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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deb Marlowe
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Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf, und sie konnte sich auf keinen lange konzentrieren. Phillips Geschichte, so entsetzlich sie auch war, schien doch das Ausmaß von Charles’ Schmerz nicht vollständig zu erklären. Auch das Zerwürfnis mit seinem Vater wurde dadurch nicht verständlicher. Sophie war überzeugt, dass ihr noch ein Puzzlestück fehlte.
    „Ah, Sophie.“ Charles betrat mit einem Blatt Papier in der Hand den Raum. In seinen hohen Stiefeln, den Wildlederreithosen und dem enganliegenden hellbraunen Rock sah er makellos gut aus. „Hier ist eine Nachricht von deinem Onkel, er kann nicht vor morgen zu uns stoßen. Mr. Cardea kommt allerdings wie geplant schon heute.“
    „Danke. Ich werde daran denken, es deiner Mutter mitzuteilen. Das wird ihre Sitzplanung für das Essen durcheinanderbringen.“ Sie wandte sich wieder den Blumen zu, aber er ging nicht. Sie spürte seine Anwesenheit.
    „Hast du diese Blumen nicht heute Morgen schon arrangiert?“
    Sie lachte und steckte den letzten grünen Zweig zurück zwischen die Blüten. „Ja, ich glaube, ich versuche die Schmetterlinge aus meinem Bauch fort auf grünere Auen zu locken.“
    „Du vermischst zwei Metaphern“, rügte Charles lächelnd. „Du musst nervös sein.“ In seiner Stimme schwang Mitgefühl. „Du kannst dir unmöglich Sorgen wegen des Hauses machen – es ist großartig. Jeder, der es sieht, wird sich verlieben.“
    Sophie machte einen Schritt nach hinten. Charles hatte sich positiv verändert, seit er nach Sevenoaks zurückgekehrt war. Sein Blick wirkte weniger misstrauisch; er sprach unbeschwerter und offener mit ihr. Ihre Reaktion darauf war verwirrend und kompliziert. Ein Teil von ihr frohlockte. Endlich. Endlich war er zugänglich und aufgeschlossen. Der andere Teil traute dem Frieden nicht. Ständig wartete sie darauf, diese Mauern wieder zu spüren, wieder ausgeschlossen zu werden. Es war nervenaufreibend. „Nein, mit dem Haus bin ich zufrieden. Es ist sogar schöner geworden, als ich gehofft hatte.“
    „Was ist es dann?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Sag nicht, du machst dir Sorgen darum, wie du selbst ankommen wirst?“ Seine Stimme bekam einen spöttischen Unterton. „Was ist mit der Sophie passiert, der es egal war, was andere von ihr denken, die niemanden brauchte?“
    Sie sah im fest in die Augen. „Ich habe auf sehr harte Weise gelernt, wie gefährlich es ist, jemanden zu brauchen, nicht wahr?“
    Er erbleichte. Sie hatte ihn nicht direkt angeklagt, aber er verstand.
    „Oh, Sophie, es tut mir so leid.“ Bevor sie reagierten konnte, war er auf sie zugetreten und hatte die Arme um sie gelegt.
    Nein, das ist falsch , dachte sie, während sie in seiner Umarmung dahinschmolz. Sie musste sich von ihrer erschreckenden Abhängigkeit von ihm befreien, weil sie immer noch nicht sicher war, ob sie ihm trauen konnte. Aber die Waise in ihr wollte nicht hören, zu sehr sehnte sie sich nach einem Zuhause, nach Liebe. Und so ergab sie sich der Wärme und Sicherheit seiner Arme . Es ist eine Illusion, beharrte eine innere Stimme, es ist nicht echt. Furcht stieg in ihr auf, als er sie enger an sich zog und den Kopf senkte, um sie zu küssen. Er hatte sie so sehr verletzt. Wie viel schlimmer würde es sein, wenn sie zuließ, dass er weiterging? Sie war eine erwachsene Frau, kein einsames kleines Mädchen mehr. Sie nahm all ihre Kraft und ihre schmerzlich gewonnene Weisheit zusammen und riss sich los.
    „Nein, Charles.“ Ihre Angst drohte in einem herzzerreißenden Schluchzen aus ihr hervorzubrechen, aber sie beherrschte sich. „Nichts hat sich verändert. Ja, da ist etwas zwischen uns, aber wir haben auch immer noch all unsere Probleme.“
    „Dann lass sie uns gemeinsam lösen.“
    „Ich …“ Sie konnte es nicht laut aussprechen. Ich habe Angst. Also nahm sie den Ausweg des Feiglings. „Ich bedaure.“ Mit den Tränen kämpfend wandte sie sich ab und floh.
    Kurze Zeit später, nachdem Sophie Zeit gehabt hatte, sich zu fangen, betrat Nell das Zimmer.
    „Mrs. Hepple hat Probleme mit den Vorhängen im Salon“, sagte das Mädchen grinsend. „Sie fragt, ob Sie helfen könnten?“
    „Natürlich.“ Schweren Herzens machte sie sich auf den Weg. Auf der Treppe kam ihr Lady Dayle mit einer Liste in der Hand entgegen.
    „Jetzt ist es fast so weit. Sind sie fertig angezogen, Liebes?“
    „Ja, Mylady.“
    „Oh, mein liebes Kind, was ist los? Sie sehen ja völlig aufgelöst aus!“ Die Viscountess eilte zu ihr, legte ihr die

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