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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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erheben und ihn mit zahllosen einträglichen kirchlichen Pfründen auszustatten. Der Kardinal Rodrigo de Borja war reich und schlau genug, nicht im sittenlosen Leben in Rom aufzugehen. Während im Osten im Mittelmeer und auf dem Balkan die Türkengefahr immer größer wurde, tat sich in Spanien für den christlichen Glauben Günstiges. Die »Katholischen Könige«, Isabella von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon, vereinigten ihre Reiche durch Heirat und bauten dieses große Gebilde durch entschiedene innere Reformen zu einem modernen Verwaltungsstaat auf. Als Isabella und Ferdinand 1481 die Inquisition (aus dem Mittelalter) erneuerten, machten sie die (beabsichtigte) Erfahrung, dass profilierte, zuweilen fanatische Religiosität zur Stärkung der Staatsgewalt führen kann. So geschah es. Am 2. Januar 1492 schlossen die Katholischen Könige zudem die Eroberung des letzten Muslimreiches in Spanien ab, als sie in dessen Hauptstadt Granada einzogen. Im selben »Spanischen Jahr« waren Rodrigo de Borja und Cristoforo Colombo (Kolumbus) im Auftrag der Katholischen Könige am Ziel ihrer Wünsche.

Rodrigo de Borja - Alexander VI.
    Der Kardinal Rodrigo de Borja wurde am 10. August 1492 mit 62 Jahren zum Papst gewählt, vielen Kindern zum Trotz und dank Unsummen von Bestechungsgeldern; die Vorwürfe der Simonie und eines Lebenswandels wie im heidnischen Götterolymp fochten Alexander VI. wenig an. Der Seefahrer Kolumbus
entdeckte im Oktober sein Westindien und unser Amerika. Man stelle sich vor, nicht Isabella hätte den Genueser Christen finanziert, trotz der Belastung durch den Kreuzzug gegen die Muslime auf der Iberischen Halbinsel, sondern die Osmanen hätten ihre Flotte nach Westen auf den Atlantik geschickt.
    Aber religiöser Extremismus, Glaubensstrenge und Privilegierung der eigenen Überzeugungen bargen schon den Samen des Niedergangs. In ihrem Kampf gegen Unglauben und Ungläubige statuierten die Katholischen Könige auch, harte Landarbeit und redliches Gewerbe sei der Christen unwürdig. Dass man nach dem Fall von Granada misstrauisch, unduldsam und gewalttätig gegen Juden und Muslime wurde, auch gegen die wirklich oder vorgeblich Bekehrten, die »Conversos«, dass man sie aus ihrer Heimat vertrieb, ist nicht nur als Vergehen gegen die Menschlichkeit zu verdammen, sondern rächte sich einige Zeit später durch wirtschaftlichen Niedergang in Spanien.
    Alexander VI. ließ sich in Rom nur berichten, was geschah: 1499 wurde auf Anordnung des Erzbischofs Jiménez de Cisneros von Toledo auf dem Marktplatz von Granada ein Scheiterhaufen errichtet, um islamische Bücher über Theologie, Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaften zu verbrennen. Das geisttötende Spektakel weitete sich zu einem Pogrom gegen Nichtchristen, dem vor allem Juden zum Opfer fielen. Als die Muslime, die Morisken, sich gegen die Unterdrückung mit dem Verbot der Religionsausübung und Enteignung erhoben, wurden sie in andere Teile Spaniens und Portugals und später nach Afrika vertrieben. Granada verfiel. Bis es auch wieder auf seine muslimische Vergangenheit stolz, bis man sich im 21. Jahrhundert mit wichtigen Veranstaltungen seiner multikulturellen Bedeutung - zusammen mit dem benachbarten Córdoba - bewusst wurde.

Clemens VII. - Giulio de’ Medici
    Die erste Stufe zum Thron Petri war für Giulio de’ Medici, dass er der Florentiner Herrscherfamilie entstammte. Sein Onkel war Lorenzo der Prächtige, der unvergleichliche Herr der Kunststadt
am Arno von 1449 bis 1492; sein drei Jahre älterer Vetter Giovanni wurde sogar Papst, Leo X. (1513-1521), der Martin Luthers Reformvorschläge mit einer Bulle abtun wollte; sein Vater, der Bruder Lorenzos, war jener Giuliano de’ Medici, der am 26. April 1478 der politischen Verschwörung der Patrizierfamilie Pazzi gegen die Medici-Dominanz in Florenz zum Opfer fiel. Das Besondere an diesem Attentat, einen Monat vor Giulios Geburt am 26. Mai 1478, gehört zur italienischen Renaissance: Es geschah während des Hochamts am Sonntag in der Kathedrale, der Erzbischof kannte den Plan und wirkte mit, und Sixtus IV. in Rom stimmte der Verschwörung, ohne Mord, zu. So wusste der Halbwaise früh um die Prämien und Risiken der Politik.
    Die zweite Stufe zum römischen Bischofsamt war, dass Giulio de’ Medici schon in jungen Jahren dem Ritterorden der Johanniter beitrat. Für das Herrscheramt in Florenz kam er als »natürlicher«, unehelicher Sohn des Giuliano nicht infrage. Der »Orden des heiligen

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