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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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junior war das päpstliche Nein noch deutlicher und heftiger. Johannes Paul II. und die Politiker im Vatikan waren überzeugt, dass ein Krieg nicht nur Tod und Leid über die Menschen im Irak bringen, sondern auch viel größere, lange Zeit unlösbare Probleme, auch religiöser Natur, schaffen würde. Nicht zuletzt fürchtete man um die Christen im Irak, zu Recht. So bedurfte es nach dem Beginn des Kriegs noch eindringlicherer Worte des Papstes und vielerlei Überredungskünste
der vatikanischen Diplomaten, den Feldzug der Vereinigten Staaten von Amerika im Irak nicht als Konflikt zwischen Religionen gelten und vergelten zu lassen. Kein Kreuzzug! Bitte. Die amerikanische Militärintervention wurde im Vatikan nicht nur als Krieg verurteilt, sondern auch als sinnlos und kontraproduktiv eingeschätzt. Zu Recht. Nichtsdestotrotz wurde in der muslimischen Welt der Vorwurf des neuen - des letzten? - Kreuzzugs erhoben, wurden die historischen Traumata im kollektiven Gedächtnis des Islam bemüht.
    Der Präsident George W. war im Vatikan wegen seines Eintretens für traditionelle Werte in den innenpolitischen Auseinandersetzungen angesehen, doch keineswegs im Übermaß. Die Religiosität des Präsidenten, seine vorgebliche Wiedergeburt aus christlichem Eifer weckte bei einem so Rationalen wie Kardinal Ratzinger/Papst Benedikt und den so nüchternen päpstlichen Diplomaten eher Zurückhaltung. Sich gar von religiösen Inspirationen in der Politik leiten zu lassen, wie Bush und seine führenden Mitarbeiter zuweilen vorgaben, rief Misstrauen hervor. Eine Kabinettssitzung im Weißen Haus mit einem Gebet zu eröffnen war riskant, zweischneidig, weil das Ergebnis der politischen Entscheidung den schönen religiösen Schein diskreditieren konnte. Das Religiöse wollte man gern selbst in der Hand behalten, war die Meinung im Apostolischen Palast. Wegen seiner Politik und religiösen Überzeugung verdiente George W. Bush nicht wirklich eine Sonderbehandlung, meinten die meisten im Vatikan.

Hysterische Angst
    Der Präsident der USA erzwang die Bevorzugung fast. Einerseits wollte Benedikt, ob es gefiel oder nicht, die besondere Aufmerksamkeit erwidern, die ihm Bush junior Mitte April bei der Papstvisite in Washington vorbehalten hatte: Begrüßung am Flughafen und eine Feier im Weißen Haus zu Joseph Ratzingers 81. Geburtstag am 16. April. Vielleicht wünschte Benedikt, als junger deutscher Flakhelfer am Ende des Zweiten Weltkriegs in befreiender amerikanischer Gefangenschaft, auch noch Bush
senior mitzuehren, weil dieser für die deutsche Wiedervereinigung 1989/90 das entscheidende Placet gegeben hatte. Vor allem wollten die Monsignori jedoch verhindern, dass amerikanische Sicherheitskräfte mit ewiger hysterischer Angst wegen eines möglichen Anschlags die Herrschaft über den Apostolischen Palast an sich rissen, und eine hitzige Diskussion über notwendige Sicherheitsmaßnahmen wie bei früheren Besuchen vermeiden.
    So war man auf einen besonderen Ausweg verfallen. Doch das hätte schiefgehen können.
    Der Papst empfing den Präsidenten nicht wie gewöhnlich in seiner Bibliothek, sondern wartete auf ihn draußen am Fuße des Johannesturms in der Westecke des kleinsten Staates der Welt, hoch über den Vatikanischen Gärten und der Ewigen Stadt. Johannes XXIII. liebte diesen Platz und hatte den ungewöhnlichen runden Renaissancewehrturm restaurieren lassen. Da durften die amerikanischen Agenten kontrollieren.
    Papst und Präsident redeten etwa eine halbe Stunde lang über - worüber sonst? - das Schicksal der Welt, das letztlich nach beider Überzeugung in Gottes Hand liegt. Auch wenn der Präsident da eigensinnige Episoden mit unbefriedigendem Ausgang beigesteuert hatte. Da war der großartige Blick von der Höhe des Turmes auf die Ewige Stadt und den Staat des Vatikans mit der Peterskirche ein Trost.
    Früher fragten Kaiser und Könige bei solchen Gelegenheiten den Bischof von Rom als Nachfolger des Apostels Petrus und Himmelspförtner, was sie denn »danach« erwarte. Nach der Amtszeit, nach dem Tod. Da wäre um ein Haar das Treffen im heißen Juni auf Glatteis geraten. Denn neben dem Johannesturm steht eine Bronzestatue Urbans II., jenes Papstes, der als Erster einen Kreuzzug ausrief und noch Ende des 19. Jahrhunderts (1881) zu den Ehren eines Denkmals in den Vatikanischen Gärten kam. Na bitte, hätte Bush ausrufen können.

Die Gefangenschaft der heiligen Stadt des Königs der Könige
    Urban II. war es, ein Franzose, der in

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