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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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lächerlicher englischer Brauch“, verkündete Cardea lautstark. „Zu Hause wissen wir, dass es die Damen sind, die solche Feste erst interessant machen.“ Er stand auf, und Charles starrte ihm nach, als er die erstaunten Männer sitzen ließ und den Damen folgte. Einen Augenblick herrschte Stille. Dann brach Lord Ashford in Gelächter aus, in das die anderen Männer einstimmten. Sogar Charles lachte leise.
    Seine Stimmung schlug schnell um, als die Gentlemen aufstanden, um sich den Frauen im Salon anzuschließen, nur um diese um das Klavier versammelt vorzufinden, wo sie gebannt Mr. Cardeas angenehmem Bariton lauschten. Auch Sophie schien hingerissen. Charles rang um Beherrschung. Zuzusehen, wie andere um sie warben, machte ihn rasend. Es weckte einen verborgenen primitiven Instinkt in ihm, der ihn dazu trieb, sie seinen Rivalen entreißen und jedem Mann in der Nähe „Meine!“ ins Gesicht schreien zu wollen.
    Aber er hatte kein Recht dazu.
    Widerstrebend musste er sich die Wahrheit eingestehen. Sosehr er es sich auch wünschte, vielleicht war er einfach nicht der Richtige für Sophie. All die harten Worte, die er ihr gesagt hatte, verfolgten ihn. Er hatte sich ihr gegenüber schrecklich benommen. War sie mit jemand anderem nicht besser dran?
    Die musikalische Darbietung endete, und alle nahmen Platz.
    Charles beobachtete Sophie, studierte die hinreißenden Züge ihres Gesichts und dachte daran, wie ihre Augen aussahen, wenn sie von Verlangen erfüllt waren, wie reif und voll ihr Mund schien, wenn sie geküsst worden war. Er erinnerte sich daran, wie sie sich in seinen Armen anfühlte, weich, weiblich, begehrenswert. Nein, sie war mit einem dieser Milchgesichter nicht besser dran. Sie gehörte ihm. Er würde einen Weg finden, sie für sich zu gewinnen. Jetzt gleich werde ich damit anfangen, indem ich sie von Miss Ashford und ihrer Mutter befreie, schwor er sich, als er ihren gequälten Gesichtsausdruck sah.
    „Darf ich mich dazugesellen, meine Damen?“
    „Bitte, setz dich, Lieber“, entgegnete seine Mutter, die ihnen gegenübersaß, und machte ihm auf der gepolsterten Sitzbank Platz. „Die ist stabil genug für zwei.“
    Charles bewunderte die Bank, deren Bezug genau auf das Muster der Tapete und des Stucks abgestimmt war. „Das ist eines meiner Lieblingsstücke in diesem Raum“, sagte er und nickte Sophie zu.
    „Wie pfiffig von Ihnen, die Einzelheiten der Räume passend zu den Möbeln zu gestalten“, räumte Lady Ashford ein.
    „Eigentlich war es umgekehrt. Ich habe die Möbel so entworfen, dass sie zu dem herrlichen Stuck aus dem letzten Jahrhundert passen“, erwiderte Sophie liebenswürdig.
    „Ah, ich hatte vergessen, Sie versuchen sich ja auch an Möbeln.“ Miss Ashford klang mürrisch.
    „Hier haben wir ein Beispiel einer würdigen wohltätigen Beschäftigung für Sie, meine Liebe“, wandte sich nun Lady Dayle an Miss Ashford. Sophie wollte protestieren, aber die Viscountess ließ sie nicht. „Bitte, Sophie, das ist genau die Art von Einsatz, die Miss Ashford vielleicht noch nicht vertraut ist. Sophie“, erklärte sie der jungen Dame, „hat mit ihren eigenen Mitteln die Werkstatt gegründet, die ihre Möbel herstellt. Mr. Darvey, ihr Handwerksmeister, war im Technik-Corps der Armee. Leider hat er beim Marsch auf Toulouse ein Bein verloren und wurde ohne Pension als gebrochener Mann nach Hause geschickt.“
    Charles entging der angeekelte Blick auf Lady Ashfords Gesicht nicht, aber seine Mutter schien ihn nicht zu bemerken. „Als Sophie ihn entdeckte, hat er seinen Lebensunterhalt mit herrlichen kleinen Schnitzereien verdient. Nun hat er eine achtbare Anstellung und wird als talentierter Kunsthandwerker anerkannt. Sophie hat einer großen Anzahl Veteranen Arbeit gegeben, die sich nirgends hinwenden konnten.“ Sie machte eine Geste in den Raum hinein. „Sie sehen ja, welch hochwertige Arbeit sie leisten.“
    Charles hörte nicht, was die Ashford-Damen entgegneten. Vor seinem geistigen Auge sah er Sophie, die sich aus Jacks Karriole hinunterbeugte und ernst mit einem Mann in einem zerlumpten Armeemantel sprach. Das Stück Papier, das sie ihm reichte, und den verwirrten, hoffnungsvollen Blick des ehemaligen Soldaten.
    Ich habe so viel Zeit damit verbracht, mich bei einflussreichen, aber unflexiblen Männern einzuschmeicheln und um ihr Wohlwollen zu werben, dachte Charles. Alles für die gute Sache, hatte er sich gesagt. Wenn er erst einmal seine Ziele erreicht hatte, würde er sich

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