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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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wolltest nicht mehr in die Zeitungen kommen!“, schalt sie.
    „Das musste ich riskieren. Mir war klar, dass du wach sein würdest. Es wäre zu grausam gewesen, wenn es jemand anders gewesen wäre.“
    Sophie wich zurück. „Bist du betrunken, Charles?“
    Er nahm ihre Hand fest in die seine. „Nein, ich bin nur … Oh, ich weiß nicht. Ich fühle mich, als wäre ich gerade aus einem langen, schrecklichen Traum erwacht.“
    Sie musterte ihn eingehend und versuchte, ihr klopfendes Herz zu beruhigen. Dieser übernächtigte, unrasierte Charles war verteufelt attraktiv, viel anziehender als der gewöhnlich makellose Charles. Das Bild ihrer zerwühlten Bettlaken stieg vor ihr auf, bevor sie ihre wilde Vorstellungskraft zügeln konnte. Sie errötete und nahm sich zusammen. „Was hast du zu sagen, das nicht bis zu einer schicklichen Uhrzeit warten konnte?“
    „Ich muss mich entschuldigen. Was du heute Abend gesagt hast – das hat sich in meine Seele eingebrannt. Es tut mir so leid. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, auch nur ein Jota zu deinem Unglück beigetragen zu haben.“
    „Nein.“ Sie neigte den Kopf. „Ich bitte um Verzeihung dafür, dass ich dich so angegriffen habe. Du schuldest mir nichts, ich hätte nicht andeuten sollen, dass es so ist. Schließlich warst du es, der mir beigebracht hat, dass ich selbst für mein eigenes Glück verantwortlich bin. Es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe, deinen völlig richtigen Rat zu befolgen.“
    „Aber du hast es geschafft.“ Er hob ihr Kinn an. „Schau, was du vollbracht hast, Sophie. Ich habe gesehen, wie du dich heute – herzlich – mit deinem Onkel unterhalten hast. Wir dachten, es würde nie dazu kommen! Du hast so viel gelernt und dein Talent dazu benutzt, andere Leute glücklich zu machen. Du solltest stolz darauf sein, was du erreicht hast. Ich bin es. Und ich stehe in deiner Schuld, dafür, dass du meiner Mutter so eine gute Freundin bist. Aber das alles ist nicht der Grund, warum ich so unbedingt mit dir sprechen wollte.“
    Sophie schloss die Augen und gestattete sich ein genussvolles Seufzen. Sie wusste, es war falsch, gefährlich sogar, sich an seinem Lob zu wärmen. Aber sie konnte nicht anders. Sein Verständnis bedeutete ihr so viel, weil er allein wusste, wie schwer es für sie gewesen war, so weit zu kommen. Als sie die Augen wieder öffnete, wusste sie, dass unverhohlene Freude daraus leuchtete. „Warum dann?“
    „Miss!“, zischte Nell von ihrem Posten auf der anderen Straßenseite aus. „Der Bäckerjunge kommt die Straße rauf. Wir müssen wieder rein!“
    Charles ergriff ihre Hände und hielt sie fest. „Noch nicht“, flehte er. Er sah sich hastig um. „Die Hintertreppe“, rief er. „Komm, dort können wir reden.“
    Er zog sie zur Treppe an der Rückseite des Hauses. Sophie blickte skeptisch auf die schmalen Stufen, aber sie konnte Charles’ flehentlichem Blick nicht widerstehen.
    „Bitte, Nell?“, fragte sie. „Kannst du noch etwas länger für uns aufpassen?“ Die Zofe sah nicht glücklich aus, aber sie nickte. Sophie folgte Charles die Stufen hinunter.
    Unten war es um einiges kühler. Zitternd zog sie ihren Morgenmantel enger um sich. Das Licht war trübe; sie konnte Charles’ Gesichtsausdruck nur undeutlich erkennen. Er blickte sie auf eine Art an, die ihr Herz aussetzen ließ.
    „Du bist so unglaublich schön“, flüsterte er.
    „Du wolltest mir sagen, warum du so unbedingt mit mir sprechen wolltest“, erinnerte sie ihn in einem fruchtlosen Versuch, ihre Reaktion auf ihn zu überspielen. Sie hoffte, dass er im Dämmerlicht ihre geröteten Wangen nicht sah.
    „Weil ich nicht will, dass du weiter glaubst, ich hätte dich vergessen.“ Seine Stimme war rau vor Ergriffenheit.
    „Das denke ich nicht, wirklich …“
    Er bewegte sich so schnell, dass sie es nicht sah; sie fühlte nur seine Nähe, seine Wärme. Er erstickte ihre Worte mit seiner Hand auf ihren Lippen, und Verlangen brach sich gegen all ihre Selbstbeherrschung Bahn. Angetrieben von neuer Hoffnung und alten Träumen, durchströmte es sie heiß.
    „Du bist immer bei mir gewesen“, flüsterte er. „Egal, welchen ruchlosen Streich ich spielte, egal, wie tief der Kummer ging, egal, wie schwer die Aufgabe war, die vor mir lag, du warst da. Versteckt in einer sicheren Ecke meines Herzens hast du mich angelächelt, mich getröstet, mir vergeben.“
    Langsam gab seine Hand ihren Mund frei, nur um seinen weichen Lippen Platz zu machen. Von dem

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