. „Ich weiß, es ist lange hin, aber halte dich inzwischen aus allem Ärger heraus. Ich sehe dich auf dem Ball.“ Er hob ihre Hand und küsste sie.
„Miss!“, zischte Nell.
„Samstag!“ Sophie lächelte und sah ihm nach, als er zurückwich, sich dann umwandte, die Stufen hinaufstürmte und im hellen Morgenlicht entschwand.
10. KAPITEL
Das Knirschen der Wagenräder, das Ächzen der Pferdegeschirre, das Klapp-Kl a pp der Hufe – die gewöhnlichen, alltäglichen Geräusche einer
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