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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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Regierung der Kirche, auch die Leitung der Staaten und Herrscher, und einen bestimmenden Einfluss auf ihre Politik, als es die Leitung ergriff in einem gemeinsamen Unternehmen […].« Der Historiker des 20. Jahrhunderts zieht naiv-tragisch die Verbindungslinie zum Kolonialismus, wenn er von einem geläufigen Vorurteil im »Westen« spricht, dem »Beruf der europäischen Nationen, allen Völkern die Segnungen der abendländischen Zivilisation mitzuteilen, sei es auch, indem man ihre Reiche zerstört und ihr Land erobert«. Meint Haller das ironisch oder tragisch-hellsichtig für die Zukunft?

Klagen über die Behandlung der Pilger
    Den Christen im Orient ging es dabei, wie sich aus den historischen Quellen ergibt, so schlecht nicht. Die Pilger trafen häufig im Heiligen Land auf kein größeres Sicherheitsrisiko als bei einer Reise im Abendland, über die Alpen, an Raubritterburgen vorbei, durch dunkle Wälder und auf gefährlichen Wegen. Geklagt über die schlechte Behandlung der christlichen Pilger durch die Muslime wurde zwar oft. Und die Klagen wurden von den byzantinischen Kaisern verstärkt. Mit dem Ziel, durch einen besseren Schutz für die Wallfahrer auch an Sicherheit für das eigene bedrängte Reich gewinnen zu können. Aber realistisch betrachtet hätte man für den Zugang zu den heiligen Orten nicht unbedingt ein so schwieriges und gefahrvolles Unternehmen beginnen müssen. Der Aufwand rechtfertigte
schwerlich das Ziel, wenn es nicht religiös-ideologisch aufgerüstet worden wäre.
    »Mit dem religiösen Beweggrund«, so prüft Johannes Haller unbestechlich, »mischten sich profane, neben dem ewigen Lohn im Himmel lockte zeitlicher Gewinn auf Erden. Wie viele, die das Kreuz nahmen, mögen mit diesem Schritt den Ausweg aus einer verzweifelten Lage, aus Arbeitslosigkeit, Verschuldung und Not gesucht haben! Sie erhielten ja - so verordnete der Papst - Aufschub für alle Verpflichtungen, wurden mit Leib und Gut für unantastbar erklärt und hatten Aussicht, als Pilger auf fremde Kosten sich durchzuschlagen bis ans Ziel, wo dann ein märchenhafter Gewinn allen Sorgen ein Ende machen würde. Auch bei den Herren war es mitunter nicht anders.«
    Schön und gut. Es musste jedoch für die Völker jenseits der Alpen noch etwas hinzukommen, was ihnen nur der Himmelspförtner Petrus und sein Nachfolger geben konnten, weshalb es sie »von ihrer Heimat in das offene Grab Asiens trieb« (Gregorovius). Da zieht Haller aus der Distanz des Protestanten eine überraschende Verbindung. Holte sich der Papst Anleihen bei muslimischen Paradiesvorstellungen? Denn, wörtlich:
    »Aber der stärkste Antrieb, das dürfen wir unbedenklich annehmen, war doch der religiöse, den höchsten, wertvollsten Sold bot der Papst mit der gewissen Aussicht auf Sündenvergebung und ewiges Leben. Er folgte damit - ahnte er es nicht, oder sollen wir bewusste Nachahmung annehmen, etwa durch die Maurenkriege in Spanien vermittelt? -, er folgte dem Vorbild des Feindes, bekämpfte ihn mit der eigenen Waffe. Die Wonnen des Paradieses, die Mohammed seinen Glaubensstreitern verhieß, ins Christliche übersetzt als Sündenvergebung und ewige Seligkeit, sollten die Kampflust steigern und lenken, die den Völkern des Abendlandes mit dem Blut ihrer germanischen Vorfahren angeboren war.«
    Die Wonnen des Paradieses als Lohn für irdische Mühen und Opfer, vielleicht gar des Lebens. Das kommt nun bekannt vor. Oder drehte der Papst die alte Auffassung aus den ersten christlichen Jahrhunderten, dass Wallfahrten ins Heilige Land den Pilger der ewigen Seligkeit näherbrächten, ins Militärische? Im Islam ist die Wallfahrt nach Mekka zur religiösen Pflicht erhoben. Auch bald 1600 Jahre nach dem Tod des Propheten Mohammed wird dies ernst genommen. Man stelle sich nur vor, Mekka würde von amerikanischen Truppen besetzt und von Christen beherrscht!

Krieg und Gewalt fürs Paradies
    Christlich-theologisch war es nicht zu rechtfertigen, dass man mit Krieg und Gewalt Vergebung der Sünden erlangen und ins Paradies eingehen konnte. Mit der milden Botschaft des Gründers des Christentums schon gar nicht. Haben Urban II. und seine Nachfolger das einfach nur mal so gesagt und dann, weil es offenbar gut ankam, wiederholt? Waren die Päpste am Ende vielleicht gar selbst erstaunt, welche Wirkungen ihre Aufforderungen zum Kreuzzug entfalteten.
    In seinem Standardwerk »Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert« (2007) weist der Münsteraner

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