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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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nützlich machen, seinen Mitmenschen helfen. Und die ganze Zeit, während er große Pläne schmiedete, hatte Sophie, diese mutige kleine Person, genau diese Hilfe geleistet. Es versetzte ihm einen schmerzhaften Stich, als er erkannte, dass sie die ganze Zeit recht gehabt hatte. Sie hatten einander nie richtig gekannt. Sophie war keine flatterhaftes, launisches Mädchen. Sie war eine unglaubliche Frau, im Wesen noch schöner als im Aussehen. Und er, er war ein hoffnungsloser Narr.
    Er hielt es nicht mehr aus. Er musste weg. Hastig entschuldigte er sich und verließ den Salon, ging zur Hintertür hinaus und lief in Richtung See.
    Kurz darauf erhob sich Lady Ashford. „Reisen ermüdet mich immer. Ich denke, wir werden uns zurückziehen. Komm, Schatz, etwas zusätzlicher Schönheitsschlaf wird uns nicht schaden.“ Uns wird das auch guttun, dachte Sophie ungnädig, während die stets gehorsame Miss Ashford aufstand und ihrer Mutter folgte. Sie war froh, dieses anstrengende Paar los zu sein. Beide schienen nicht geneigt, ihr zu verzeihen, dass sie den Ruch des Skandals über ihren Ball gebracht hatte.
    Ihr Aufbruch schien ein Zeichen für den Rest der Gesellschaft zu sein. Die meisten Damen folgten ihnen und zogen sich zurück, ebenso einige der Herren. Andere setzten sich zum Kartenspiel zusammen. Sophie stand auf und machte Anstalten, Lady Dayle eine gute Nacht zu wünschen.
    Die Viscountess saß am Sekretär und schrieb eine Notiz. „Sophie, meine Liebe, würde es Ihnen etwas ausmachen, das hier in der Küche abzugeben, bevor Sie nach oben gehen? Ich möchte, dass die Köchin es gleich morgen früh sieht.“ Sie senkte die Stimme. „Tun Sie mir einen Gefallen, Liebes, und sehen Sie zu, dass die Küchentür unverschlossen bleibt? Cabot hat mir gesagt, dass Charles draußen spazieren geht. Ich möchte nicht, dass er ausgesperrt wird.“ Sie erhob sich, warf Sophie eine Kusshand zu und stieg die Treppe hinauf.
    Die Küche war still und dunkel. Sophie legte die Notiz auf den polierten Eichentisch und überprüfte dann die Hintertür nach draußen. Verschlossen. Sie zog den Riegel zurück und blieb mit der Hand auf der Klinke stehen. Lady Dayles Worte über Hindernisse hatten sie sehr bewegt. Diesmal lauerte das Hindernis, das sie überwinden musste, in ihrem eigenen Herzen. Würde sie sich weiter von Angst bestimmen lassen? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Sie öffnete die Tür und schlüpfte nach draußen.
    Es war eine traumhafte Nacht. Die Luft war frisch und klar und frei von der Spannung, die im Salon geherrscht hatte. Ein gelber, fast voller Mond hing tief über dem See und tauchte den Park in sein magisches Licht. Sie lief durch den Kräutergarten und über den Rasen. Ja, sie wusste, was sie tat. Nach allem, was zwischen ihr und Charles geschehen war, gab es nur einen Grund, ihn so aufzusuchen. Das Risiko war groß, und die Folgen konnten katastrophal sein. Der Schmerz, wenn er sie zurückwies, würde viel schlimmer sein als jeder Schmerz vorher. Und doch trugen sie ihre Füße dorthin, wo das Mondlicht auf dem Seewasser und der Kupferkuppel des Pavillons schimmerte. Ihre Ahnung, dass sie Charles hier finden würde, trog sie nicht. Er saß im Dunkeln in einem der bequemen Korbsessel, die Lady Dayle dort aufgestellt hatte, den Kopf in den Händen vergraben.
    Leise sprach sie in die Dunkelheit. „Charles.“
    Er hob den Kopf ohne jedes Anzeichen von Überraschung. „Ich hätte es wissen müssen“, sagte er völlig emotionslos.
    Sophie trat ein und setzte sich zu ihm. „Was quält dich?“, fragte sie schließlich.
    „Ich. Du. Die ganze verdammte Welt. Such es dir aus.“
    Sie seufzte. „Wahrscheinlich eine Kombination aus allen dreien.“ Aber kein Problem, wie verworren auch immer, hatte eine Chance gegen seine Charakterstärke, gegen seine Entschlossenheit, das Richtige zu tun. „Ich bin sicher, du kannst es lösen.“
    Er schnaubte. „Genau da liegst du falsch. Oh, ich war vielleicht vor ein paar Monaten noch arrogant genug, das zu denken. Aber du hast das alles geändert.“
    Sie war entsetzt. „Ich?“
    Mit einem unterdrückten Fluch stand er auf und stieß den Sessel zurück. „Sophie, du ahnst nicht mal, was du mit mir angestellt hast! Bevor du zurückgekommen bist, war ich sicher, ich könnte alles wiedergutmachen, wenn ich nur hart und lang genug arbeiten würde.“
    Mit eleganten, kraftvollen Bewegungen machte er ein paar Schritte von ihr fort zwischen den Säulen hindurch.

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