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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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normalerweise.“
    „Hmm.“
    „Sie haben sich die Artikel über Sie angeschaut, Sir. Haben sich drüber kaputtgelacht, bevor sie mir die Freigabe zum Drucken gegeben haben.“
    „Ich möchte, dass Sie gründlich nachdenken, Mr. Humbert. Hat Fink jemals erwähnt, für wen er arbeitet?“
    Der Junge schwieg einen langen Augenblick. „Neee. Aber einmal hat er schon gesagt, ‚Seine Lordschaft‘ wird zufrieden sein.‘“
    „Lordschaft?“ Charles sah Jack an.
    „Jawohl.“
    Charles hatte einen plötzlichen Einfall. „Kommt Fink immer noch vorbei und kontrolliert die Druckfahnen?“
    „Nein, Sir. Seit Griggs aufgehört hat, Sie in der Zeitung abzukanzeln, hab ich ihn nicht mehr gesehen.“
    „Ich danke Ihnen, Mr. Humbert, Sie haben mir sehr geholfen.“ Er winkte Crocker. „Führen Sie unseren jungen Freund in die Küche. Ich bin sicher, die Köchin hat etwas Leckeres für ihn. Und geben Sie ihm etwas für seine Hilfsbereitschaft.“ Charles erhob sich und schüttelte dem Burschen die Hand. „Ich hoffe, wir werden eines Tages wieder Geschäfte miteinander machen.“
    Offensichtlich erleichtert, folgte der Junge Crocker. Charles setzte sich wieder und sah Jack an.
    „Danke. Das ist mehr, als wir bisher hatten.“ Er saß einen Moment stumm da, bevor er frustriert mit der Hand auf den Stuhl schlug. „Aber immer noch so wenig! Warum können wir ihn nicht festnageln?“
    „Wir haben noch ein paar Tage. Vielleicht finden wir noch etwas heraus.“
    „Ein paar Tage?“
    „Bis zu deinem Geburtstag.“
    Charles rieb sich die Schläfen. Oh, Herr, das konnte nichts Gutes bedeuten. Er fragte sich, was er in der letzten Woche noch alles verpasst hatte. „Mein Geburtstag?“
    Jack sah ihn erstaunt an und brach dann in Gelächter aus. „Wenn du deine Post gelesen hättest, anstatt einen zur Brust zu nehmen, lieber Bruder, dann wüsstest du, dass unsere liebste Frau Mutter ein Geburtstagsfest für dich plant.“
    „Wie schlimm ist es?“
    „Du weißt es wirklich nicht? Sie hat eine Menge Leute zu einer Einweihungsfeier am Wochenende eingeladen.“
    „Eine Einweihungsfeier? Wo denn?“
    „In Sevenoaks, Charles. Sie plant, gleichzeitig die neue Einrichtung des Hauses zu präsentieren.“
    Charles sank in seinen Stuhl zurück. Ihm drehte sich erneut der Magen um, und der Kopf dröhnte ihm. Jack und Crocker hatten sich geirrt; er würde sterben. Er hoffte nur, er würde es vor seinem Geburtstag schaffen.

13. KAPITEL
        
    Natürlich starb er nicht. Und um die Einweihungsfeier drückte er sich auch nicht. Letztendlich war es das nicht wert. Er hätte nur seine Gäste beleidigt, seine Mutter gekränkt und den Moralaposteln einen weiteren Punkt für ihre Negativliste geliefert. Er hatte ihnen ohnehin mit seiner Kneipentour genug Munition verschafft, und sie hatten darin geschwelgt. Ein Tross Zeitungsschreiberlinge folgte ihm nun überall hin und wartete mit gespitzten Bleistiften wahrscheinlich darauf, dass er in fremden Zungen sprach oder sich auf offener Straße eine Frau verführte. Er ignorierte sie. Er hatte andere Sorgen.
    Es war ein Schock für ihn gewesen, als Sophie ihn auf dem Wohltätigkeitsball hatte stehen lassen. So wütend er auch gewesen war, hatte er doch geglaubt, sie könnten zu einer Übereinkunft kommen. Er hielt seinen Vorschlag immer noch für die geniale Lösung all ihrer Probleme. Aus Schock war schnell Zorn geworden, und die nächsten Tage hatte er damit verbracht, die Unbeständigkeit der Frauen im Allgemeinen und Sophies unangebrachten Stolz im Besonderen zu verfluchen. Und dann, mitten in einer Komiteeversammlung, während eines Berichts über die Aufstände in Birmingham, war die Erkenntnis über ihn gekommen. Wie seine brillante Idee für Sophie geklungen haben musste. Wie sie sich gefühlt haben musste.
    Vergessen waren die verstörenden Einzelheiten über protestierende Landarbeiter. Stattdessen stiegen Bilder von der kleinen Sophie vor seinem geistigen Auge auf. Der Schmerz in ihrem jungen Gesicht, wenn ihre konfuse Tante wieder einmal ihren Namen vergessen hatte. Die Art, wie sie trotzig die Schultern straffte, wenn ihr Geburtstag von allen außer ihm unbemerkt verstrich. Und nun, da sie erwachsen war, ihr Widerwillen, sich in den Strudel der feinen Gesellschaft hineinziehen zu lassen. Ihre verbissene Äußerung, sie sei Künstlerin und keine Debütantin.
    Sie hatte zu allem eine so tapfere Miene gemacht, dass selbst er – der wusste, was für ein Schmerz sich hinter ihrer

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