Zwischen Pflicht und Sehnsucht
es wissen. „Und Lord Dayle?“
„Ich habe ihn seit dem Maskenball nicht gesehen.“ Lady Dayle klang besorgt. „Jack meint, er hat sich mit seinem Komitee eingesperrt, aber Sir Harold sagte, sie hätten ihre Treffen vertagt. Niemand scheint zu wissen, wo er ist. Ich hatte angenommen, er hätte Sie vielleicht in seine Pläne eingeweiht?“
Stumm schüttelte Sophie den Kopf.
„Du brauchst seine Hilfe nicht, Sophie“, sagte Mateo. „Deine Freundin, die Duchess, hat erklärt, sie würde jeden, der schlecht über dich spricht, schneiden. Diese kühle junge Dame … Miss Ashford?“ Sophie nickte, und er fuhr fort: „Sogar sie hat schließlich erklärt, dass dein Kostüm untadelig war. Aber den Todesstoß versetzte der Prinzregent deinen Verleumdern, als er für dich sprach.“
Sophie konnte nur die Hand auf den Mund legen. „Das kann nicht sein“, flüsterte sie.
„Er sagte, du hast großes Talent und ein künstlerisches Temperament brauche mehr Spielraum als das einer gewöhnlichen Person. Er wäre sehr ungehalten, wenn irgendjemand dich kritisieren würde. Er ist vielleicht kein besonders guter Herrscher“, sagte Mateo gönnerhaft, „aber der Mann weiß, wie man das Leben in vollen Zügen genießt.“
Alle lachten, und Sophie fühlte sich etwas besser.
„Bleiben Sie beide über Nacht?“, fragte sie die Viscountess.
„Ja“, sagte Lady Dayle, „und ich muss nun wirklich nach oben, um das Auspacken zu beaufsichtigen. Übrigens habe ich unterwegs bei Emily gehalten und Nell mitgebracht sowie den Rest Ihrer Kleidung.“
„Vielen Dank. Ich habe Nell vermisst. Ich hoffe, du wirst meine klägliche Garderobe nicht zu ernüchternd finden, während du hier bist, Mateo. Die Arbeit ist nicht gut für meine Kleider.“
„Du würdest selbst in Lumpen königlich aussehen“, erklärte er. „Meine Geschäfte zwingen mich, in ein paar Tagen nach London zurückzukehren, aber ich beabsichtige, mich bis dahin hier mit dir hervorragend zu amüsieren, Cousine.“
„Dann sehe ich Sie beide zum Abendessen.“ Lady Dayle erhob sich.
„Danke, Mylady. Mateo, würdest du mich bitte entschuldigen? Ich würde gern noch etwas arbeiten.“
„Nein, werde ich nicht. Ich werde einer deiner Arbeitssklaven sein, wenn du erlaubst.“ Er grinste. „Das wird wohl die einzige Möglichkeit sein, Zeit mit dir zu verbringen, Cousine.“
Sophie kam an diesem Tag gut voran, auch mit Mateos Unterstützung. Tatsächlich war er bereit, selbst bei den unangenehmsten Aufgaben zu helfen. Mit seinen Plaudereien und seiner ungebrochenen guten Laune brachte er sie zum Lachen. Sie genoss den Tag, und später genossen sie alle zusammen gemütlich ein köstliches Abendessen. Anschließend nahmen sie zu dritt ihren Tee im Kleinen Salon im hinteren Teil des Hauses ein. Sophie mied das Fenster, wo Charles sie zum ersten Mal geküsst hatte.
Im Gegensatz zu Mateo. Er stand genau da, wo Charles gestanden hatte, und musterte den Raum. „Sophie, mit diesem Haus wirst du dir einen Namen machen.“
„Mateo hat recht“, sagte Lady Dayle. „Ich kann es kaum erwarten, dass alle es sehen.“
„Sie müssen mir schreiben und berichten, wie Lord Dayles erster Empfang ankommt.“
Die Viscountess stellte ihre Teetasse ab und wechselte einen Blick mit Mateo. „Das wird nicht nötig sein, Liebes.“
„Warum nicht?“ Sophie sah in schuldbewusste Gesichter. „Was ist los?“
„Charles’ Geburtstag ist Ende dieser Woche.“
„Ja.“
„Ich habe ein paar Freunde hierher eingeladen. Es soll eine Einweihungsfeier werden.“
Sophie blieb der Mund offen stehen. „Aber Mylady! Es gibt noch so viel zu tun!“
„Unsinn. Es ist umwerfend. Was noch fehlt, ist in der verbleibenden Zeit leicht fertigzustellen.“
Sophie rechnete schnell im Kopf nach. „Vielleicht. Ja, ich glaube, wir können es schaffen, aber wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn wir die nächsten Tage sehr hart arbeiten, sollte ich rechtzeitig fertig und aus dem Weg sein.“
„Keineswegs. Sie sind nicht im Weg, und ich lasse nicht zu, dass Sie sich wegschleichen. Sie müssen hierbleiben.“
„Das würde ich lieber nicht.“
„Aber das müssen Sie. Es sind auch Ihre Gäste. Ich habe die Einladung in unser beider Namen ausgesprochen. Es wird gleichzeitig eine Geburtstagsfeier und eine feierliche Enthüllung.“
Sophie saß reglos da. „Sie …“ Sie fühlte den Drang zu lachen, befürchtete aber, stattdessen loszuweinen. Charles. Eine Einweihungsfeier. „Sie spielen nicht
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