Zwischen Rom und Mekka
Richtungen zu Gebeten oder einem »Friedensmarsch« in das umbrische Städtchen des Super-Christen aufmachen. Seitdem Francesco als wahrer Christ heiliggesprochen wurde. Von Gregor IX. (1227-1241), demselben Papst, der Kaiser Friedrich II. wegen Säumigkeit beim Kreuzzug mit dem Bann belegte. Dem der Kaiser fast zu friedfertig mit den Muslimen umging, wegen eines sehr pragmatischen Waffenstillstands. Der das mit den drei Ringen doch genauer wissen wollte und deshalb die Inquisition, das Aufspüren von Andersgläubigen, ausbaute.
Kapitel 35
Die Kriegsherren des Abendlands zwischen 1453 und 1571: Alexander VI. - Clemens VII. - Malteser-Ritter
Spanische Ambitionen
Von Valencia, der spanischen Küstenstadt am Mittelmeer, sind es mehr als 500 Kilometer nach Granada. Kein Problem heute mit Autobahnen und Schnellzügen. 1430/31, als ein gewisser Rodrigo de Borja y Borja dort in dem nahen Örtchen Xativa geboren wurde, war die Reise ein großes Problem. Zu Fuß hätte es wohl rund zwei Wochen gedauert, bei schnellem Gehen. Zwischen Valencia und Granada lag jedoch eine scharfe Grenze zwischen zwei fremden Kulturen, zwei feindlichen Religionen: zwischen dem muslimischen Reich der Almoraviden, Almohaden und schließlich Nasriden und dem katholischen Aragon(ien).
Erstaunlicherweise zog es ehrgeizige Spanier damals, im ausgehenden Mittelalter weniger dazu hin, Muslime von spanischer Erde zu vertreiben - was jene schon lange »Re-conquista«, »Rück-Eroberung«, nannten, Muslime einfach nur »Conquista«, »Eroberung« -, sondern sie wollten vielmehr, im christlichen Italien, in den südlichen Königreichen, auf Sizilien oder in Neapel ihr Glück suchen. Die Vorliebe der Aragonesen für Süditalien schuf im westlichen Mittelmeer sichere, von Muslimen weniger behelligte Schiffsverbindungen. Den Onkel des Rodrigo, Alonso de Borja, 1378 geboren, einen genialen Juristen, führten die Ambitionen, wie das Leben damals so spielte, nach Rom. In den Wirren des Abendländischen Schismas (1378-1417) mit mehreren rivalisierenden Päpsten und
den Möglichkeiten des wieder aufstrebenden Renaissancepapsttums gelang ihm die kirchliche Karriere so gut, dass er selbst zum Papst gewählt wurde, am 8. April 1455.
Alonso de Borja - Calixtus III.
Noch mehr. Alonso de Borja, nun Calixtus III., nahm die Kenntnis des christlich-muslimischen Konflikts in seinem Heimatland mit auf den Thron Petri. Knapp zwei Jahre waren vergangen nach der Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 durch die muslimischen Türken und dem Aufgehen des Byzantinisch-Oströmischen Kaisertums im Osmanischen Reich. Ein Schock für das Abendland. Über diese christliche Apokalypse schrieb der kirchliche Humanist Enea Silvio Piccolomini, der spätere Pius II. (1458-1464): »Meine Hand zittert, während ich dies schreibe, und es erschauert meine Seele; zu schweigen verbietet die Empörung, und zu reden verhindert der Schmerz. Weh der unseligen Christenheit!«
Da befand sich Piccolomini in Wien, der Hauptstadt der Habsburger, die wenige Jahrzehnte später, 1529, zum ersten Mal den Expansionswillen der Osmanen über den Balkan hinweg spüren und dann für eineinhalb Jahrhunderte mit der Abwehr der Muslime beschäftigt sein sollten. Zusammen mit den Päpsten, die so eine militärische Front gegen die Türken und eine religiös-geistliche gegen die Protestanten nach der Reformation aufzubauen und zu halten hatten. Kriegsherren des Abendlands? Zunächst, im Juli 1456, gebot der Papst in einer Bulle zur Schärfung der Wachsamkeit gegenüber den Muslimen, täglich regelmäßig die Kirchenglocken zu läuten; die laute Mahnung verschmolz mit dem Aufruf zum Angelus-Gebet, mittags und abends.
Aber da waren wohl die Eigenkorrekturen und Selbstheilungskräfte der Europäer schon am Werk. Für die notwendige Reform der Kirche traten gebildete und fromme Männer ein. In Rom gab man sich mit neuen Kräften und finanziellen Mitteln nicht nur dem Genuss hin, sondern pflegte Kunst und Künstler. All das war mit Menschlichem, allzu Menschlichem gemischt.
Besonders bei der spanischen Familie der Borja, aus der in Italien die Borgia wurde. Doch moralische Entrüstung über Lebenswandel und Charakter muss man bei den Renaissancepäpsten und -kardinälen hintanstellen, um ihre geschichtliche Wirkung angemessen bewerten zu können.
Zu Lande gegen den Islam
Der Spanier Calixtus III. regierte nur gut drei Jahre (1455 bis 1458). Doch lang genug, um seinen Neffen Rodrigo mit 36 Jahren zum Kardinal zu
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